Erstes Kennenlernen!

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„Emilia komm runter! Du kommst sonst zu spät zu deinem ersten Schultag!“, schrie mein Dad hoch. Ich stöhnte. Ja ich bin ein Morgenmuffel und das weiß er auch und trotzdem schrie er jeden Morgen rum, als wären wir bei Militär. Und was das zu spät kommen an meiner neuen Schule angeht… tragisch wäre es nicht für mich. Neue Schule – neues Glück, hieß es ja immer. Von wegen. Der Typ der sich diesen Spruch ausgedacht hat, soll mal selber die Schule wechseln und das am besten so wie ich alle 2 Jahre. Um vielleicht zu klären, weshalb ich alle 2 Jahre die Schule wechselte. Mein Vater war Arzt und bekam alle zwei Jahre eine neue Praxis als Oberarzt zugeschrieben. Er nahm die neuen Stellen natürlich immer an, da sie immer besser bezahlt wurden, als die Vorherigen und was machte ich dann? Natürlich ich dackelte, ganz die treudoofe Tochter hinterher und versuchte mich alle zwei Jahre aufs Neue mich durch mein Leben zu kämpfen.
Ob meine Mutter was dazu sagte? Würde sie wahrscheinlich, wenn sie nicht an meinem 13. Geburtstag gestorben wäre.  Der Gedanke an sie schmerzte heute noch, aber ich hatte gelernt damit umzugehen. Wenn ich heulte und mich in meinem Selbstmitleid suhlte würde sie auch nicht wiederkommen. Sie hätte gewollt, dass ich weiter lebe. Vielleicht nicht so wie ich es jetzt tat, aber immerhin besser, als total ab zu rutschen und auf die schiefe Bahn zu gelangen.
Geschwister? Ich hatte zwei große Brüder.  Ethan 20 Jahre alt und Noah 22 Jahre alt. Ethan war Medizinstudent  und wollte anscheinend in die Fußstapfen meines Vaters treten und Naoh? Noah reiste durch die ganze Welt und wurde einfach nicht sesshaft. Aber was sollte man von einem 22 Jahre alten jungen Mann erwarten? Wäre ich an seiner Stelle würde ich niemals wieder nach Hause kommen. Aber ich konnte nicht. Noch nicht. Nur noch 3 Monate, dann wurde ich 18 und nur noch ein Jahr und ich hatte mein Abitur geschafft. Ach ja die Tatsache, dass ich Abitur machte war meinem Vater auch herzlich egal gewesen. Seine Antwort zum Schulleiter war, als er meinem Vater sagte, dass es äußerst ungünstig wäre eine Schülerin aus der Q-Phase zu holen, dass es sich ja wohl um ein Zentralabitur handelte und ich somit überall mein Abitur schreiben könnte. Meine Punkte wurden an meine neue Schule geschickt und ich wurde so in das System eingefügt, als wäre ich schon immer an dieser Schule gewesen.
Wo ich nun zu Schule ging? Kennt ihr diese eher dezent schöne Stadt im Norden von Deutschland? Die müsstet ihr eigentlich alle kennen. Bremen. Wenn man aus einer Stadt wie Köln kam und in eine Stadt wie Bremen zog, dann wusste man ganz schnell bunte Städte wie Köln zu schätzen, auch wenn sie manchmal echt laut und dreckig waren. Wie dem aus sei, ich musste mich meinem neuen Schicksal fügen und meinem Vater hinterher reisen.
„Ich bin weg!“, schrie mein Vater und man hörte nur noch das Zuschlagen unserer Wohnungstür.  Ich seufzte erleichtert auf und stand endlich auf. Ein Blick auf den Wecker sagte mir, dass es erst halb sieben war und ich noch reichlich Zeit hatte bis ich um 8 in der Schule sein musste. Ich schleppte mich müde ins Badezimmer und erschrak bei meinem Anblick. Schwarze Haare die in alle Richtungen abstanden, dunkle Augenringe unter meinen braunen Augen und meine Lippen, die sonst eigentlich immer ganz normal und voll aussahen, waren spröde und rissig.  Ich hasste Montage, ich hasste Schulwechsel und ich hasste Wetterumschwünge. Gestern war es für einen September noch ordentlich warm und heute schüttete es aus Eimern. Ich seufzte und begann meine knapp brustlangen schwarzen Haare zu kämmen. Ich hatte eine Hass-Liebe zu meinen Haaren, so wie jedes andere Mädchen auch. Wenn sie gut lagen liebte ich sie und wenn sie wie heute nicht zu bändigen waren, auch wenn ich nicht viel und dünnes Haar hatte, hasste ich sie. Schlussendlich klemmte ich mir die obere Haarpartie mit einer Spange zurück und ließ den Rest offen. Dann suchte ich nach meinen Schminksachen, die das Umzugsteam irgendwo hier hin getan hatte. Mein Vater hatte sich natürlich die mordernste Wohnung überhaupt ausgesucht und da wir erst seit einer Woche hier wohnten kannte ich mich hier noch nicht so richtig aus. Nach einer bestimmt 10 minütigen Suche in diversen Badezimmer schränken offenbarten sich mir nicht nur nie geahnte Schranköffnungsmöglichkeiten, sondern auch das Versteck meiner Sachen. Ich meine wer baute Schränke auf die man drauf klopfen musste, um sie zu öffnen? Wie unnötig war das bitte…
Nachdem ich mir ein Wenig die Wimpern getuscht hatte und die Zähne geputzt hatte, huschte ich schnell wieder zurück in mein Zimmer und suchte mir meine Klamotten raus. Ich entschied mich für eine schwarze Jeans, meine weißes T-Shirt mit dem kleinen Alien-Kopf an der linken Brust und meine schwarze Strickjacke, über die ich meine schwarze Lederjacke und dazu meine schwarzen Adidas Superstar Schuhe anzog. An Geld hatte es uns dank der Arbeit meines Vaters nie gefehlt, aber wir alle wissen, dass man sich mit Geld keine Liebe kaufen konnte, denn egal wie viel Geld mein Vater mir geben würde, damit ich mir Klamotten oder sonst was kaufen konnte, seine fehlende Liebe zu mir konnte dadurch nicht kompensieren. Der Tod meiner Mutter hatte uns allen und am meisten meinem Vater und mir zugesetzt. Er war nie ein einfacher Mann gewesen. Still, impulsiv, lebensfroh vielleicht auch etwas aggressiv, doch meine Mutter wusste immer wie man ihn bremsen konnte. Als sie noch da war, war mein Vater der Beste den ich mir vorstellen konnte. Doch jetzt? Jetzt war er nur noch ein Schatten seiner selbst und ich musste damit leben. Meine Brüder waren beide mit 10 auf ein Internat gegangen. Nicht weil sie mussten, sondern weil sie es unbedingt wollten. Es war so eine Art Sportinternat und da meine beiden Brüder damals sportbessesen waren, wollten sie unbedingt dort hin. Dadurch fehlte ihnen natürlich diese starke Bindung zu unseren Eltern wie ich sie hatte, da ich nie auf ein Internat gegangen war.  Ein letzter Blick auf den Wecker verriet mir, dass es bereits 20 nach 8 war und ich mich langsam auf den Weg machen sollte.
Ich flitze in die Küche und aß ein Brot und trank einen Kaffee. Für die Schule machte ich mir noch schnell ein weiteres Brot und schnappte mir eine Wasserflasche aus unserer Vorratskammer, bevor ich in den Flur huschte und meinen Motorradhelm und Schlüssel, sowie meine braune Schultasche schnappte und sie mir über die Schulter auf den Rücken schwang. Schnell noch ein letzter Blick in den Spiegel, bevor ich mir seufzend meinen Haustürschlüssel schnappte und die Tür, nachdem ich raus in den Flur getreten war hinter mir zuschloss. Da unser verdammter Fahrstuhl auch noch kaputt zu sein schien, musste ich 5 Stockwerke zu Fuß runtertrampeln und legte mich zum Glück, trotz meines Hangs zur Tollpatschigkeit nicht auf die Fresse, wie sonst immer.
Unten angekommen lief ich auf meine Maschine zu und begrüßte sie wie jedes Mal mit einem Klaps auf den ledernen Sitz. Das Motorrad war das einzige, was ich von meiner Mutter retten konnte, bevor mein Vater es verkaufen konnte. Er hasste dieses ‚Höllengefährt‘ wie er es immer nannte. Ich liebte es einfach.  Das Gefühl der Schwerelosigkeit darauf war unglaublich schön und ich raste nur zu gerne auch ein Paar km/h über der Geschwindigkeitsbegrenzung durch die Straßen. Ethan meinte immer, dass das ‚Ding‘ mich noch irgendwann umbringen würde, doch es war nicht mein Baby, das mich umbringen würde, sondern mein manchmal sehr waghalsigen und lebensmüden Aktionen. Immer wenn ich darauf saß fühlte ich mich verbunden mit meiner Mutter , da sie mir einfach viel zu sehr fehlte.
Ich setzte also meinen Helm auf und schwang mich auf mein Baby, ehe ich die Zündung betätigte und auf die Straßen jagte. 15 min später stand ich pünktlich um viertel vor 8 an der Schule und suchte eine Parkmöglichkeit. Ich entdeckte eine neben einem von diesen kleinen ‚sponsored by Daddy‘ Autos und stellte meine Maschine ab. „Ey du Bikerbraut, da wollte ich grad parken!“, schrie eine angepisste weibliche Stimme auf einmal. Ich blickte auf und fing an zu grinsen. Ich hatte gewusst, dass meine Cousine hier in Bremen wohnte und zur Schule ging, aber dass sie ausgerechnet auf dieselbe Schule ging wie ich, nannte ich Schicksal. Früher als ich noch in einer Kleinstadt in der Nähe von Bremen aufgewachsen bin, war ich fast jedes Wochenende bei Anni. Ich liebte sie wie eine Schwester und war unglaublich froh sie wiederzusehen. Ich stellte meine Maschine ab blieb aber auf ihr sitzen und musterte Anni durch das Visier meines Helmes, ehe ich diesen Abnahm. „´Tja dann musst du dir wohl einen neuen Parkplatz suchen“, rief ich ihr zu und lachte sie an. Als sie mich sah riss sie geschockt die Augen auf und ich stieg vom Motorrad runter. Anni hatte sich richtig gemacht. Ihre langen braunen Haare, waren an den spitzen bläulich und sie hatte ordentlich abgenommen. Aus dem kleinen Mädchen von früher ist eine wunderschöne Frau geworden. Ihre blauem Augen strahlten mich an und ich musste lächeln bei ihrem erschrockenen Gesicht. Sie ließ ihren kleinen schwarzen Polo mitten auf der Straße stehen und stieg hastig aus, ehe sie auf mich zu rannte. „Lia?“, rief sie perplex und zog mich in ihre Arme. Ich lachte und drückte sie an mich. Sie hatte ihren Faible für bunte Klamotten immer noch nicht verloren. Heute trug sie eine rote Hose, mit einem schwarzen Pullover, einer grünen Strickjacke und schwarzen Boots. „Omg Baby was machst du hier?!“, lachte sie mich atemlos an und drückte mich gleich wieder an sich. „Ich würd mal sagen ich gehe hier jetzt zur Schule.“, grinste ich und schob sie ein wenig von mir, um mich wieder auf mein Motorrad zu schwingen. „Was machst du da?“. Ich lachte „Ich fahr aus der Lücke, damit du Parken kannst und ich mich hinter dich stellen kann. Du wolltest hier ja parken.“ „Immer noch frech wie eh und jeh.“, grinste Anni und gab mir einen Kuss auf die Wange, ehe sie wieder in ihr Auto stieg und in die Lücke fuhr und ich meine Maschine hinter ihr Auto stellte. Wir gingen händchenhaltend wie früher auf die Schule zu und Anni durchlöcherte mich mit Fragen. „Und du gehst jetzt echt hier in die Schule? Mitten im Abitur hast du einfach so die Schule gewechselt? Wie geht’s deiner Familie?  Wie wars denn in Köln? Was….“ „Anni!“, unterbrach ich sie lachend und schob sie durch die Tür, ehe sie auf eine kleine Truppe von Menschen zusteuerte und mich mitschleifte. „Komm ich stell dich meinen Freunden vor du wirst sie lieben!“, quiekte sie. Ich grinste und war unglaublich froh, sie wiedergefunden zu haben. „Leute das hier ist meine Cousine Lia, von der ich euch schon mal erzählt hatte.“ Die Truppe schaute von ihren Büchern auf und lächelte mich an. „Hey Lia.“, kam es von rechts und ich blickte zu einem breitschultrigen Typen mit einer wundervollen Schokohaut und einem strahlenden Lächeln. Ich grinste zurück, während mir Anni jeden in ihrer Clique vorstellte. Ich lächelte jeden an und versuchte mir die ganzen Namen zu merken, was sich bei der Anzahl von geschlagenen 10 Leuten eher schwierig erwies. „Und das ist Drake.“, beendete Anni ihre Vorstellungsrunde und deutete auf einen Typen am Ende des Tisches, der uns stumm und ohne Lächeln musterte. Ich lächelte auch ihn vorsichtig an und als er leicht zurücklächelte fing mein Herz etwas an zu wummern, denn eins war klar. Ein Mensch der oft lächelte war dieser Drake nicht

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