Es schmerzt..

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Ich riss erschrocken die Augen auf. „Aber das heißt nicht, dass wir es ignorieren müssen.", lächelte Drake. Sein Lächeln wirkte beinahe schüchtern. Ich wusste nicht was ich sagen sollte und lächelte nur perplex zurück. Ignorieren? Was wollte er denn sonst tun, wenn er sowas genauso wenig gebrauchen könnte wie ich. „Ich ähm... ich weiß nicht...also" Oh Gott, das war doch nicht ich! Ich stotterte so gut wie nie! Was war nur mit mir los? Oder eher gesagt, was machte dieser Junge bloß mit mir... Bisher hatte ich in meinem Leben noch nie eine Beziehung gehabt. Geschweige denn Sex... Ein bisschen rumgeknutscht mit einem Typen auf einer Party vielleicht, aber wer wollte schon eine Freundin, die alle 2-3 Jahre umzog? Okay. Gut. Welche Beziehung hielt in unserem Alter mehr als 2 Jahre? Definitiv die Wenigsten. Um ehrlich zu sein, hatte ich auch nicht das Gefühl auf irgendeine Art und Weise hinter her zu hinken. Ich hatte noch nie Sex und war fast 18... Na und? Who cares? Ich auf jeden Fall nicht. Die Mädels auf meiner alten Schule hatten mich angeguckt wie ein Auto, als ich meinte, dass ich mit 16 noch nie einen Freund hatte und auch noch keinen Sex. Ich mein. Wo zum Kuckuck steht es, dass man mit spätestens mit 18 mit irgendwem gevögelt haben muss. Also ich darf doch wohl bitten. Das ist lächerlich. Ich komm auch gut ohne Sex klar. Oder einen Freund. Oder sonst wem. Hab es ja bisher auch geschafft.... Ja gut okay Leute. Eine starke Schulter zum Anlehnen wäre zwischendurch echt nett... aber mein Gott. Ich hab eine echt tolle und feste Beziehung zu meinem Bett. Ich hab einen super Laptop, zum Serien gucken und ich hab zwei große Brüder, die mir bisher jeden Typen vom Hals gehalten haben. Ob ich es nun wollte oder nicht...
„Hey Emilia!", hörte ich plötzlich Drakes Stimme und sah wie er mit der Hand vor meinem Gesicht rumfuchtelte. Shit! Ich war wieder mal total abgedriftet... Ich schüttelte kurz meinen Kopf und schaute ihn verwirrt an. "Ja?" Drake fing an zu lachen und es klang ungemein sexy. Irgendwie rau und tief und doch total melodisch und sanft. Was. Redete. Ich. Da. Emilia komm zur Besinnung bitte! „Kommst du? Die Stunde ist um." Ich nickte und packte rasch meine Sachen in meine braune Ledertasche. Gott war das peinlich... Super Eindruck Emilia... Wie lange war ich denn bitte in Gedanken gewesen, dass ich das Klingeln nicht gehört hatte? Ich eilte schnell Drake hinterher und knallte sofort in seinen Rücken, als dieser abrupt stehen blieb. „Au!". Drake drehte sich zu mir und lächelte als er sah, wie ich meine Nase hielt, weil ich sie mir an seinem harten Rücken gestoßen hatte. „Geht's?". Ich nickte bloß und schaute ihm in die grünen Augen. Gerade wollte ich etwas sagen, als sein Blick auf etwas hinter mir im Schulflur fiel und sich sofort verdunkelte. Sein Gesichtsausdruck wurde hart und seine Hand, die auf dem Weg wahrscheinlich zu meiner Nase war, sank wieder runter. Ich drehte mich um und sag ein Mädchen, dass wild mit einem ziemlich gut aussehenden Jungen knutschte. Nein sie aßen sich eher gegenseitig auf. Wie ich solche Leute hasste. Konnten die ihre Beziehung und Triebe nicht einfach zuhause ausleben? „Wer ist das?", fragte ich leise und schaute zurück zu Drake. Dieser zog sich gerade wieder die Kapuze über den Kopf und verbarg sein halbes Gesicht darunter. Jetzt konnte man nur noch seinen vollen und äußerst anziehenden Mund sehen. „Meine Ex...", murmelte er und wandte sich zum Gehen. Doch gerade als er sich umdrehen wollte ertönte eine liebliche und äußerst weibliche Stimme hinter uns. „Drake?". Besagter erstarrte und blickte hoch. „Ja.", erwiderte er kalt und von der Wärme und Freundlichkeit, mit der er vorhin noch mit mir gesprochen hatte, war nichts mehr übrig. „Wie geht e dir?", fragte das Mädchen zögerlich. Ich musterte sie. Sie war klein, hatte braune gewellte lange Haare, braune Augen, Sommersprossen und eine Stupsnase. Alles in allem war sie unglaublich süß und hübsch, genau wie ihre Stimme klang. Drake versteifte sich noch mehr und griff plötzlich nach meiner Hand. „Sarah was willst du noch von mir?", stieß er genervt aus. Besagte Sarah zuckte leicht zurück und beugte dann kritisch unsere Hände. Mein Herz klopfte schnell gegen meine Brust. Seine Hand fühlte sich warm und sicher an. Einfach zu gut.
Zwischen dieser Sarah und ihm musste irgendetwas vorgefallen sein alà unschönes Beziehungsaus. „Ich wollte nur wissen wie es dir geht Drake. Seit der Sache vor 4 Monaten haben wir nicht ein Wort mehr miteinander gewechselt. Ich würde so gerne wollen, dass wir wieder Freunde sind. Du bedeutest mir immer noch so viel und ich möchte dich einfach nicht verlieren.", sagte sie sanft und würde ich sie nicht so unsympathisch finden, weil sie die Ex von Drake war, wäre sie glaub ich eine ganz Nette. „So viel kann ich dir nicht bedeutet haben, wenn du mich mit meinem besten Freund betrügst und dann mit ihm zusammen kommst. Vergiss es Sarah. Ich will weder mit dir befreundet sein, noch irgendwie ansatzweise Kontakt zu dir haben, also lass mich einfach in Ruhe okay?", erwiderte Drake gleichgültig und zog mich an der Hand hinter sich her. Erst im Erdgeschoss ließ er mich los und fuhr sich müde über das Gesicht. „Sorry...", nuschelte er in seine Hände und sackte leicht in sich zusammen. Seine Anspannung löste sich und man sah wieder seine unglaublich große Müdigkeit. Ich hatte Mitleid mit ihm. Wusste irgendwie wie er sich fühlte und ehe ich mich versah hatte ich ihn an mich gezogen und legte schützend so gut es, wegen seinem breiten Kreuz ging, die Arme um ihn. Kurz spannte er sich an und wollte sich lösen, doch ich ließ es nicht zu. Irgendwann gab er nach und ließ seinen Kopf auf meine Schulter sinken, die Hände immer noch vor seinem Gesicht. So standen wir eine Weile, neben der Treppe, abgeschattet von der restlichen Schülerschaft, die laut in der Schulstraße war. Auf der einen Seite fühlte es sich unglaublich komisch an, weil wir uns kaum kannten. Auf der anderen Seite war es, als kannten wir uns schon ewig und würden das hier nicht zum ersten Mal tun, sondern zum 100. Mal.
Nach einer Weile löste er sich von mir und schaute mich zerknirscht an. „Du hast jetzt bestimmt ein super Bild von mir...", murrte er und rückte seine Tasche auf der Schulter zurecht. „Also ich finde schon. Du bist nett, witzig, sympathisch. So einen Durchhänger haben wir alle mal.", meinte ich schulterzuckend und fügte dann grinsend hinzu. „Oder meinst du das Bild, des süßen Softie, der Trost bei einem Mädchen sucht, das er kaum kennt und der super zum kuscheln ist." Drakes Augen wurden groß und dann formten sich dann zu Schlitzen. „Du wirst das doch jetzt nicht gegen mich verwenden und mich blöd dastehen lassen oder?". Ich schaute ihn unschuldig an ehe ich mich zum Gehen wandte. „Wirst du schon sehen, Softie"
„Ah da seid ihr ja!", begrüßte uns Anni und drückte mir gleich ein Küsschen auf die Wange. Ich setze mich an einen freien Platz und merkte wie sich Drake neben mich fallen ließ und den Kopf auf die Tischplatte legte. Was war denn nur mit ihm los? Ich schaute zu Anni, die Drake ebenfalls besorgt musterte und dann mich mit einem kurzen Kopfschütteln ansah. Ich schaute nur verwirrt und begann letztendlich mein Brot zu essen, als ich neben mir einen Magen grummeln hörte. Ich schaute zu Drake, der sich eine Hand auf den Bauch legte, allerdings keine Anstalten machte, den Kopf zu heben, oder zu essen. „Hast du nichts zu essen mit?", fragte ich leise und beugte meinen Kopf zu ihm. Er schüttelte bloß den Kopf und ich runzelte die Stirn. Wieso hatte er denn nicht wenigstens einen Apfel eingepackt? „Habt ihr eine Mensa?", fragte ich Anni, die wieder mit ihrem Freund rumturtelte. Dieser hieß übrigens Jan, wie ich vorhin festgestellt hatte. „Ja, aber die hat am ersten Schultag nicht auf...", murmelte Anni an Jans Mund ehe sie ihn küsste. Ich wand schnell mein Gesicht ab und blickte wieder zu Drake. Diesem schob ich dann mein Brot hin und griff nach meinem Apfel. „Hier iss!", meinte ich leise und achtete darauf, dass keiner mitbekam, dass ich ihm mein Brot gab. Es wäre ihm wahrscheinlich total unangenehm. Drake blickte mich überrascht an und schüttelte dann den Kopf. „Du hast dann aber nichts." Ich seufzte und hielt meinen Apfel hoch. „Doch und ich hab heute Morgen gegessen. So einen großen Hunger hab ich gar nicht." Drake runzelte die Stirn ehe er leise „Danke" murmelte und in das Brot biss. „Harte Nacht?", meinte ich und beobachtete ihn wie er Mühe hatte die Augen aufzuhalten. „Ja.", meinte er nur. „Ja so lange Party zu machen vor dem ersten Schultag ist nie eine gute Idee.", meinte ich leicht lachend. Drake schüttelte bloß den Kopf und sah mich leicht verärgert an. Dann stand er auf und ging zum nächsten Raum, in dem er Unterricht hatte. Ich schaute ihm verdutzt hinterher. Was hatte ich denn nun falsch gemacht? „Er hat es grad nicht so leicht. Mach dir nichts draus.", sagte plötzlich jemand neben mir und ich schaute überrascht auf. Rechts neben mir saß ein blondes Mädchen, mit strahlend blauen Augen. Sie hatte eine schöne weibliche, kurvige Figur und lächelte mich an. „Hey ich bin Sophia." Ich lächelte zurück. „Hi, Ich bin Emilia." „Ich weiß", grinste Sophia und ich musste lachen. „Also wie gesagt. Drake hat es momentan nicht so leicht und ist ziemlich fertig. Heute ist es wohl besonders schlimm. Er ist nicht immer so." Ich nickte leicht packte meine Tasche und ging zusammen mit Sophia zu unserem nächsten Raum. Wir hatten jetzt Geschichte zusammen.
Bis zum Ende des Schultages sah ich Drake nicht wieder und ich hatte ein mulmiges Gefühl in der Magengrube. Hatte ich ihn jetzt vergrault? Ich hatte es doch nicht böse gemeint. Ganz im Gegenteil, ich hatte ihm ja sogar noch mein Brot gegeben. Ich ging auf mein Motorrad zu und sah, dass Anni dort bereits auf mich wartete. Sie lächelte mich an und gab mir wieder ein Küsschen auf die Wange. „Wie fandest du deinen ersten Schultag, honey?" „Gut. Ich hab mich ganz gut mit Drake und Sophia verstanden. Achso und mit Hannes auch, Du hattest mir gar nicht gesagt, dass du einen Freund hast Anni!" Diese lächelte bloß verliebt „Tut mir leid, Lia! Ehrlich! Aber wie meinst du das du hast dich gut mir Drake verstanden?" ich zuckte mir den Schultern und setzte meinen Helm auf, um das Gespräch so schnell wie möglich zu beenden. „Naja er ist nett und ich hab ihm in Mathe geholfen." Anni zog ihre Augenbrauen hoch und verschränkte die Arme vor der Brust. „Pass bitte bei ihm auf und tu ihm nicht weh. Er ist ein lieber Kerl und macht grad echt viel Scheiße mit." Ich nickte bloß, stieg auf mein Baby und fuhr los. Schon wieder so eine larifari Aussage. ‚Er macht viel durch im Moment:' Toll.... Ich machte auch viel durch und sah nicht aus wie der wandelnde Tod!
Zuhause angekommen, stellte ich meine Maschine ab und stapfte die 5 Stockwerke wieder hoch zu unserer Wohnung. „Dad!", rief ich. „Ich bin im Wohnzimmer!", kam es zurück. Ich runzelte verwirrt die Stirn. Mein Vater war nie so früh zuhause. Ich ging ins Wohnzimmer und sah wie er dort mit einer Frau auf dem Sofa saß. Ich schluckte. Bitte lieber Gott mach, dass es nicht seine neue Freundin ist. „Hallo Emilia!", begrüßte mich mein Vater monoton wie immer und vermied es mir ins Gesicht zu schauen. Ich bin meiner Mutter wie aus dem Gesicht geschnitten und seit ihrem Tod schaute mich mein Vater nur noch sehr selten an, weil er wahrscheinlich meinen Anblick nicht ertragen konnte. Jedes Mal spürte ich einen Stich in meinem Herzen dabei. „Hallo.", meinte ich leise und musterte die Frau auf dem Sofa. Groß, elegant, schlank, schwarze Haare, markantes Gesicht, braune Augen, spießige Klamotten. „Das hier ist Lena Baude. Meine Kollegin und Freundin.", klärte mein Vater mich auf und ich wich sofort einen Schritt zurück. Besagte Kollegin und Freundin stand sanft lächelnd auf und lief auf mich zu mit ausgestreckter Hand. „Hey Lia ich bin Lena. Die Freundin deines Vaters." Freundin... Seit meine Mutter gestorben war hatte mein Vater keine Freundin gehabt. Ich wollte es ihm ja gönnen. Sich neu zu verlieben. Ein neues Glück zu finden in einer Frau nach meiner Mama, aber es fühlte sich trotzdem eigenartig an. Wenigsten sah sie nicht aus wie ein junger Hüpfer, sondern müsste dasselbe Alter wie mein Vater haben. „Mein Name ist Emilia und, dass sie seine Freundin sind, sagte mein Vater bereits.", antwortete ich kalt und schüttelte kurz ihre Hand. Lena wich leicht erschrocken zurück und schaute zu meinem Vater, der mich musterte. Vielleicht war ich etwas zu hart zu ihr. Sie machte ja sonst einen sehr netten Eindruck, aber wenn sie meinte den Part meiner Mutter einzunehmen und dann ohne, dass wir uns kannten begann mit ‚Lia' zu nennen, dann konnte sie getrost wieder verschwinden. „Emilia!", zischte mein Vater. Ich sah ihm wütend in die Augen und er zuckte bei einem Blick in meine sofort zurück und wich meinem Blick aus. Mein Vater seufzte und nahm dann Lenas Hand in seine. Sie blickte unsicher zu ihm auf und ich verschränkte die Arme vor meiner Brust. Zwei gegen einen? Den Kampf würden die beiden verlieren. Ich wandte mich ab und kramte den Zettel aus meiner Tasche, den mein Vater für die Schule unterschreiben sollte. „Da soll ein Erziehungsberechtigter unterschreiben. Machst du da oder soll ich wieder selber unterschreiben?", sagte ich kalt und legte den Zettel auf den Wohnzimmertisch. Mein Vater sah mich verwirrt an. „Natürlich unterschriebe ich, ich bin immerhin dein Vater!" Ich lachte auf und hob meine Augenbraue in die Höhe. „Ja natürlich Papa.", murrte ich abfällig und blickte zu Lena, die mich musterte. „Du siehst deiner Mutter zum Verwechseln ähnlich.", sagte diese plötzlich. Ich riss erschrocken die Augen auf und sah sie kurz darauf wütend an. „Aha...", machte ich bloß. „Das weiß ich bereits und ich bin unglaublich stolz darauf." Lena lächelte bloß zurückhaltend und mein Vater sah kurz zu mir auf, während er sich den Zettel durchlas und schlussendlich schnell unterschrieb. „Wie ist es auf der neuen Schule?", erkundigte sich auf einmal mein Vater und ich blickte überrascht zu ihm. „Warum fragst du?" „Weil es mich interessiert?" Ich lachte. Der verarschte mich doch. „Gut.", sagte ich und wollte gehen. „Wir gehen jetzt was essen. Falls was ist, ich hab mein Telefon mit." Ich nickte bloß und ging in mein Zimmer. „Warum hast du sie nicht gefragt, ob sie mit möchte? Ethan kommt doch heute auch", hörte ich plötzlich Lena sagen. „Weil mein Vater mich nicht dabei haben möchte.", murmelte ich leise vor mich hin und wischte mir eine Träne von der Wange. Seit meine Mutter umgekommen war fühlte ich mich unglaublich alleine. Meine Brüder hatten ein eigenes Leben und riefen nur ein paar Mal im Monat an. Mein Vater konnte oder wollte sich nicht um mich kümmern, weil ich ihn wahrscheinlich zu sehr an meine Mutter erinnerte. Aber ich hatte mich mittlerweile daran gewöhnt. Was sollte ich auch sonst tun. Dennoch schmerzte es jedes Mal, wenn ich mitbekam, dass mein Vater mich nicht dabei haben wollte.

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