Jenseits Des Himmels

Das Wartezimmer

 Schlagartig bin ich wach. Um mich herum ist ein mattes Leuchten. Ich sehe nichts und irgendwie fühle ich auch nichts.  Kein Schmerz, keine  Angst. Wenn ich ehrlich bin ist gar nichts da. Kein Herzschlag, kein Luftholen. Jetzt gerate ich doch in Panik. Was ist nur hier los! Ich versuche Aufzustehen. Ist aber nicht so einfach wenn kein Boden da ist. Nach einer gefühlten Ewigkeit schaffe ich es in eine halbwegs aufrechte Position. Ich fühle mich schwach und mein Körper ist merkwürdig leicht. Nach einem Blick auf meine Beine ist entgültig Panik angesagt. Ich kann durch meine Haut sehen. Adern, Knochen. Alles ist durchscheinend, als würd ich mich gleich in das matte Licht um mich herum auflösen. Ich verstehe nichts mehr. Falls ich  gestorben bin, warum bin ich hier? Wo sind die anderen Toten? Soll das das Leben nach dem Tod sein?  Dabei fällt mir auf, das ich nicht traurig bin, eher etwas wehmütig, mit langsam einfließenden Ärger. So geht das doch nicht. Ich will meine " Ewigkeit " nicht hier verbringen. Allein. Wo sind meine Eltern, meine Verwandten die schon vor mir gestorben sind. Wo sind all die Menschen, die einen doch angeblich in Empfang nehmen und in das Leben nach den Tod führen. Steht so jedenfalls in den Büchern und Romanen die ich gelesen habe.  Und wo ist das Licht? Ich meine dieses Strahlende, leuchtende , das wo all die Toten hinein gehen und so in das Paradies kommen. Nicht dieses matte Glühen um mich herum. Bei meinem Glück bin ich wohl eher im Vorraum zu Hölle. Oh man, ich bin wirklich zu alt für so was. 

Wieder sehe ich mich um. Ich stehe jetzt aufrecht. Sozusagen in der Luft. " Hallo, Ist da jemand? " Immer wieder rufe ich. Keine Antwort, keine Bewegung in dem Licht. Vorsichtig bewege ich mich vorwärts. Ich seh ja nicht wo ich gehe. Bin zwar wohl tot, aber sicher ist sicher. " Verdammt noch mal. Ist hier den niemand ? Was ist hier los, wo bin ich? Ich will jetzt eine Antwort." Nun bin ich langsam wirklich sauer. Das kann doch einfach nicht wahr sein. Da. Eine leichte Bewegung an meiner rechten Seite. Da ist was. Ich rufe nochmal. Und Nochmal. Wäre ich noch Leben tät mir jetzt sicher der Hals weh.

" Junge Frau. Sie dürfen hier nicht fluchen. Das macht es nicht besser für sie." Eine piepsige Stimme erklingt neben mir und aus dem Licht bildet sich langsam eine kleine, rundliche Figur. Ich traue meinen Augen nicht. Da steht neben mir doch tatsächlich so eine kleine Puttenfigur mit Flügeln und einem Klemmbrett in der Hand. Auf dem runden, fast kahlen Schädel leuchtet ein kleiner Heiligenschein. Etwas schief, knapp über den Ohren. Große, blaue Augen sehen mich fast ängstlich an. Das Engelchen trägt eine weiße Tunika, die knapp über den knubbeligen Knien endet.

Ich bin so froh jemanden zu sehen das ich lachen muss. " Junge Frau hat mich schon lange niemand mehr genannt." Sofort legt das Engelchen einen Finger auf den Mund, sagt hastig, " pssst" und blickt sich furchtsam um. " Was ist los ?, warum soll ich leise sein? Und was ist das hier für ein Ort ? frage ich dann noch schnell. " Ich heiße Kuno und bin dein Schutzengel, sozusagen. Du sollst eigentlich gar nicht mehr hier sein. Vorallem sollst du nicht wach hier sein. Ich habe mich verspätet und nun ist alles schiefgelaufen. Oh, Oh was soll ich nur machen ? Ich werde bestimmt in die Wolkenputzkolone strafversetzt wenn Michael das rausbekommt. "  Kuno ringt nun wirklich die Hände, hätte nie gedacht das ich sowas mal in Echt sehe. Völlig aufgelöst geht er hin und her und vergisst dabei selber leise zu sein. Ich verstehe kein Wort von dem was er sagt. Ich meine akustisch schon, meine Ohren funktionieren anscheinend wieder einwandfrei, aber gedanklich kann ich grade überhaupt nicht umsetzten was er meint.  

Das Lachen ist mir vergangen. Mein Kopf fühlt sich nach beginnender Migräne an. Kann man überhaupt Migräne bekommen wenn man angeblich Tot ist? 

Kuno erzählt irgendwas von Fehler und das er