Unerwartetes Geschehen

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Drinnen war es schön kühl und angenehm, und eigentlich sogar ziemlich edel eingerichtet, dafür, dass es so weit entfernt war von Zentral-London. Die Stühle und Tische waren aus dunkelbraunem Holz geschnitzt und von der Decke fiel warmes Licht von den Kronleuchtern.
Die beiden setzten sich an einen kleinen Tisch mit zwei Stühlen in der Nähe der Bar. Es saßen nicht viele Leute hier. Wahrscheinlich waren es auch nur Stammgäste und woanders hätten die Besitzer aus Geldverlust schon lange schließen müssen. Bond bestellte sich einen Wodka Martini doch, als er Fleur fragte, ob sie auch einen trinken wollte, schüttelte sie lächelnd den Kopf. Sie wollte erst einmal keine Flüssigkeiten zu sich nehmen.

Plötzlich wurde James' Blick kalt und eisig. Doch nicht wegen Fleur, die mit einem Mal eine Gänsehaut bekam, er starrte in den Raum hinter ihr. Zitternd drehte sie sich um, ängstlich suchend nach einer Antwort, nach der Ursache auf die grauenvolle Stille, die sich wie ein unsichtbares Tuch über den Raum legte.
Weiter hinten, am Ende des dunklen Raumes saß ein kräftiger Mann mit schwarzen Haaren und starker Statur. Sein Blick durchbohrte den von Bond geradezu, sodass Fleur sich auf einmal fehl am Platz fühlte. Was passierte da gerade?
Doch so schnell dieser Blickwechsel gekommen war verschwand er auch wieder und beide Männer wandten sich wieder der Speisekarte zu. Neben dem Schwarzhaarigen saß eine hübsche Brünette mit knallrotem Lippenstift und langen Wimpern, mit denen sie gerade den perfekten Augenaufschlag zu üben schien. Wie lächerlich!
Verwirrt drehte Fleur sich wieder zurück und ließ ihren Blick nun ebenfalls über das Menü schweifen. Irgendwie mochte sie diesen Unbekannten gar nicht... Sie wusste nicht warum, aber er war ihr einfach unsympathisch...
"Was möchten Sie essen?", fragte Bond. Man merkte ihm nichts an. Keine Miene, keine Grimasse, nicht mal ein Muskel bewegte sich in seinem Gesicht. Hatte sie sich das eben nur eingebildet?
"Ähm...", erst nach einigem Räuspern fand sie ihre Stimme wieder, "...erst mal nicht. Danke." Auch der Hunger war ihr vergangen.
"Mr. Bond? Was ist eigentlich ihr Beruf?", wollte sie wissen, nur um von den düsteren Gedanken abzulenken.
Doch da waren sie wieder! Er gab ihr keine Antwort, sondern stand beinahe lautlos auf. In dem Moment realisierte Fleur, das der Mann am Nachbartisch ebenfalls seinen Platz verlassen hatte. Mit leisen Schritten lief Bond ihm hinterher, der Dunkelhaarige war schon in einem Nebenraum verschwunden. Im Vorbeigehen streifte James' Hand ihre Schulter. Ein warmes Gribbeln durchfuhr Fleur, doch es hielt nur so lange an, bis auch er außer Sichtweite war. Ihr blieb nichts Anderes übrig, als zu warten.

Die Minuten schienen in Zeitlupe zu vergehen. Was trieb Bond nur? Warum hatte er ihr nichts gesagt? Irgendwann wurde Fleur ungeduldig. Sie würde nur mal kurz gucken. Ihr konnte ja nichts passieren.

Sie stand genauso leise auf, wie Bond es zuvor getan hatte. Nur zur Sicherheit. Mit großen Schritten lief sie selbstsicher auf den Nebengang zu, doch als sie um die Ecke guckte, bekam sie einen Schock: Mittlerweile waren es zwei Männer geworden, die zu zweit auf James losgingen wollten, der sich weitaus besser schlug, als Fleur vermutet hätte. Dem zweiten blutete das ganze Gesicht und es wäre ein Wunder, wenn er noch etwas sehen könnte.
James hingegen hatte nicht einmal einen Kratzer abbekommen. Dennoch konnte sie nicht einfach so zugucken ohne das sie etwas unternahm. Bis jetzt hatte niemand sie bemerkt. Bond stand mit dem Rücken zu Fleur gewandt und war voll beschäftigt mit seinem Gegner. Dabei bemerkte er jedoch nicht, wie sich der schwarzhaarige Mann von hinten anschlich und mit seiner Hand unter der Jacke nach seiner Pistole griff.
Jetzt! Fleur wusste nicht woher ihre plötzliche Entschlossenheit kam und im Moment schloss sie alle Fragen in eine fremde Galaxie.

Schnell sprang sie aus dem Versteck hervor auf den Rücken des Typen, der so sehr erschrak, dass er einfach nur stehenblieb. Mit ihren schmerzenden Fingern hing Fleur nun an seinem Hals. Inzwischen hatte auch Bond sie bemerkt. Er war ebenfalls überrascht, ließ sich jedoch nicht aus der Rolle bringen.

In dieser Sekunde, in der niemand sich bewegte, griff Fleur unter die Jacke, fühte etwas Festes und zog es hervor. Es war wirklich eine Pistole! Fleur hatte eine Waffe in der Hand! Außerdem war sie drauf und dran sie zu benutzen! Ihre Finger begannen zu zittern. Sie war einfach immer zur falschen Zeit am falschen Ort.

Plötzlich drehte er seinen Kopf und starrte ihr in die Augen. Fleur ließ los und landete auf dem Boden. Nun wandt er auch den Rest seines Körpers in ihre Richtung. Er schien vor Wut zu schäumen als sie unsicher das Gewehr auf ihn richtete. Was sollte sie nur tun? Sie wollte niemanden erschießen. Sie wollte keine Mörderin werden.

Plötzlich wurde alles um Fleur herum ruhig. Selbst Bond blickte zu ihr. Er hatte seinen Gegner bereits besiegt. Was war das hier? Warum war sie von jetzt auf gleich in einen Kampf verwickelt?

Mit geschlossenen Augen drückte sie den Abzug. Sie zuckte zusammen bei dem Knall, und noch viel mehr, als sie hörte wie er zu Boden viel. Sie hatte es getan. Sie war eine Mörderin. War es Notwehr gewesen? Wohl eher nicht.

Langsam ließen ihre Knie nach und sie spürte die harten Steinfliesen unter ihr. Träne für Träne rinn über ihr Gesicht. Es waren heiße Tränen, die auf der Haut brannten. Es waren jene der Reue. Doch es war zu spät.

Auf einmal merkte sie James' Körper neben ihr. Er legte einen Arm um sie und Fleur legte ihren Kopf an seinen Oberkörper. Wie stark er doch war. Ohne eine Reaktion konnte er Leute töten. Sie hätte es wissen müssen. Doch nun war sie auch eine von Denen. Sie war eine Mörderin! Eine verdammte Mörderin!!!

Erneut begann sie zu schluchzen. Ihre Hände waren fest um ihn geschlungen. Sie würde ihn festhalten. Für immer. Sie wollte nicht mehr von hier weg, nach draußen.

"Hey. Beruhige dich."
Traurig hob sie ihren Kopf und blickte ihm in die Augen.
"Ist das dein Job?", fragte sie mit zitternder Stimme.

Er hielt ihren Kopf mit seinen großen starken Händen fest wie etwas Wertvolles, etwas Zerbrechliches. Dann schloss Fleur die Augen wieder. Es war wie im Kino, immer wenn sie sie öffnete befand sie sich in einer anderen Szene. Doch nun blieben ihre Augen zu. Sie wollte nichts mehr erleben. Sie wollte genau hier liegen bleiben.

Plötzlich bemerkte sie ein Kitzeln auf ihren Lippen, ein leichtes Gribbeln, das sie alles vergessen ließ. Wo war sie eigentlich? Sie hatte es vergessen. Ein Gefühlschaos breitete sich in ihr aus. Mit einem Mal, war sie glücklich. So wie seit langem nicht mehr.

Vorsichtig erwiderte Fleur den Kuss. Ihre Lippen waren wie für einander gemacht. Sie passten perfekt aufeinander. Dann hörte es auf.

Bond stand auf, griff ihre Hand und meinte: "Lass uns gehen."

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Hey ihr Lieben!
Mein neues Kapitel ist fertig!  Hat etwas lange gedauert, weil es über 1100 Wörter hat.  XD
Doch ich bin zufrieden und bis jetzt ist es mein Lieblingskapitel :)
Wie findet ihr es?  Schreibt es gerne in die Kommentare!  ^.^

Hab euch alle lieb :*

Eure Madeleine

INFINITY 007 - James Bond   #wattys2016 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt