"Was zum..!", murmelt Harry. Er ist, zu meiner Schadenfreude, ebenso unsanft wie ich auf dem Boden gelandet. Jetzt sitzt er mir gegenüber und reibt sich irritiert den Hinterkopf. Unwillkürlich erinnert mich diese Geste an einen kleinen, hilflosen Jungen.
"Wie wär's mit einer Entschuldigung!?", fährt er mich an. Und weg ist der kleine, hilflose Junge. Dabei heisst es doch immer, Mädchen seien in der Pubertät zickig. Wie gerne hätte ich jedem Aufklärungslehrmittel ein Diagnose von "Erbsenprinzessin Harry von Styles" aufgezeigt. Vielleicht hätte ich damit sogar Geld verdienen können.
"Halt's Maul, ich bin diejenige mit ermordeten Eierstöcken!", entgegne ich.
"Wenn du mich fragst, ist das auch ein ziemlich fairer Preis, in Anbetracht, dass du unschuldige Menschen umrennst, weil du dich auf irgendeine Streberscheisse konzentrierst".
Sein Blick schwenkt auf das Theaterdossier, das ich völlig anachronistisch in meiner Hand halte. "Was soll das überhaupt sein? Dein Steckbrief für eine Singlebörse?"
Er greift nach den Papieren, doch ich strecke mich sofort und halte sie so weit wie möglich von meinem Körper entfernt. Einen Moment schwanke ich bei dem Versuch, mein Gewicht auf meinen Knien im aufgestellten Lotussitz zu halten. Plötzlich greift Harry nach meinen Schultern und hält mich gerade auf den Beinen.
Er hilft mir, mich auszubalancieren.
Heilige, dampfende, Einhornverkackte Scheisse...
"Vorsicht. Nicht, dass du auf deinen hübschen Hintern fällst", sagt Harry laut. Einige Schüler lachen und mir wird wieder bewusst, dass wir mitten auf dem Schulflur... sitzen und uns völlig zum Affen machen.
Theatralische Auftritte habe ich auch drauf, auch, wenn sie nicht halb so elegant sind wie Taras. Entnervt rappele ich mich auf und zeige Harry den Mittelfinger.
"Naja...", sagt Harry gedehnt, "so hübsch ist dein Hintern auch wieder nicht".
"Mein Hintern ist jedenfalls schöner als du im Gesamtpaket- vergleichsmässig total ausgeglichen. Du bist nämlich ein richtiges Arschgesicht", kontere ich.
Harry lacht laut. "Man könnte meinen, du seiest etwas empfindlich. Hat die werte Frau von Tagträumerei ihre Tage?".
Ein letztes Mal drehe ich mich zu Harry, aber nur, um ihm "Fick dich" zuzurufen und ihm ein weiteres Mal den Stinkefinger zu zeigen. Harry jedoch lacht nur noch lauter. "Oh, ich bin mir sicher, die Mrs. PMS hat noch einige unvorteilhafte Namen und Gesten für mich übrig. Sie interessieren mich aber nicht".
* * * * *
Ich brauche bis zur Mittagspause, um mich von dem Zusammenstoss mit Harry zu beruhigen. Ein Teil von ihm würde gerne zu ihm gehen und ihm eine scheuern, weil ich mich vollauf blamiert habe. Ein anderer Teil würde gerne zu Harry gehen und mich entschuldigen, nur um sicherzugehen, dass wir nicht für den Rest unseres Lebens Krieg führen müssen. Jedoch tut es mir alles andere als leid. Ausserdem hat er zuerst mit dem Streit angefangen, und ich werde ganz sicher nicht klein beigeben, nur weil ich mich nicht mit ihm verfeinden möchte.
Deswegen muntert es mich ein Mal mehr auf, dass sich Perrie und Eleanor unmittelbar neben mir an einen Tisch setzen. Eleanor wickelt sofort ein Karamellbonbon aus der Verpackung und steckt es wortlos zwischen meine Lippen.
"Du siehst so aus, als würdest du es brauchen", erklärt sie mir. Die liebe Eleanor. Schon seit wir uns kennen, schleppt sie für mich Karamellbonbons und für Perrie scharfe Zimtbonbons umher. Als Notfallration, sagt sie immer.
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This ain't loving h.s
FanfictionIrgendwann wird Harry dafür büssen müssen. Es ist nicht fair, seinetwegen nachsitzen zu müssen- insbesonders wenn meine Schwester gerade vom Spital zurückgekommen ist. Was mich an Mum's SMS erinnert. Als ich über den Schulflur renne, geht das Licht...