Es blieb mir eigentlich keine andere Wahl als nun nach draußen zu laufen und das kleine Kerlchen aus der Regenrinne zu picken.
Eigentlich war ich ja garnicht dafür verantwortlich, schließlich konnte ich ja auch nichts dafür, dass er in meinr Wand wohnte und die Vorstellung, meine Schwester würde ihn finden und in ein pinkfarbenes Puppenkleid stecken, war einfach zu köstlich.
Trotzdem machte ich mich nun auf den Weg nach unten.
An der Haustür schnappte ich mir meinen Schlüssel aus der Schale und wollte gerade nach draußen als meine Mutter auf mich aufmerksam wurde und aus der Küche geschlurft kam.
"Sag mal Tim, wo willst du denn so schnell hin?"
Mist, erwischt. Jetzt bloß nicht auffallen.
"Ich... ähm... ich wollte nur schnell mit dem Hund rausgehen... genau!"
Sie sah mich skeptisch an, begann dann aber zu grinsen.
Kurz glaubte ich, dass sie meine Lüge geschluckt hatte und stand bereits mit einem Fuß außerhalb der Wohnung als sie mich zurückrief.
"Du kannst deine Freundin gerne zum Essen mitbringen, Kind. Ich werd dir das schon nicht übel nehmen."
Ich schnaubte und wollte nun einen zweiten Fluchtversuch wagen.
"Ach ja und Tim?"
"Was gibt's denn noch?"
"Wir haben keinen Hund."
Peinlich berührt sprang ich nun in einem rasanten Tempo die Stufen herunter und bekam gerade noch mit wie meine Mutter zu kichern begann bevor die Tür hinter mir mit einem lauten Rumpeln ins Schloss fiel. Ich lief um das Haus herum und bückte mich nun um Stegi aus der bodenhohen Regenrinne herauszuziehen aber als ich meine Hand hineinsteckte um den Wicht packen zu können war dort nichtsmehr.
Fluchend legte ich mich nun auf den Boden um einen Blick in die Rinne erspähen zu können... aber Fehlanzeige. Die Rinne war, bis auf ein paar alte Blätter und etwas Regenwasser welches wohl nach dem letzten Regen nicht ablaufen konnte, vollkommen leer.
Mist! Jetzt hatte ich das kleine Kerlchen tatsächlich schon verloren und das noch bevor wir überhaupt losgegangen waren.
Nachdem ich nun zwei Finger in der dreckigen Regenrinne hatte und sie gerade aufbrechen wollte um zu sehen ob er vielleicht irgendwo darin stecken geblieben war, hörte ich ein leises Lachen.
Eigentlich war es viel mehr ein Zwitschern und als ich mich umdrehte sah ich hinter mir im trockenen Vogelbad tatsächlich Stegi liegen, der sich vor lachen den Bauch hielt.
Das war doch echt eine Frechheit die der kleine Wicht sich hier abhielt.
Ich zog meine Finger vorsichtig aus der Regenrinne heraus und wischte sie an meiner Hose ab, dann stand ich ganz langsam auf und drehte mich zum Vogelbad um.
Es war Stegis Glück, dass sich kein Wasser in diesem befand, sonst hätte ich ihn vermutlich darin ertränkt.
Ich packte die Fee, die sich mittlerweile wieder beruhigt hatte und setzte ihn etwas unsanft unter meine Kappe, sodass er vorne zwischen meinen Haare herausschauen konnte, natürlich nicht ohne ihm vorher noch einen giftigen Blick zu zuwerfen, den dieser aber gekonnt ignorierte er gekonnt.
Es war doch wirklich lächerlich, dass ich mir von diesem kleinen Wesen so auf der Nase herumtanzen ließ, schließlich könnte ich ihn zwischen zwei Fingern zerquetschen wenn mir danach wäre.
Kurz überlegte ich mir tatsächlich ob ich Stegi nicht einfach irgendwo absetzen und weggehen sollte, verwarf den Gedanken allerdings wieder.
Wer sagte denn, dass er nicht einfach wieder zurückkommen würde.
Langsam setzte ich mich in Bewegunng und ging vom Garten auf den Bürgersteig zurück und somit in Richtung Innenstadt.
Ich wohnte mit meiner Familie weit außerhalb von Essen, am Waldrand.
Das war für mich aber nie wirklich ein großes Problem.
Zwar war meine Schule deshalb etwas weiter entfernt und auch zu meinen Freunden brauchte ich mit dem Fahrrad etwa 20 Minuten aber ich schätzte es wirklich sehr, dass ich hier am Waldrand meine Ruhe hatte.
Wenn ich früher Streit mit meinen Eltern hatte oder mir einfach mal wieder alles über den Kopf gewachsen ist, war ich oft im Wald um wieder runter kommen zu können.
Meist blieb ich am Rand, sodass meine Eltern mich im Notfall hätten finden können.
Erst als ich später älter war, traute ich mich auch weiter in den Wald hineinzugehen. Dort saß ich dann oft stundenlang, binmanchmal sogar eingeschlafen.
Wie auf magische Weise fühlte ich mich dann immer besser.
Moment... magisch?
Ob Stegi vielleicht...?
Ich nahm mir vor ihn dazu später zu befragen aber gedanklich schloss ich es bereits aus.
Auch wenn er eine Fee war, war es ihm wohl nicht möglich menschliche Gefühle zu beeinflussen, oder etwa doch?
Vermutlich nicht, nein.
Außerdem war es sicher schon zwei oder vielleicht sogar drei Jahre her seitdem ich zum letzten Mal hier war, gut möglich, dass Stegi dieses Gebiet dann noch nicht bewohnt hatte.
Immer näher kamen wir in Richtung der größeren Gebäude und das Straßennetz wurde immer unübersichtlicher.
Wenn man sich hier nicht auskannte würde man sich glatt verlaufen.
Vielleicht wäre ja das eine Möglichkeit den kleinen Wicht loszuwerden?
Stegi lehnte sich inzwischen weit aus meinen Haaren heraus, etwas zu weit für meinen Geschmack.
Mit einer geschickten Bewegung drückte ich ihn wieder in meinen braunen Haarschopf zurück, für Außenstehende sah es allerdings so aus als würde ich lediglich meine Kappe zurecht rücken.
"Mpf... Lass das!"
Erneut kämpfte sich die Fee zwischen meinen Haaren nach vorne, diesmal zog er allerdings an ihnen.
Ich nahm das Ziepen war und in diesem Moment hätte ich schwören können, dass das seine Absicht gewesen war.
Schnell drehte ich mich um sicher zustellen, dass mich niemand beobachtete, dann verschwand ich in eine der verwinkelten Straßen und nahm meine Kappe ab.
Stegi, der darauf offensichtlich nicht vorbereitet war, purzelte aus meinen Haráren heraus und landete etwas unsanft in meiner ausgestreckten Hand.
"Hör zu du Wicht! Entweder du befolgst jetzt meine Regeln und benimmst dich oder du gehst wieder dahin zurück wo du hergekommen bist, meine Geduld ist am Ende mit dir!"
Das kleine Männchen in meiner Hand schnaufte, erkannte dann aber wohl, dass es ihm nichts als Ärger einbrachte wenn er sich weiter gegen mich auflehnen würde.
"Ja ist ja gut. Ich werde mich an deine Regeln halten, können wir dann jetzt bitte endlich weitergehen?"
"Ich entscheide wann wir weitergehen, ist das klar?! Na gut also... ich würde sagen wir könnten unseren Wegg nun fortsetzen."
Vorsichtig setzte ich meine Kappe wieder auf und hob meine Hand an, sodass der Kleine wieder an seine Position zurück krabbeln konnte, natürlich nicht ohne davor noch ein paar Bemerkungen bezüglich seiner Höhenangst von sich zu geben.
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Fairytale ~Stexpert
FanfictionAls Stegi eines Tages plötzlich unter Tims Bett hervorgekrochen kommt und dieser ihn entdeckt, lernt Tim alles über die Welt des kleinen Feenjungen und dessen Verbannung aus seiner Heimat. Er macht es sich zur persönlichen Lebensaufgabe das zerbrech...