Ich mag nicht..

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Ich mag nicht denken,
daran,

was deine letzten Worte waren,

ich mag nicht fühlen,
denn du hast mir sämtliches Gefühl genommen.

Ich mag nicht weinen,
darüber,
dass du nun weg bist.

Ich mag nicht.

Ich kann nicht.

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"Komm Elen, bitte,  es ist doch so schön draußen! " ertönt die glockenhelle Stimme meiner 8jährigen Schwester Marie.
Ich - noch im Bett liegend- drehe mich grummelnd auf die andere Seite, um das kleine Monster in meinem Zimmer ausfindig zu machen.
Sie sitzt auf meinem Sitzsack, mitten im Zimmer und schaut mich mit ihren grasgrünen Augen erwartungsvoll an. "Na komm schon!"  bettelt sie weiter.
" Wenn du dann Ruhe gibst, du kleiner Dreikäsehoch" antworte ich seufzend und knuffe sie freundlich in den Arm.
"Aber zuerst wird gefrühstückt!"  sage ich noch und als wäre dass ein Schlagwort für sie, springt Marie auf und umarmt mich stürmisch.
Nun musste auch ich Morgenmuffel lachen, denn es war immer wieder erstaunlich, worüber sie sich noch freuen konnte.
Gerade als ich mich dem Rührei, das gemächlich in der Pfanne brutzelte, widmen wollte, hörte ich das Geräusch einen Schlüssels und kurz darauf das einer zufallenden Tür.
Mama, es musste Mama sein! Schließlich war mein Papa vor einigen Jahren verschwunden und sonst besaß niemand anders unseren Wohnungsschlüssel.
Ich schaute auf die Uhr, es war gerade einmal halb acht,  sie müsste eigentlich längst noch arbeiten.
Eine schlimme Vorahnung beschlich mich.
Als ob diese bestätigt werden wollte, stand meine Mutter schon im Türrahmen der Küche- wobei man es eigentlich nicht stehend nennen konnte, sie wankte unaufhörlich und mir wurde übel, als ich den beißenden Geruch von Alkohol, den meine Mutter ausströmte, riechen konnte.
Sie hatte es also wieder getan.. und ich spürte auf einmal eine unbändige Wut in mir.

"Ist das eigentlich das einzigste, was du kannst? Dich vollaufen lassen? Merkst du eigentlich, was daheim abgeht?! Du hast Kinder verdammt noch mal, Kinder die geliebt werden wollen, Kinder die dich brauchen! " brülle ich sie an und bin überrascht von mir selbst, da ich eigentlich nie zu Wutausbrüchen neige.
Aber sie hatte es verdient, unsere Erzeugerin kümmerte sich kein bisschen um uns, Arbeit oder Parties und Alkohol, das war ihr Leben.
So etwas wie Verantwortungsbewusstsein kannte sie nicht.
Obwohl sie stark alkoholisiert war, schien sie trotzdem die Lage und das gerade eben von mir gesagte zu realisieren.
Sie wurde blass.
"Du denkst, ich mache es mir einfach- nicht wahr?! Du denkst, man sollte sich kümmern um das was man liebt?! Ist es so, Elena??"  fragte sie mit einer hysterischen Stimme und rot werdendem Gesicht.
Ich erstarrte, noch nie hatte ich solch eine Angst gegenüber meiner Mutter empfunden.
Ich konnte nicht mehr tun, als leicht zu nicken.Doch sie wartete gar nicht auf eine Reaktion, sondern fuhr fort.      
" Ich liebe schon lange nicht mehr , weder mich, noch euch!" 
Mit diesen Worten drehte sie sich immer noch leicht schwankend um und kurz darauf fiel die Wohnungstür wieder scheppernd ins Schloss.
Erst als ich das leise Schluchzen meiner Schwester einige Meter hinter mir vernahm, realisierte ich das gerade eben gesagte.

Drei Tage danach erfuhr ich in der Zeitung vom Tod meiner Mutter. 

Gestorben durch eine Überdosis an Tabletten und Alkohol .

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Hey :)

Ich hoffe meine erste kurze Geschichte hat euch gefallen, deswegen schreibt mir bitte unbedingt in die Kommis, was ihr dazu meint und ob ich noch mal sowas in der Art schreiben soll.

xoxo Regenbogeneinhorn500

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