Soll ich dir helfen?

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„Ähm Anni kannst du mir zeigen wo das Sekretariat ist?“ Anni nickte und wollte michwieder hinter sich her schleifen, doch der Typ mit der Schokohaut, der sich als Hannes vorgestellt hatte kam ihr zuvor. „Ich muss da eh hin Anni, du kannst hier bleiben.“ Anni nickte und grinste mich an, ehe sie sich auf den freigewordenen Platz von Hannes fallen ließ und dem Jungen…sein Name fiel mir grad nicht ein…neben sich einen Kuss gab. Einen Freund hatte die liebe Anni wohl auch und ich musste zugeben er passte perfekt zu ihr. Er verkörperte genau das was Anni brauchte. Einen ruhigen Pol, der sie immer mal wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholte. Im Vergleich zu Anni war er sehr schlicht gekleidet. Ein grauer V- Ausschnitt  Pullover, dazu eine schwarze Jeans, schwarze Vans und eine Nerd-Brille die ihm aber unglaublich gut stand. Mit seinen schwarzen Haaren und dem schlichten Aussehen bildete er das komplette Gegenteil zu Anni und passte wie die Faust aufs Auge zu ihr. „Lia kommst du?“, hörte ich Hannes‘  tiefe Stimme und riss mich von dem Anblick der beiden Turteltauben los. Ich nickte und eilte ihm hinterher. „Ist das Annis Freund?“, fragte ich neugierig und warf einen Blick zurück an den Tisch. Hannes lachte und nickte. „Ja sie sind schon seit 2 Jahren zusammen…und immer noch verliebt wie am ersten Tag.“ Ich lächelte glücklich und folgte ihm die Treppe hoch in den ersten Stock. „Was musst du denn im Sekretariat machen?“ Hannes grinste „Nichts… Ich wollte nur die Cousine meiner besten Freundin besser kennen lernen und bis jetzt machst du echt einen netten Eindruck.“ „Ich bin auch nett!“ Hannes lachte laut los woraufhin viele Schüler auf uns aufmerksam wurden und mich neugierig musterten. „Frech bist du anscheinend auch noch.“ Ich schnaubte und boxte ihm gegen die Schulter. Hannes würde ich wahrscheinlich als sehr guter neuer Freund erweisen. „Wie alt bist du denn Lia? Wenn ich fragen darf?“ Ich grinste „Mh ich weiß nicht ob du darfst…“ Hannes lachte und legte einen Arm um meine Schultern, während wir auf das Sekretariat zusteuerten.  „Ich bin 17, werde aber in 3 Monaten 18.“ „Oh da kann es wohl jemand gar nicht abwarten 18 zu werden was?“ Wenn der wüsste… Ich lächelte nur und klopfte an die Tür des Sekretariats. „Ja bitte?“, schnauzte eine zickige Stimme. Ich schaute verwirrt zu Hannes, der nur genervt die Augen verdrehte und in den Raum eintrat. „Hannes was willst du schon wieder hier?“, zickte der Drache hinter dem Schreibtisch. Dunkelrote Haare die streng nach hinten frisiert waren, ein spießiger schwarzer Anzug und eine streberhaft riesen Brille und fertig war der Sekretariats-Drache. Achja nicht zu vergessen, ihre Stimme, die einem Tinnitus machte. Ich schaute grinsend zu Hannes. Denn eins war klar. Für einen netten Plausch würde man hier her sicherlich nicht kommen.
Hannes machte bloß ein verärgertes Gesicht und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ihnen auch einen wunderschönen guten Morgen Frau Rach…“, schnaubte er und schaute mich auffordernd an. Achja da war ja was… „Ähm ja… also ich bin die neue Schülerin und sollte…“ „Name!“, schnauzte die alte Frau. Ich zuckte leicht zusammen. „Emilie Landen…“ „Ah ja da haben wir sie ja Fräulein Landen. Hier ist ihr Stundenplan und ihre Bücher sollten sie sich bei ihrem Tutor abholen. Dieses Dokument sollten sie bitte von ihrem Vater unterschreiben lassen, es bestätigt nur nochmal den Schulwechsel.“ Ich nickte nahm alles an mich und ging aus dem Raum, Hannes  hinter mir. „So lass mal sehen was du jetzt hast. Ah gut hier steht auch in welchen Kursen du hast…“ Er vertiefte sich in meinen Stundenplan und schaute mich irgendwann überrascht an. „Naturwissenschaften? Ernsthaft? Willst du mir etwas sagen, dass du ein kleiner Streber bist?“, lachte er. Ich strich mir verlegen eine strähne aus dem Gesicht. „Also ich bin kein Streber, aber ja ich bin ganz gut in Naturwissenschaften… Wo muss ich denn jetzt hin Hannes?“ Er schaute wieder in auf den Plan und erklärte mir kurz wie ich ihn lesen musste. Kurze Zeit später stellte sich heraus, dass ich jetzt gleich Mathe hatte und ganz nach oben musste. Hannes hatte jetzt leider Englisch, wodurch sich unsere Wege nach einer kurzen Umarmung trennten. „Komm in der Pause einfach wieder an den Tisch ja?“, rief er mir noch hinterher und ich hielt mir zwei Finger an Schläfe, wie ein Soldat, um zu zeigen, dass ich verstanden hatte. Nach 5 Minuten hatte ich den Raum gefunden und traf davor auf Drake, der mit einer Kapuze auf dem Kopf und den Blick nach unten gesenkt an der Wand lehnte. Ah der Herr machte wohl einen auf unnahbar. Da wollten wir doch mal sehen, wie lange der so bleiben würde. Ich ging grinsend auf ihn zu und stellte mich vor ihn hin, ehe ich mich ein wenig vorbeugte und von unten in sein Gesicht sah. Aber anstatt, dass er die Augen aufmachte, schien es als würde er schlafen. Ich stutzte und tippte ihm leicht gegen die Schulter.  Hinter mir schloss der Lehrer bereits die Tür auf und mehrere Schüler strömten in den Raum. Doch auch der Lärm schien Drake bei seinem kurzen Wandschläfchen nicht zu stören. Ich rüttelte also leicht an seiner Schulter und er schreckte sofort hoch.
„Was ist?“, keuchte er erschrocken und ich musste lachen. Seine grünen Augen bohrten sich in meine und mir stockte bei dem Anblick wieder der Atem. „Norten und das Fräulein davor würden sie uns die Ehre erweisen und an meinem  Unterricht teilnehmen?“ Ich drehte mich sofort erschrocken um und lief schnell in den Raum, direkt auf den Lehrer zu. Dieser schaute mich lächelnd an „Und die sind?“ „Emilia Landen. Ich bin die Neue.“ Er nickte und stellte sich als Herr Wart vor eher er mir sagte, dass ich mich setzten sollte.  Mein Blick schweifte durch den Kurs und jeder starrte mich an. Aber daran hatte ich mich bereits gewöhnt. Jedes Mal wenn man neu an einer Schule war wurde man angestarrt wie ein Löwe im Käfig… Ich setzte mich letztendlich neben Drake, der ganz rechts am Fenster neben einem schlaksigen Typ saß, der fettige Haare und die schlimmste Akne hatte, die ich jemals gesehen hatte. „Ist es okay, wenn ich mich neben dich setzte?“, fragte ich leise, weil der Lehrer bereits mit dem Unterricht begonnen hatte. Drake sah zu mir auf und lächelte ehe er nickte und seine Tasche vom Stuhl nahm. Er hatte seine Kapuze abgesetzt und es kamen schwarze wuschelige Haare hervor, die er wie alle anderen Jungs heutzutage stylisch zur Seite frisiert hatte. Bei ihm sah es allerdings eher so aus, als  hätte er heute Morgen keine Zeit mehr gehabt und als wäre er sich ein Mal schnell mit der Hand durchgefahren. Ich wandte peinlich berührt den Blick ab, als er mich fragend musterte, weil ich ihn wahrscheinlich angestarrt hatte wie Bambi. Dennoch waren mir seine tiefen Augenringe aufgefallen, die zeigten, dass er entweder auch Montage hasste wie jeder andere oder  noch dazu eine echt beschissene Nacht gehabt haben muss. Ich seufzte und packte meine Sachen aus ehe ich mich zur Tafel wandte und sah, dass unser Lehrer gerade das Verhalten von Funktionen im Unendlichen durchnahm.  Zum Glück hatten wir das bereits an meiner alten Schule gehabt sodass ich mich etwas entspannt zurücklehnen konnte, da ich das Thema der Kurvendiskussion ganz gut verstanden hatte.  Nach 20 Minuten trockener Theorie verdonnerte uns Herr Wart ein gesamtes Arbeitsblatt zum Thema in Gruppenarbeit zu machen. Ich begann mit dem Blatt und kam ganz gut voran. Ein Blick nach links sagte mir, dass Drake alles andere als gut voran kam und eher sein leeres weißes Blatt anstarrte. „Soll ich dir helfen?“, kam es schon aus mir heraus. Drake hob überrascht den Kopf und fuhr sich mit einer Hand übers Gesicht, so als wolle er sich wach halten. „Kannst du das denn?“ Ich nickte und deutete auf mein halb fertiges und hoffentlich richtiges Arbeitsblatt. Er grinste leicht und mein Herz schlug sofort schneller. Was machte der Typ bloß mit mir, sonst war ich doch auch nicht schwach bezüglich gut aussehender Jungs.
„Ja wenn du grad nichts Besseres zu tun hast, wäre es nett, wenn du mir helfen könntest. Ich hab keine Ahnung von dem Zeug…“ Ich lächelte und rückte mit meinem Stuhl näher zu ihm rüber.  Sofort stieg mir sein Geruch in die Nase und ich schloss kurz die Augen. Sein Geruch erinnerte mich an meine Mutter. Okay… nicht, dass ihr jetzt denkt, dass er weiblich riecht oder dass meine Mutter männlich gerochen hat, wenn man das denn überhaupt so sagen kann. Aber sein Geruch hatte etwas Heimisches. Es gemütliches an sich. Es roch ein wenig nach Ofenfeuer. So hatte meine Mutter auch oft gerochen, da wir in unserem alten Haus einen Kamin hatten und meine Mutter es liebte Stunden davor zu sitzen. Eingekuschelt in eine Decke und ein Buch lesend. Ich verbannte schnell die Gedanken und widmete mich, dem Blatt vor mir. „Also was verstehst du denn nicht?“, fragte ich und blickte auf. Drake sah mir sofort in die Augen und es schien als habe er mich beobachtet.  Unsere Gesichter waren nur noch Zentimeter voneinander entfernt und ich sehnte mich danach mich einfach an ihn zu lehnen. STOP! Was wollte ich? Emilia Landen du spinnst! Du kennst den Jungen hier seit einer Stunde und willst gleich über ihn herfallen? Dafür, dass du noch Jungfrau bist und noch nie einen Freund hattest sind das ganz schön anzügliche Gedanken, wenn ich das mal so sagen darf! Ich schüttelte kurz den Kopf und traf wieder auf Drakes Blick. Dieser grinste mich an und fing dann an zu lachen. Na super Emilia! Jetzt bist du auch noch die Lachnummer des Tages für ihn… „Du bist echt süß, kein Wunder, dass du mit Anni verwandt bist.“ Ich erschauerte beim tiefen und rauen Klang seiner Stimme und musste lächeln. Ja Anni und ich ähnelten uns wirklich. „Also wo hast du Probleme?“, lenkte ich unsere Aufmerksamkeit wieder auf das eigentliche Thema. Drake seufzte. „Bei so ziemlich allem…“ ich lachte kurz auf und fing an ihm alles Schritt für Schritt zu erklären. Als wir bei den Aufgaben angelangt waren reichte ich ihm meinen Bleistift und als unser Hände sich berührten durchfuhr mich ein kleiner etwas, wie ein Stromschlag und ich zog schnell meine Hand zurück. Nicht gut Emilia. Sowas kannst du gerade echt nicht gebrauchen. Du bist in einem Jahr weg und kehrst alldem hier den Rücken zu, da musst du dich jetzt nicht auch noch verlieben.
Ich blickte auf in Drakes Gesicht und sah, dass er mich nachdenklich musterte ehe er einen Satz sagte, der mir einfach die Sprache verschlug. „Ich kann das hier gerade genauso wenig gebrauchen wie du…“

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