Alptraum

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Ich rannte sofort ins Wohnzimmer.
"Opa, was meinst du mit Krieg? Wir werden doch nicht sterben oder?"
mit diesen Worten strich eine Träne über meine Wange.
Mein Opa arbeitet noch in einer kleinen Fabrik mit meinem Vater zusammen. Die Fabrik gehört einem Serben.
"Wir werden nicht sterben! Ich hoffe, dass die Serben kein Krieg auslösen aber.."
jeder stummte mit dem aber meines Opas. Jeder weiß was nach dem aber folgt.

Nach einer Weile brach mein Vater die Stille und die Konversation ging weiter. Ich höre aufmerksam zu.

Ich erfuhr, dass Markos Vater für die Serben in Bosnien zuständig ist. Das bedeutet, dass er für den Krieg in Bosnien bereit wäre. Meine Gefühle waren durcheinander. Trauer und Angst. Folglich begab ich mich auf dem Weg zu meinem Zimmer.

Tausende Fragen durchwühlten meinen Kopf. Mit der Angst schlief ich ein.

Heute ist Samstag. Ich vergaß die Konversation von gestern und startete mein Tag mit einem Frühstück. Oder ich wollte es einfach vergessen...

"Ilayda kannst du die Apfeltaschen zu Elif bringen, sein Sohn Samir ist gestern angekommen.." ohne meiner Mutter weiter zu zuhören sprang ich auf und machte mich auf dem Weg zu Elif.
Elif ist Samirs Mutter. Sein Mann ist vor 4 Jahren an einer Krankheit gestorben. Das war eine schwierige Zeit für Samir und seiner Mutter. Damals hat es Samir für richtig empfunden arbeiten zu gehen. Doch seine Mutter hinderte dies und zwang Samir weiter zur Schule zur gehen.

Ich klopfte schüchtern an der Tür. Mit der Hoffnung, dass Samir die Tür aufmacht, öffnete sich die Tür und Elif begrüßte mich fröhlich. Meine Enttäuschung lief nicht lange und ich übergab die Apfeltaschen und verabschiedete mich mit einem Lächeln.

Zuhause konzentrierte ich mich auf meine Hausaufgaben. Wie noch nie im Leben wollte ich zur Schule.

Ich habe einfach Angst.
Angst, dass es soweit gekommen ist, das man schon über Krieg spricht. Angst, dass ich dann nicht mehr meine Freunde sehen werde. Sogar Angst, dass ich nicht mehr zur Schule gehen kann.
Ich habe Angst, dass jemand von uns stirbt.

Ich versuche mich abzulenken doch mein Kopf fokusiert sich auf Krieg.
Zwar kann ich es nicht wahrnehmen denn in Bosnien war es immer friedlich. Aber die Sätze von meinem Opa waren sehr ernst.

Später liefen meine Mutter und ich zusammen mit Elif zum Markt. In der Stadt haben wir einen schönen Marktplatz. Dort sind viele Läden und Cafés. Dort ist auch das Café, wo Marko und seine Band spielt.
Nachdem wir uns Obst und Gemüse gekauft haben, liefen wir trödelnd zum Reis Markt.
Dort gibt es viele Sorten von Reis.

"1 Kilo hier von bitte." sagte meine Mutter wie jeden Samstag.
Elif war noch am überlegen und..

"Geht weg, ich verkaufe Bosnier kein Reis mehr!" teilte der Verkäufer uns mit einem bösen Gesichtsausdruck mit.

"Wieso das denn?!" erwiderte Elif.

Damit es nicht zu einem großem Streit kommt brach ich ab und flehte meine Mutter und Elif von hier weg zu gehen. Ich hatte Angst. Aber nicht um mich sondern um meine Mutter und Elif, die sehr wütend reagierten, was auch verständlich ist.
Sie sahen meine ängstlich flehenden Augen und wir machten uns auf dem Weg nach Hause.

Auf dem Weg erinnerte ich mich, dass mein Vater im Café ist.
Diesmal ist es ein Café wo generell sich nur Männer befinden und plaudern.

"Mama ich geh zu meinem Vater, wartet nicht auf mich." erklärte ich ihnen und rannte ins Café ohne die Antwort meiner Mutter zu hören.

Auf dem Weg bereute ich die Tat, meine Mutter und Elif aufgehalten zu haben. Ganz im Gegenteil, ich sollte mit schreien. Denn es herrscht Gleichberechtigung. Was bildet er sich nur ein.

Ich stand nun vor dem Café. Damit ich keine Aufmerksamkeit bekomme, öffnete ich langsam die Tür.
Keiner hat mich bemerkt zu haben denn die Männer plauderten weiter.

"..aber die Serben haben Waffen im Gegensatz zu uns und wir.."  sagte ein Mann den ich nicht kannte.
"Ilayda, was ist los?" unterbrach mein Vater.

Toll, jetzt habe ich die volle Aufmerksamkeit auf mich gezogen.
Mein Gesichtsausdruck war wegen dem Vorfall im Reis Markt sowieso schon entrüstet und nun ist es noch bestürzter wegen den Worten vom unbekanntem Mann.

Mein Vater und ich gingen raus und ich schaute ihn fassungslos an.
"Beginnt der Krieg?" fragte ich weinerlich.

Mein Vater war Still..
Sein kümmerliches Gesichtsausdruck verschlimmerte die Situation und ich brach zusammen...


Bosnien im KriegWo Geschichten leben. Entdecke jetzt