Teilnehmerbeitrag 4

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Tödlicher Singsang

Der Wind wirbelte um das Segel, ein kalter Sturm stand uns bevor. Der Himmel färbte sich leicht grün und es fing schon an zu regnen. Zusammen mit der ganzen Crew brachten wir die wichtigsten Gegenstände in Sicherheit. So schlimm war ein Sturm schon lange nicht mehr gewesen.

Ein Blitz schlug ein und es war, als würde mich eine große Welle überrollen. Mein Kopf schlug gegen etwas hartes und ich fiel sofort in Ohnmacht.

Mit pochendem Schmerz wachte ich auf. Mein Kopf tat höllisch weh, doch der Sturm hatte aufgehört. Der Himmel war klar und komplett wolkenlos. Er war nicht ganz blau, sondern er hatte noch immer einen leichten Grünstich. Irgendwie faszinierte mich der Himmel, auch wenn es völlig hirnlos erschien, wenn man bedachte, dass mir alles schmerzte und ich nun wirklich andere Sorgen hatte, als wie schön der Himmel doch war. Zum Beispiel, dass es wirklich nicht normal war, dass ein Himmel grün war und meine Crew fehlte. Alles was ich hörte, war eine Singsang- Stimme, oder besser gesagt mehrere. Es klang wunderschön, doch es dröhnte in den Ohren und hörte nicht auf.

Ich rappelte mich mit schmerzenden Gliedern auf und schaute mich um. Wo waren die anderen? Waren sie vielleicht drinnen und konnten sich in Sicherheit bringen? Ich hoffte so sehr, dass sie überlebt hatten. Mit schweren Schritten lief ich auf die Tür zu, die unter Deck führte und öffnete sie schließlich.

"Männer!", rief ich, doch keine Antwort. Stattdessen wurde der Singsang immer lauter. "Jasper, Louis, James!", rief ich nach ein paar, doch wie erwartet, kam keine Antwort. Was zur Hölle ist passiert? Wo waren sie denn alle?

"Sie sind nicht mehr da. Sie sind bei uns.", ertönte plötzlich eine unnatürlich hohe, jedoch trotzdem angenehme Stimme. Erschrocken drehte ich mich zu dem Geräusch um und erblickte das schönste, was ich je gesehen habe. Eine zierliche Frau hielt sich am Rand vom Schiff fest und lächelte mich freundlich an. Sie war so wunderschön. Ihre langen schwarzen Haare, die leicht bläulich schimmerten, fielen über ihre zarte Schultern. Mit ihren großen, blauen Augen musterte sie mich und zeigte ihre perfekten, weißen Zähne, während sie mich strahlend anlächelte.

"Wo sind sie?", fragte ich verwirrt. Und machte einen Schritt auf sie zu.

"Na, bei uns. Du könntest auch mit mir kommen, dann siehst du sie wieder.", flötete sie. Ich ging noch mehrere Schritte auf sie zu, bis ich direkt vor ihr stand. Sie faszinierte mich. Ich konnte meinen Blick nicht von ihr reißen, so wunderschön war sie. Doch wie kam sie hier her? Sie hing einfach so am äußeren Rand des Schiffs.

"Wer bist du?", fragte ich sie, woraufhin sie anfing glockenhell zu lachen.

"Ich heiße Cariba. Also, kommst du oder wartest du auf eine schriftliche Einladung?" Während die eine Hand noch fest das Holz umklammerte, damit sie nicht hinunter fiel, streckte sie die andere nach mir auf, was wohl bedeuten sollte, dass ich sie ergreifen sollte.

Zaghaft machte Anstalten ihre zierliche Hand zu ergreifen, doch sollte ich es wirklich tun? Waren meine Kollegen wirklich bei ihr? Ich zögerte und linste über den Rand des Schiffs. Es ging weit hinunter, denn das Schiff war wirklich groß. Es war praktisch unmöglich hier einfach so hinauf zu kommen, zumal das Schiff noch immer mitten auf dem Wasser war.

Ich wollte meine Hand zurück ziehen, doch da erblickte ich noch etwas. Ein großer Fischschwanz bewegte sich unmittelbar unter der Schönheit auf und ab. Mir fiel erst jetzt auf, dass die Frau oben herum ganz nackt war. Nur ihre Haare verdeckten ihre Brüste ein wenig. Ich blickte hinunter und sah sie nun komplett. Das war doch unmöglich! Ich träumte, das konnte nicht anders sein! Da war doch tatsächlich eine Meerjungfrau vor mir und bat mich, mit ihr mitzukommen.

"Du bist eine Meerjungfrau.", stellte ich fest. Sie lachte wieder ihr wundervolles Lachen, das wie Gesang klang.

"Nicht ganz. Meerjungfrauen existieren nur noch am tiefsten Punkt des Meeres, wo sie in ihrem ganz persönlichen Gefängnis aus Korallen vergammeln. Ich bin eine Nixe.", erleuterte sie plötzlich mit kaltem Blick und tonloser Stimme. Keine Emotionen waren vorhanden, als sie mich am Ärmel meiner Seemannsuniform packte und mich mit in die Tiefe des Meeres riss.

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