I love her [girlxgirl]

3: Mandy

Ich schubste mein schwarzes Pennyboard an fuhr über den ungleichmäßigen Fußgängerweg unserer Kleinstadt. ,,Mandy, warte!", hörte ich hinter mir die Stimme von Ally. ,,Wo warst du, wir wollten uns echt gerne mit dir treffen, aber du bist nicht ans Handy gegangen."

,,Sorry, ich war bei Melanie.", antwortete ich ausweichend und fuhr nochmals ein wenig schneller. ,,Ne, oder? Du machst das jetzt nicht ernsthaft? So lächerlich!" ,,Halt die Klappe!", schrie ich sie an und fuhr ihr nun endgültig davon.

Sie rief mir noch hinterher, doch ich war schon um die nächste Ecke verschwunden. Am nächsten Morgen verbrachte ich die Pause wie üblich hinter der Schule, doch anders als sonst stellte ich mich nicht direkt neben Ally, sondern einige Meter von ihr entfernt, und auch sie hatte unseren kleinen gestrigen Streit nicht vergessen.

Am Nachmittag ging, wie geplant und jede Woche, zum Basketball-Training. Unsere Trainerin brachte uns wie üblich bis beinahe an unsere Grenzen. Zuhause stellte ich mich erst einmal unter die Dusche, bevor ich noch ein wenig die Vokabeln wiederholte und anschließend schlafen ging.

Am Morgen erwachte ich mit gutem Gefühl für den heutigen Vokabeltest in Französisch, da ich mich relativ gut vorbereitet hatte. Ich fuhr schnell mit meinem Pennyboard zum Bus und ließ mich im Fahrzeug auf einen freien Sitzplatz fallen.

Zwei Haltestellen und einen Song später saß ein Junge drei Klassen unter mir neben mir und ich starrte weiterhin aus dem Fenster.

In der vierten Stunde teilte uns unsere Französisch-Lehrerin ein Blatt Papier aus und wir begannen den Test. Als ich abgab fühlte ich mich sicher und hatte ein gutes Gefühl.

Am Nachmittag fuhr ich wieder zu Melanie, aber diesmal öffnete mir ein Mädchen, das etwas älter als ich war, die Tür. Sie lächelte mich an und sagte: ,,Hallo, du musst die Freundin von Melli (@Melli244 Sorry xD) sein, schön dich kennen zu lernen!"

Ich sah sie verwirrt an. ,,Warum die Freundin, sie wird ja wohl mehr als eine haben." Sie wollte gerade antworten, als Melanie wie aus dem Nichts auftauchte und mich in ihr Zimmer zog.

Wir waren gerade in eine Matheaufgabe vertieft, als ich sie unterbrach: ,,Was meinte sie da vorhin? Also, mit die Freundin. Was ich da in der Schule so seh, hast du doch normal viele Freunde. Moment, warte.... bist du lesbisch?"

Plötzlich nahmen ihre Augen einen panischen Ausdruck an und sie begann zu stottern. Ich unterbrach sie: ,,Ist schon okay, ich auch. Na ja, nicht ganz, also ich bin bi." Sie lächelte und erwiderte: ,,Bitte sag es keinem."

Ich grinste und hielt die beiden Schwurfinger hoch. Sie lächelte zurück und wir rechneten noch eine Weile, bis ich wieder nach Hause ging.

Ausnahmsweise traf ich meine Eltern in der Küche an. ,,Amanda, schön dich zu sehen. Wo bist du gewesen?", fragte mich meine Mutter und wollte mich in den Arm nehmen. ,,Weg.", antwortete ich genervt und biss in eine Birne. (Ist euch schon mal aufgefallen, dass NIE jemand Birnen und immer alle Äpfel essen? Nein? Okay....)

,,Wie geht's in der Schule.", hakte mein Vater weiter nach. ,,Ich nehme Nachhilfe und das wisst ihr.", stöhnte ich und verließ den Raum. Oben warf ich mich auf mein Bett, starrte an die Ecke und verspeiste weiter mein Obst.

Erfahrungsgemäß war ich jetzt erstmal allein, da meine Eltern lieber warteten, bis ich von allein nach unten ging, anstatt nach oben zu kommen. Ich versenkte das Kerngehäuse mit einem lockerem Wurf im Abfalleimer und ging dann noch einmal in Gedanken die Erlebnisse die vergangenen Tages durch.

Okay, ich hatte heute der ersten Person in meinem Leben gestanden, dass ich bi war und Melanie war lesbisch. Meine Eltern waren zu Hause und ich hatte hoffentlich gut im Test abgeschnitten. ,,Toller Tag!", dachte ich ironisch und zog mein Handy aus der Tasche. Über meine Lautsprecher hörte ich Musik und machte anschließend Hausaufgaben. Um 23 Uhr legte ich mich schlafen und verfiel in traumlosen Schlaf.