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Wenn ich jemandem erzählen würde, was gerade eben vorgefallen ist, der würde mich für vollkommen bescheuert halten.

Kein Wunder, ich würde es mir ja selbst nicht glauben wenn ich es nicht mit eigenen Augen gesehen hätte.

Feen gibt es schließlich garnicht!

Naja, zumindest dachte ich das bis gerade eben.

Eben nämlich, als ich meine Zimmertür geschlossen hatte und mich gerade an meinen Schreibtisch setzen wollte um ein wenig zu malen, kam unter meinem Bett urplötzlich und wie aus dem Nichts ein winzig kleines Wesen herrausspaziert.

Es streckte sich kurz, sodass ein Paar Flügel enttarnt wurden, als es mich erblickte schlug es aber sofort wieder den Rückweg ein und war mirnichts, dirnichts innerhalb weniger Augenblick wieder verschwunden.

Und nun lag ich bäuchlings vor dem Bett und versuchte verzweifelt einen Blick auf diese merkwürdige Erscheinung werfen zu können, aber alles was unter dem Bett sichtbar wurde waren Staubberge und ein paar einzelne Socken.

Was auch immer das war, es wollte scheinbar auf garkeinen Fall entdeckt werden.

Tja, selbst Schuld!

Nun gab es kein zurück mehr, denn was einmal meine Neugier geweckt hatte, würde ich nicht einfach wieder vergessen können.

Es würde  ich sonst Tag und Nacht beschäftigen, wer weiß, vielleicht würde es mich sogar im Traum verfolgen.

Als sich das Wesen trotz längerem Warten nichtmehr zeigte, beschloss ich einfach das Bett ein Stück vorzuziehen, mal sehen ob es dann nicht vielleicht doch herrauskommen will!

Gesagt, getan.

Ich stand auf, klopfte mir die Flusen von der Kleidung und machte mich daran, das Bett ein Stück zu bewegen.

Knarzend und auch nur widerwillig gab es schließlich nach und ließ sich verrücken.

Hinter ihm kam allerdings nicht das zum Vorschein was ich erwartet hätte.

Statt dem Wesen von eben fand ich nämlich nur ein kleines Loch in der Wand.

Es war ungefähr so groß wie ein Mauseloch aber von eben einer solchen konnte es definitv nicht ein, Mauselöcher hatten schließlich ja keine Türen!

Ich konnte nicht glauben was ich sah, in die Betonwand meines Zimmers hatte jemand ein Loch geschlagen und davor war eine Tür gesetzt worden.

Es war eine schöne Tür, eine massive aus Holz, reich durch Einkerbungen und winzigen unlesbaren Schriften verziert.

Der Türgriff war allerdings viel zu klein als hätte ich ihn mit meinen Fingern hätte öffnen können.

Vermutlich würde ich ihn sogar zerstören und das wollte ich beim besten Willen nicht riskieren.

Alles was mir also übrig blieb wäre zu klopfen.

Irgendwie kam ich mir schon ein wenig dabei lächerlich vor, trotzdem wollte ich es zumindest versuchen.

Ich bewegte also meinen Zeigefinger vorsichtig auf die kleine Tür zu und stieß ihn leicht dagegen.

Tatsächlich öffnete sich kurz darauf die Tür und ein kleines Wesen kam heraus.

Es schnaufte einmal kurz durch, dann begann es zu reden.

"Sag mal was soll denn das?! Da will man einmal seine Ruhe haben und du verursachst hier ein ganzes Erdbeben! Wieso bist du überhaupt hier, laut meinem Zeitplan solltest du doch in der Schule sein!"

Wow, der kleine Kerl hatte offenbar eine ganz schön große Klappe.

Ich musterte das kleine Kerlchen erstmal eingehend, schließlich kam mir das Ganze ziemlich surreal vor.

Der Winzling hatte blonde Haare, die ihm vollkommen zerzaust über sein Gesicht fielen.

Außerdem hatte er eine kleine Stupsnase und trug ein langes Shirt.

Seine schwarze Hose zeige erst wie dünn seine Beine wirklich waren.

Alles in allem hatte er ungefähr die Größe meiner Hand.

Auf dem Rücken hatte er zwei schwarz schimmernde Flügel.

Aha, eine Fee also.

"Sag mal, wieso starrst du mich so an? Ist ja gruselig!"

"Kannst du damit eigentlich fliegen?" fragte ich ihn und zupfte dabei an seinen Flügeln herum.

"He, aufhören! Aua! Naja... eigentlich könnte ich damit fliegen aber.. ich hab ähm... ich hab Höhenangst."

Perfekt. Ich packte ihn am T-Shirt und zog ihn daran hoch. Vorichtig setzte ich ihn auf meine Hand, ich wollte ihm ja nicht weh tuen.

Als ich austand bemerkte ich wie sich der Kleine an meinem Daumen festhielt und leise wimmerte.

Huch, plötzlich hat er keine so große Klappe mehr.

Nun ergab sich meine Chance ihn zur Rede zu stellen.

"Wer bist du und was zur Hölle machst du in meinem Zimmer?"

Ängstlich sah der kleine Elf mich an und begann vorsichtig auf meine Fragen zu antworten.

"Mein... mein Name ist Stegi und ich bin.. ähm ein Feenjunge. Auch wenn ich es hasse das zu sagen. Und was ich hier mache ist... naja ich wohne hier. Eigentlich schon länger und relativ unbemerkt aber... ich dachte du wärst gerade nicht da und ich wollte kurz frische Luft schnappen und dann... dann war es zu spät."

Ein Feenjunge und er wohnte in meinem Zimmer?

Ich musste mich kneifen da ich immernoch glaubte, dass das Ganze ein total abgefahreren Traum wäre.

Nichts. Das war also definitiv kein Traum.

"Also nochmal um das zusammen zufassen: Dein Name ist Stegi, du bist eine Fee und lebst in meinem Zimmer?"

Der Winzling bestätigte das mit einem Kopfnicken.

Es war wirklich faszinierend, er sah zwar aus wie ein eingeschrumpfter Mensch, sah man aber genauer hin erkannte man ein Paar schwarze Schmetterlingsflügel auf seinem Rücken.

Moment mal, seit wann waren diese Dinger denn bitte schwarz?
Auch wenn ich sicherlich nicht viel über Feen wusste, das an ihnen wirklich nichts schwarzes zu finden war, wusste selbst ich.

Eigentlich traute ich mich garnicht nachzufragen, aber meine Neugier siegte schließlich doch, weshalb ich meinen Gedanken einfach gerade herraus aussprach.

"Sag mal, wieso sind denn deine Flügel schwarz? Also nicht das es mich interessieren würde aber..."

Er senkte den Kopf und seufzte kurz auf.

"Naja... man könnte sagen ich wurde gewissermaßen verbannt."

Fairytale ~StexpertWo Geschichten leben. Entdecke jetzt