Kapitel 2

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Samira
"Hallo" begrüßte ich Jasin, als ich an der Tür an kam.
"Hey" sagte er, während er sich durch die Haare fuhr.
Anscheinend hatte ich ihm zu lange in seine wunderschönen, grünen Augen geschaut, denn er räusperte sich.
"Du warst doch ziemlich scharf drauf mit mir die Pause zu verbringen, wollen wir nun los?" sagte er mit einem Grinsen auf den Lippen.
Ich merkte schon wie ich rot anlief und ging schon mal los. Jasin folgte mir.
Während wir das Schulgebäude verließen, schwiegen wir.
"Ich bin übrigens Samira" sagte ich um die unangenehme Stille zu unterbrechen.
"Schon mitbekommen" sagte er knapp ohne mich dabei anzusehen.
Komischerweise fühlte ich mich sehr wohl in Jasins Gegenwart. Ich hatte mich nie sehr für Jungs interessiert, doch bei ihm hatte ich das Gefühl, dass ich alles über ihn wissen möchte.
"Du bist also auch Albanerin?" unterbrach er meine Gedanken.
"Ehm ja. Woher weißt du das?"
Er lachte.
"1. Dein Name und 2. haben nur wir Albaner so hübsche Mädchen" antwortete Jasin mir und zwinkerte mir dabei zu. Er hat mich als hübsch bezeichnet. Ich merkte sofort, dass ich rot wurde.
"Danke du Patriot" sagte ich und lachte dabei damit er nicht merkte wie sehr mich sein Kompliment freute.
"Was denn? Ich bin halt stolzer Albaner" sagte er.
"Woher genau aus Kosovo kommst du?" fragte ich ihn.
"Wow, du interessierst dich aber sehr für mich" sagte er und schaute dabei nach vorne.
"Beantwortest du mir nun meine Frage?" sagte ich um das Thema zu wechseln.
"Da will aber jemand vom Thema ablenken. Aber ich will dich ja nicht in Verlegenheit bringen. Prej Prizreni jam" sagte er während er einem Mädchen mit einem ziemlich knappen Kleid hinterher schaute.
"Was für ein Zufall, edhe unë jam prej Prizreni" sagte ich, um seine Aufmerksamkeit wieder auf mich zu lenken. Ich weiß, dass das ziemlich erbärmlich ist, aber ich war irgendwie eifersüchtig auf das Mädchen mit dem kurzen Kleid, das glaube ich Franziska heißt.
"Schön" sagte er knapp. Was war denn auf einmal los mit ihm? Eben war er doch noch ziemlich lustig drauf!
"Und? Wieso bist du nun auf dieser Schule?" fragte ich um das entstandene Schweigen zu brechen.
"Meine Eltern wollten nicht mehr in Dresden leben, weil sie sagen das dort schlechter Umgang für mich sei. Jetzt denken sie, dass ich hier so etwas wie einen "Neuanfang" mache. Die haben sie nicht mehr alle. Aber ich glaube eine gute Sache hatte der Schulwechsel: Hier laufen noch mehr heiße Mädchen rum als in Dresden" sagte er während er zwei Mädchen angrinste die daraufhin kicherten.
Ich weiß nicht warum aber auf einmal sammelten sich Tränen in meinen Augen. Seine Aussage hatte mich so verletzt. Ich versuchte sie zu unterdrücken, aber vergeblich. Mir rollte eine Träne nach der anderen aus dem Augen. Ich strich mir über die Wangen, in der Hoffnung das Jasin nicht sah das ich weinte, aber auch dies scheiterte. Jasin hielt an und schaute mich mit hochgezogenen Augenbrauen an.
Er kam einen Schritt näher und hob mein Kinn an, damit ich ihm in seine wunderschönen Augen sehen musste.
"Samira es tut mir leid, wenn ich dich verletzt habe. Du bist zwar ganz niedlich und hübsch, aber nicht der Typ Mädchen die ich normalerweise flach lege" sagte er mit einem ernsten Blick.
Ich schlug seine Hand weg, die immer noch unter meinem Kinn lag.
"Was bist du bitte für ein arrogantes Arschloch! Bis eben dachte ich noch, dass ich dich vielleicht mögen würde, aber du hast echt alles versaut. Ach ja und denk nicht, dass ich wegen dir geheuelt habe, ich bin einfach sehr nah am Wasser gebaut. Du bi-" weiter kam ich nicht, denn mich zog jemand nach hinten. Als ich mich umdrehte erstarrte ich. Florent stand nun vor mir und sah mich wütend an.
"Wer ist der Typ und warum hängst du mit dem ab?" fragte er mich und zeigte dabei auf Jasin.
Ich schwieg und senkte den Blick.
"Samira, wenn du mir das jetzt nicht erklärst, sag ich das Mami und Babi und zoti na rujt, wenn Babi das erfährt!"
"Beruhig dich mal kleiner! Ich bin ein neuer Schüler in Samiras Klasse. Sie war total scharf drauf mir die Schule zu zeigen, du brauchst nicht gleich petzten gehen" antwortete Jasin für mich mit einem Grinsen auf den Lippen und hochgezogenen Augenbrauen.
"Wir klären das Zuhause" sagte er und ging wieder zurück. Nun klingelte es, was bedeutet dass der Unterricht wieder beginnt. Ich ging wieder Richtung Schulgebäude bis mich jemand am Arm zog. Ich drehte mich um und sah in Jasins wunderschöne Augen.
"Brauchst jetzt nicht so zickig sein, ich bin nicht Schuld, dass dein Bruder dich erwischt hat" sagte er mit einem ernsten Gesicht.
Ich verschränkte die Arme vor der Brust und unterdrückte die Tränen.
"Du hättest nicht sagen sollen, dass ich -scharf drauf war- mit dir rum zu hängen" sagte ich mit ausdrucksloser Miene.
"Boah Alter, interessiert mich doch nicht. Heul mal nicht so rum. Dein kleiner Bruder wird schon seinen Mund halten" mit diesen Worten ging er ins Schulgebäude und ich folgte ihm, denn wir kamen zu spät.
Als wir das Klassenzimmer betraten, starrten uns alle an und Mirjeta grinste breit. Wir setzten uns beide schweigend auf unsere Plätze und der Unterricht ging weiter.
Nach etwa 2 Minuten merkte ich das mein Handy kurz vibrierte. Ich zog es aus meiner Hosentasche.
Mirjeta: Uuuund?? Wie ist es gelaufen? Habt ihr euch bereits unsterblich ineinander verliebt? ;)
Ich antwortete:
Hm, nicht ganz. Ich mag ihn nicht. Erklär dir später alles..
Als ich wieder von meinem Handy aufsah, entdeckte ich einen Zettel auf meinem Tisch. Ich faltete ihn auf und da stand in unordentlicher Schrift:
Mfal. Du warst sehr nett zu mir aber ich hab mich wie ein Arsch benommen. So bin ich nun mal. Wir reden nach Schulschluss nochmal. Ich warte später vor'm Schulgebäude. Ok??
Als ich aufsah starrte Jasin mich an. Ich nickte als Bestätigung, dass ich mit ihm reden werde.
Der Rest des Schultages verlief wie immer. Ich glaube Florent war nicht mehr so wütend auf mich, denn in der Mittagspause kam er zu mir und fragte mich nach Geld. Jasin und ich hatten nicht mehr miteinander gesprochen und als ich Mirjeta erzählt hatte wie die Pause verlief, war sie auch etwas geschockt.
Als es endlich klingelte und wir somit Schulschluss hatten, beeilte sich Jasin ziemlich und verschwand aus dem Klassenzimmer. Ich wollte mich auch beeilen, doch Frau Kaiser hielt mich auf. Sie sprach mit mir über meine Deutschnote und sagte, dass ich mich verschlechterst hatte. Ich nickte einfach nur, weil ich nur daran dachte, dass Jasin wahrscheinlich vor dem Schulgebäude auf mich wartete. Als Frau Kaiser endlich fertig war lief ich schnell zum Ausgang. Als ich dort ankam traute ich meinen Augen nicht.
Jasin stand da mit dieser Frankiska. Sie redeten aber nicht miteinander, stattdessen drückte Jasin sie gegen die Wand und küsste sie wild. Mir stiegen sofort Tränen in die Augen und ich fing an zu weinen. Als ich anfing zu schluchzen, löste sich Jasin von Franziska und sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. Dann zog sie ihn wieder zu sich und er küsste sie weiter seine Hände ruhten dabei auf ihrem Po.
Ich lief zurück ins Schulgebäude und ging auf's Klo.
Was war bloß los mit mir? Zum Glück war ich alleine in der Toilette, denn ich konnte nicht aufhören zu weinen. Wieso weinte ich denn so viel und warum verletzte es mich so Jasin mit diesem Mädchen zu sehen? Ich kannte ihn doch erst seit ein paar Stunden!
Mir fiel ein, dass ich noch in die Fahrschule musste. Ich versuchte mich also zu beruhigen und holte den Concealer, den ich für alle Fälle mit hatte, aus meiner Tasche. Als ich fertig war ging ich raus und zum Glück standen die beiden nicht mehr da.
In der Fahrschule konnte ich mich nicht wirklich konzentrieren, denn ich musste die ganze Zeit an Jasin denken.
Als ich fertig war und raus ging hielt ich die Luft an. Vor mir stand das Auto meines Vaters. Natürlich war es keine große Überraschung, dass er mich abholte, aber ich hatte Angst, dass Florent ihm irgendwas erzählt hatte, denn da kennt mein Vater keinen Spaß. Ich ging auf das Auto zu und öffnete die Beifahrertür. Nachdem ich eingestiegen war, fragte mich mein Vater wie mein Tag war.
"Alles super" log ich.
Er war sehr entspannt, was darauf hinwies, dass mein Bruder noch nichts gesagt hatte. Der Rest der Fahrt verlief schweigend. Als wir Zuhause ankamen, ging ich ohne jemanden zu begrüßen in mein Zimmer und sperrte die Tür zu. Ich schmiss mich auf mein Bett und ließ meinen Gefühlen freien Lauf. Ich weinte so sehr, könnte mir aber nicht genau erklären warum.
Ich kann mich doch nicht nach einem Tag in jemanden verlieben, oder? Ich fühlte mich an diesem Abend so einsam. Meine Mutter hatte ein paar mal an meine Tür geklopft und mich gebeten auf zu machen, aber ich hatte sie ignoriert. Meine Familie durfte mich nicht in diesem Zustand sehen, denn sonst würden sie Verdacht schöpfen.
Also beschloss ich nicht mehr runter zu gehen und weinte mich in den Schlaf.

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