Frieden und Sorgen

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"Ilayda, komm wach endlich auf." schrie meine Mutter. "Du kommst zu spät zur Schule!" brüllte sie schon fast.

Wie jeden Morgen stehe ich genervt auf. Mittlerweile ist es zu einem Ritual geworden.
Tatsächlich, ich komme zu spät zur Schule. Da ich weiß, dass wir nach der Schule zum Café gehen, habe ich schon gestern meine Anziehsachen rausgepackt. Ein blaues Kleid.
Doch das Wichtige wird nicht unser Vergnügen im Café, sondern Samir. Er lebt seit drei Jahren im Ausland und studiert Medizin. Doch er kommt für 4 Wochen um seine Eltern zu sehen. Ich mag ihn sehr. Doch ob er mich "mag" ist eine Frage die mich sehr beschäftigt. Seine Familie und meine Familie wohnen im selben Viertel. Das Viertel ist nicht groß. Deshalb sind wir wie eine Familie. Da alle Häuser im Viertel blau gestrichen wurden, nenne ich es blaue Schmetterlinge.

Es ist soweit. Ich laufe freudestrahlend zur Schule. Ich glaube mein Glücklich-sein ist schon bekannt. In der Schule angekommen umarme ich Aida und Sofia. Sie grinsen mich vorausahnend an oder doch mein Kleid? Sie wissen den Grund ganz genau doch sie brauchen Themen zum Kichern. Zeitgleich fangen sie an zu kichern. Dabei verdrehe ich grinsend meine Augen.
"Dein großer Ehemann kann es kaum erwarten dich zu sehen."  kicherte Aida aus sich heraus.
"Ja, er kommt um mich zu heiraten" murmelte ich ironisch. Mit dem läuten zugleich gingen wir in den Unterricht.

Die letzte Klingel des Tages läutet. Schon wieder ist es soweit. Wir machen uns auf dem Weg zum Café. Währenddessen halte ich meine Augen offen um Samir nicht zu verpassen. Denn er musste um die Uhrzeit schon in Bosnien sein. Die Quelle ist Samirs Mutter.
Schon wieder kicherten meine 2 Engelchen und machten sich über meine Augen lustig.
Ich merkte jedes Mal wie einfallsreich sie sind. Im Café angekommen treffen wir Marco. Er ist Serbe wie 32% der Menschen in Bosnien und lebt mit seinen Eltern unter guten Umständen. Wortwörtlich: die Familie ist reich.
Hier im Café hat man einen guten Ausschau nach draußen. Vorteil für mich und Kicher Gründe für Aida und Sofia. Nach einer guten halben Stunde sehe ich Samir nach Hause laufen. Er ist endlich da.
Ohne mich zu verabschieden rannte ich aus dem Café und folgte Samir. Nach einigen Überlegungen wie ich Samir ansprechen sollte kam ein lautes jedoch piepsiges "Samir" raus. Peinlich.
Er dreht sich verwirrt um und die Verwirrung bleibt auch als er mich sah.
Er hat mich vergessen. Er kommt auf mich zu zugleich ich mein enttäuschtes Gesicht versuche mit einem Lächeln zu wechseln.
"Ach Ilayda, du bist es. Ich habe dich fast nicht erkannt. Du bist ja groß geworden." sagte er nett.
Ich seufzte kurz. Es mag sein das Samir paar Jahre älter ist als ich. Doch 4 Jahre ist wirklich kein großer Unterschied. So dachte ich es zu mindestens.
"Ja die Zeit vergeht und wir beide sind schon groß geworden." sagte ich mit einem herausforderndem Lächeln.
Ohne darauf einzugehen fragt er mich ob ich nach Hause gehe. Ich war traurig, verwirrt, enttäuscht und gebrochen zugleich. Jedoch habe ich es mit einem Lächeln im Gesicht verborgen und antwortete kurz: "Nein"

Er verabschiedete sich und lief nach Hause. Ich tat es ihm 2 Minuten danach gleich und machte mich auf dem Weg nach Hause.
Auf dem Weg bemerkte ich wie schön Bosnien doch ist.

Zuhause spricht man wie üblich über die Konflikte mit Serben. Fast seit gefühlten Jahren geht das so. Mein Vater, mein Bruder und mein Opa. Die Zuschauer sind meine Oma und meine Mutter. Zwischendurch bin ich auch dabei. Heute habe ich mich dagegen entschieden und marschierte in mein Zimmer.
Bis mein Ohr das Wort Krieg hörte!



Bosnien im KriegWo Geschichten leben. Entdecke jetzt