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Der schwarze Ritter

Dunkle Schwaden waberten über dem Wald und verdeckten den dunklen Himmel mitsamt seinen hell leuchtenden Sternen. Schmunzelnd strich er sich über seinen schon etwas zu langen Bart und fuhr die Klinge seines Trollschwertes entlang. Ja, er war der Wächter der Trollklinge, Hüter der dunklen Wälder und zugleich der schwarze Ritter. Seine Rüstung schimmerte sogar im Dunkeln und er hatte die Leute munkeln hören, dass er ein schwarzer Magier wäre. Was natürlich völliger Quatsch war, denn seine scheinbar unbändige Kraft schöpfte er aus dem Licht der Engel und seine atemberaubenden Kampftechniken hatte ihm sein Vater schon in frühester Kindheit gelehrt. Es gab momentan nichts worüber er sich Sorgen machen müsste, er hatte ein Dach über dem Kopf, war in seinen heiß geliebten Wäldern und die Menschen sahen mit Ehrfurcht zu ihm herauf. Apollon, sein weißer Schimmel, war sein einziger Freund, aber was brauchte er mehr? Was sollte er sonst mit seinem Leben anstellen? Er beschützte die Menschen im Dorf vor bösen Kreaturen und bekam dafür Essen und Trinken von ihnen, nein, für ihn war alles perfekt so wie es war, wäre da nicht diese Sehnsucht, die Sehnsucht nach Geborgenheit und vor allem nach Liebe. Das Verlangen mit jemandem auf immer und ewig verbunden zu sein machte ihn fast wahnsinnig, er wollte auch endlich ein toller Vater und Ehemann sein über den jeder im Dorf redete. Aber er hatte ja noch Zeit, denn mit seinen 25 Jahren konnte man ihn nicht gerade als sonderlich alt bezeichnen. Selig lächelnd schloss er die Augen und lehnte sich weiter in sein Strohbett zurück, darauf bedacht keine allzu lauten Töne zu machen, die die Tiere in der Umgebung aufschrecken würden. Er war eins mit der Natur, ohne die wundervoll raschelnden Bäume und die unbekümmerten Tiere im Wald wäre sein Leben nicht vollkommen. Auch wenn er schon lange in seiner Traumwelt durch die schönsten Ländereien ritt, in Begleitung seiner Liebe des Lebens, wachte er noch immer mit halbem Ohr und Aug' über sein Hab und Gut. Das leise Schnauben Apollon's riss ihn aus seinen Träumen und brachte ihn in die Realität zurück. Die Sonne stieg gerade auf und der Himmel war mit dunkelroter Farbe belegt. Er gönnte sich noch ein paar Minuten Ruhe bevor er sich aus seinem Bett schwang und anfing seine sieben Sachen zusammen zu klauben. Seine Trollklinge, Lanze und auch sein kleines Wurfbeil trug er stets am Körper, jede Sekunde dazu bereit benutzt zu werden. Eilig warf er sich seinen schwarzen Umhang über seine Rüstung und sattelte sein ein und alles. Beruhigend strich er Apollon über die Mähne und schwang sich auf seinen Rücken. Das Dorf konnte er schon von weitem erblicken, die kleinen Schornsteine die rauchend über die Baumwipfel lugten. Das war früher sein zweites Zuhause gewesen und wenn er sich nicht täuschte war es das auch jetzt noch irgendwie. Die Menschen dort waren gewissermaßen eigen, aber war das nicht jedermann? Belustigt ritt er durch die schmalen Gassen und betrachtete interessiert das angeregte Treiben. Alle, groß sowie klein, waren wach und vollbrachten ihre tägliche Arbeit. Lächelnd nickte er den kleinen Menschen zu, alle ehrfürchtig und ergeben wie sie waren, verbeugten sie sich vor ihm. Doch gerade als er das Dorf wieder verlassen wollte zogen schwarze Wolken den sonst so blauen Himmel herauf, ließen die dunklen Seiten des Waldes zum Vorschein bringen. „Dämonen.", knurrte er und hielt mit einem sicheren Griff sein Trollschwert in der Hand. Kein Bewohner des Dorfes war mehr zu sehen, sie hatten es auch gespürt. Es waren die gelbglühenden Augen im Wald, die ihn noch wachsamer werden ließen, ihn gerade zu dazu anspornten endlich loszulegen. Behutsam stieg er von Apollon herab, behutsam und doch wirkte er machtvoll und edel. Es war nicht die Art Schlacht, in der ein Pferd von Vorteil war. Nein, es war mehr die Art von Schlacht, indem es nur um Leben und Tod ging. Schon sprangen die ersten Wölfe aus dem Dickicht, hungrig und zähnefletschend. Es war für ihn ein leichtes diese streunenden Tiere zu beseitigen, zu mächtig war des Ritters Schwert. Doch nun sah er sie, hunderte von uralten Dämonen, böse und voller Jahrhunderte gesammelter Kraft. Es war der Punkt als ihm klar wurde, er könne das Dorf nur durch eine bestimmte Tat retten. Sie hatten ihn nun erreicht, leckten sich über ihre blutroten Lippen und schüttelten ihre zottelige Mähne. Langsam ging der Ritter auf die Knie, erwies sich selbst die letzte Ehre und zog verschmitzt lächelnd das Schwert durch seine Rüstung, verpasste sich selbst den Todeshieb. Das Kreischen der Dämonen übertönte sein eigenes schmerzhaftes aufkeuchen und das schwarze Blut, das aus seinem Körper floss tränkte die Erde mit uralter Magie.

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