Der Retter

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Regen prasselte auf die Straßen von London. Aus Pfützen wurden Seen und aus Rinnsälen wurden Flüsse. Schreie waren zu hören. Die Feuerwehr war mit allen Löschfahrzeugen gekommen und die Männer versuchten mit allen Mitteln die unterirdischen Flammen zu bändigen, zu zähmen.

Das Wasser tropfte in ihr Gesicht und wusch ihr den schwarzen Ruß von den Wangen. Langsam öffnete sie die Augen und sah verschwommen wie ein paar Flecke auf sie zukamen. Dann wurde alles schärfer. Sie lag auf dem Asphalt vor den vom Brand zerstörten Rolltreppen zur Underground. Das Feuer war gelöscht.

Neben ihr stand der Mann, der mutige, mutige Mann, der ihrer beiden Leben gerettet hatte. Obwohl sie sich kaum bewegen konnte, wollte sie sich bei ihm bedanken und ihm am liebsten um den Hals fallen.
'Danke', wollte sie sagen, doch sie fing an zu husten und zu krächzen. Wie peinlich! Sie versuchte es erneut,  aber sie brachte keinen Ton hervor.

Ein paar Ärzte kamen auf sie zu.
"Sie haben wirklich Glück gehabt,  dass sie die Explosion überhaupt überlebt haben. Sogar ohne Brandwunden."
Hatte sie richtig gehört? Eine Explosion?
"Was? Eine Explosion?!", endlich,  ihre Stimme war wieder da. "Vielen Dank",  fügte sie nebenbei mit einem Blick zu ihm hinzu.
"Kein Ding", antwortete er.

Sie schaute zu ihrem Retter. Erst jetzt merkte sie wie gut er eigentlich aussah. Seine wunderbaren blauen Augen leuchteten wie das Meer an manch sonnigen Tagen. Sie schienen sie erneut fesseln zu wollen. Und die Flammen hatten nicht einmal an seinem durchtraininierten Körper (sein Hemd klebte hauteng an seinem Oberkörper) geleckt. Gut, an ihrem Körper auch nicht, dank ihm. Mit Mühe wand sie ihren Blick ab, stand trotz Schmerzen auf und strich sich die Haare aus dem Gesicht, die durch das Wasser an ihrer Haut hafteten wie Nesseln.

"Entschuldigen Sie bitte,  dass ich sie nicht früher gefragt habe,  aber wie heißen Sie?", wollte sie wissen. Sie hatte es wirklich vergessen. Er guckte tief in ihre Augen und ein kleines Lächeln bildete sich auf seinen Lippen.

"Mein Name ist Bond. James Bond.", antwortete er leise. "Und Ihr Name?"
"Fleur. Fleur Chevalier", gab sie zurück.
Es klang cool, als er ihren Namen aussprach: "...Fleur... Schöner Name", bemerkte Bond anerkennend, "Passt zu ihnen. Wir sollten etwas trinken gehen"
Fleur nickte. "Gerne"

Zusammen liefen sie über die Straße zu einem kleinen Pub. Nicht gerade gemütlich, wie sie fand. Am liebsten läge Fleur jetzt mit einer heißen Tasse Earl Grey auf einem Sofa...

Als Bond die Tür öffnete und sie hineinbat, guckten die anderen Leute die beiden verwundert an. 'Wie sollten sie auch sonst gucken?', dachte Fleur belustigt. Schließlich kamen gerade zwei völlig durchnässte Personen herein, deren Kleidung vom Brand schwer gezeichnet war. Bonds Hemd war am Arm ein wenig aufgerissen und ihr Make up war auf dem ganzen Gesicht verteilt. Außerdem fehlte Fleur ein Schuh, wie sie merkwürdigerweise erst jetzt feststellte.

Der Raum war klein und schlecht beleuchtet, die dunklen Stühle und Tische waren eng zusammen geschoben. Hinter der Theke befand sich ein schmaler Durchgang, der vermutlich in einen Nebenraum führte.

Sie setzten sich an die Bar und Fleur zog ihren Schuh aus. Sie liebte es ihre Füße barfuß zu lassen und da Fleur glücklich war, dass sie überhaupt noch am Leben war, machte ihr der Verlust ihres roten Highheels nichts aus.
"Vielen Dank noch einmal für die Rettung!", strahlte Fleur Bond an. Geistesabwesend strich sie ihr schwarzes Kleid glatt. Nun sah es nicht mehr so toll aus, wie am Morgen, als sie es frisch gewaschen aus ihrer Tasche geholt hatte. Am Po fehlte ein Stück Stoff. Mist!
"Wäre das denn nötig gewesen?",  fragte er lächelnd zurück. Warum stellte er die Frage? Hätte Fleur sie nicht stellen sollen?
"Warum?", fragte sie nach.
"Weil sie es auch geschafft hätten." Dieser Satz gab ihr nachzudenken...

INFINITY 007 - James Bond   #wattys2016 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt