Fliegen

3 0 0
                                    


Die Pause war zu Ende und alle waren in die Klasse zurückgekehrt. Der Lärm im Raum hatte sich natürlich wieder ins unerträgliche gesteigert und ich hoffte, dass der Lehrer bald kommen würde. Papierkugeln und Stifte flogen durch den Raum und alle riefen durcheinander. Ich saß am Fenster und schaute hinaus um mich davon abzulenken.

Draußen schien die Sonne und ein Adler segelte vorbei. Ich folgte ihm mit meinen Augen und ich stellte mir vor ich würde auch fliegen, dem Lärm des Alltags entfliehen, von all dem Abstand nehmen, endlich frei sein!

Da spürte ich einen frischen Wind um die Nase oder besser gesagt um den Schnabel.Ich saß auf dem Ast einer uralten Eiche, die mir so noch nie aufgefallen war und drückte mich dann ab und stieg in die Höhe.

Ich schwebte über ein Feld mit Sonnenblumen, die so wunderbar gelb waren, dass alle Trübsal wie weggeblasen war. Ich flog über Äcker und Wälder, die in vielen Farben leuchteten, in Richtung Berge, auf deren Gipfeln schon Schnee lag und fühlte mich so glücklich wie nie. Ich ließ mich vom Aufwind treiben und spürte ihn sanft unter meinen Flügeln. Dann wirbelte ich durch die Luft, schlug enge Kurven um die Bergspitzen und sauste über die Täler in denen ich viele, rastlose Menschen sah, die auch mal eine Pause gebrauchen konnten.

Ich hatte es gut, ich konnte fliegen.

Irgendwann kam ich in meinem wilden Tanz wieder zum Ausgangspunkt meines Fluges und die Schule erschien in meinem Blickfeld. Ich setzte mich auf den Ast, auf dem ich gestartet war, und fand mich wieder im Lärm der Klasse.

Es war immer noch zu laut,aber jetzt machte es mir nichts mehr aus. Ich wusste, in Gedanken konnte ich immer zu einem Flug aufbrechen und dann befreit in denTrubel zurückkehren

Ende



Meine KurzgeschichtenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt