Der Anfang beginnt am Ende

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                                                                  Prolog, 21.09.2038

Hallo.  Ich bin Malia und ich will dir eine Geschichte erzählen. Sie handelt von Gut und von Böse, von Liebe und Hass, und  von allen anderen, was üblicherweise in Erzählungen so vorkommt. 

Meine Geschichte ist da etwas anders, denn sie beginnt mit dem Ende .  Mit meinem Ende, sozusagen.  Ich möchte zu meiner Person eigentlich nur soviel sagen, das ich ganz ok bin.  Ich hatte Eltern, Geschwister. Meine Eltern leben seit einigen Jahren nicht mehr und meine Geschwister führen ihr eigenes Leben.  Für einen Ehemann habe ich nie die Zeit und die Geduld gehabt. Ich bin nichts außergewöhnliches, eher so Typ langweiliger  Stubenhocker. Vom Aussehen her auch nicht so auffällig, halt normaler Durchschnitt. Ich stehe morgens auf, duschen, anziehen, schnell einen Kaffee trinken, dabei tierisch den Mund verbrennen und dann los zu Arbeit. 

Da komme ich zu den etwas aufregenden Teil in meinem Leben. Ich arbeite in einer öffentlichen Bücherei.  Da habe ich mir sozusagen selber einen Wunsch erfüllt, denn ich liebe Bücher. Ich liebe  das Lesen. In andere Leben hineinsehen, andere Länder kennenlernen.  Ist wahrscheinlich für andere altmodisch, aber ich blättere lieber die Seiten von Büchern um, als im Netz zu surfen oder ein E-Books zu lesen. Das Gefühl und das Gewicht von einen richtigen Buch in meiner Hand, ist meiner Meinung nach mit nichts anderem zu vergleichen.  

Es ist keine große Bücherei, halt so eine in einer Kleinstadt. Es gibt einige wenige ältere Bücher oder Nachschlagewerke, das meiste sind doch neuere Werke und Romane.  Dort bin ich jeden Tag von  8.30 Uhr bis 18.00 Uhr.  Halbe Stunde Mittagpause und am Nachmittag einen Cappuccino und ein Stück Torte vom Bäcker nebenan.  Und das jetzt schon seit fast 40 Jahren. 6 Tage die Woche, Sonntag zu Hause, auch sehr ruhig. Keine Aufregung in meinen Leben. 

Ich denke wahrscheinlich wäre es so auch noch die nächsten 20 Jahre weitergegangen, wenn ich auf meinem Nachhause Weg nicht die Geschwindigkeit von diesem Skateboard Fahrer unterschätzt hätte oder meine Geschwindigkeit überschätzt. Mit etwas über 60 ist man doch nicht mehr so beweglich wie man gerne möchte. Außerdem muss ich zu meiner Entschuldigung sagen, das ich doch auch von dem Buch in meiner Hand abgelenkt war. Dieses hatte ich mir ausgeliehen und wollte nur einen kurzen Blick hinein werfen.  Auf dem Gehweg... Tja, böser Fehler. Wenn ich lese sehe und höre ich nichts. Oder besser gesagt fast nichts. In diesem, meinen Fall höre ich dann doch was. Und zwar wie plötzlich jemand losbrüllt, " aus dem Weg du alte Schachtel". Ich schaue erschrocken von meinem Buch, sehe einen Schatten auf mich zu kommen, einen Schatten, weil meine Brille in diesem Moment entscheidet, meine Nase zu verlassen. Mit einem Sprung zu Seite will ich mich und den jungen Mann vor einem Sturz bewahren. So, und das ist mein zweiter und letzter Fehler an diesem Tag. Dummerweise machen meine Beine diese Aktion nicht so mit wie sie sollen und ich hatte schon immer Schwierigkeiten mit rechts und links, besonders in Stress Situationen.  Also springe ich  direkt vor das Skateboard und komme zum Fallen. Natürlich genau vor meinem Bus, der auch gerade dann pünktlich ist, wenn man es so gar nicht gebrauchen kann.

Mein letzter Gedanke ist kurz und Schmerzlos " Mist". Und dann ist erstmal alles still....




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