Hör auf! Bleib stehen! Du weißt, was passiert, wenn du weiter gehst. Wirf dein Leben nicht in diesem Moment weg. Noch ist es noch nicht zu spät. Vergiss ihn und er wird dich vergessen.
Mein Gehirn wusste, was geschehen wird und versucht mich zu warnen. Doch es war nutzlos. Mein Körper war wie ferngesteuert. Mir blieb nichts anderes übrig, als mich meinen Körper zu ergeben.
Liam bog ihn eine kleine Gasse ab, bis er endlich stehen blieb. Er drehte sich zu mir um. Ein leichtes Lächeln lag auf seinen Lippen, so als wüsste er, dass ich ihm folgen würde, noch bevor er das Gespräch anfing. Auch ich blieb endlich stehen. Ich fühlte mich etwas unwohl und ein Gefühl von Unsicherheit breitete sich in meiner Magengegend aus.
"Du weißt, was jetzt passiert, oder etwa nicht?" Seine raue Stimme war das einzige Geräusch, was ich vernahm. Es war sehr still. Wir waren sehr weit von der Hauptstraße und somit von dem Parkplatz entfernt. Er könnte mich jetzt einfach umbringen und keiner würde es bemerken. Aber ich weiß, dass es nicht das ist, was er will.
Ich antwortete ihm nicht. Mein Schweigen vernahm er als ein 'Ja'. Er kam noch ein paar Schritte auf mich zu, bis er mir so nah kam, dass gerade mal ein Blatt Papier noch zwischen uns passte. Mein Herz schlug viel zu schnell und ich hätte das Gefühl, dass es jeden Moment meinen Brustkorb sprengte. Ich schloss einfach die Augen, denn natürlich weiß ich, was er von mir möchte. Und insgeheim will ich es auch von ihm. Ich spürte nur noch seine weichen Lippen auf meinen. Unsere Münder bewegten sich perfekt miteinander. Aber ich tat nichts außer ihn zu küssen, obwohl ich wusste, was es für Konsequenzen mit sich bringen würde. Seine Hände wanderten langsam zu meinen Hüften und wir vertieften den Kuss. Doch auf einmal löste er sich von mir. Ich öffnete vorsichtig meine Augen. Liam leckte sich über die Lippen und lächelte mich an. Ehe ich mich versah, war er verschwunden.
Das Gefühl von Reue machte sich in mir breit. Was habe ich nur getan? Ich habe gerade meinen liebevollen Ehemann betrogen. Tränen bildeten sich in meinen Augen. Ich kämpfte nicht dagegen an und ließ mich kraftlos zu Boden sinken. Was mach ich jetzt nur? Soll ich ihm die Wahrheit sagen oder soll ich so tun, als sei nicht gewesen? Wie würde er sich in meiner Situation verhalten? Nein, er würde überhaupt nicht in so eine Situation kommen, denn er würde mir immer treu sein, dass weiß ich. Ja, aber wenn, dann würde er mir bestimmt die Wahrheit sagen. Aber schaffe ich das auch?
Es war ein endloser Kampf mit meinen Gewissen und meinen Herzen. Woher weiß ich, was die richtige Entscheidung ist? Ich schloss die Augen und legte meinen Kopf in meinen Nacken. Ich dachte nach. Ich dachte an alles. Nialls und meine erste Begegnung. Anfangs war ich etwas unentschlossen, ob ich auf sein Konzert hätte gehen sollen. Schlimm wäre es, wenn ich nicht gegangen wäre. Dann hätte ich die Chance verpasst, die wohl größte meines Lebens, ihn kennen zu lernen. Er schenkte mir ein Ticket für die erste Reihe. Während seines Auftrittes sah er mich oft an und manchmal hatte ich das Gefühl, als würde er nur für mich singen. Nach seiner Show wurde ich Backstage geholt. Wir unterhielten uns und fanden schnell Gemeinsamkeiten.
Der zweitschönste, wenn nicht sogar der aller schönste Tag, war unsere Hochzeit. Ich war so aufgeregt, dass ich die Nacht kein Auge mehr zu bekam. Niall ging es bestimmt genauso. Als wir getraut wurden und uns gegenseitig unsere Ehegelübde vorlasen, war das der emotionalste Moment für mich. Ich musste einfach nur weinen und musste mich sehr zusammen reißen um überhaupt ein Wort heraus zu bekommen. Niall hat mach damit zur aller glücklichsten Frau auf der ganzen Welt gemacht. Und was mache ich? Ich betrüge ich ihn mit einem wildfremden Mann. Ich hatte sogar davon geträumt, dass es passieren würde und ich habe es nicht ernst genommen. Mein ganzen Leben war zerstört. Die Trauer in meinem Körper wandelte sich in Wut um. Wut auf mich selbst. Wie kann ich auch nur so blöd sein?
Allmählich wurde mir etwas kalt und ich beschloss nach Hause zu fahren. Ich stand auf und wischte mir die Tränen aus dem Gesicht. Mit langsamen Schritten näherte ich mich meinem Auto. Ich öffnete die Autotür und warf den Motor an. Was soll ich ihm erzählen, wenn ich ankomme? Warum es so lange gedauert hat? Wütend schlug ich mit der Faust auf das Lenkrad. Ich überlegte noch einen Moment bevor ich den richtigen Gang einlegte, auf das Gaspedal drückte und den Parkplatz hinter mir ließ.
Nach etwa 10 Minuten kam ich an unserem Haus an. Es war drinnen bereits dunkel. Wahrscheinlich schlief er schon. Er hatte sicher einen anstrengenden Tag. Leise öffnete ich die Haustür und trug die Einkäufe in die Küche. Ich verstaute die Lebensmittel dort, wo sie hingehörten. Vorsichtig ging ich die Treppe nach oben, darauf bedacht keine unnötigen Geräusche von mir zu geben. Ich zog mir noch etwas anderes an und legte mich dann zu Niall ins Bett. Er schlief bereits und auch ich versuchte einzuschlafen. Doch ich hatte ein zu schlechtes Gewissen um jetzt einfach meine Augen zu schließen. Also blieb ich noch einige Stunden wach im Bett liegen und starrte an die Decke bis mich die Müdigkeit packte und ich einschlief. Doch was ich träumte waren keine schönen Träume. Es waren die schlimmsten Albträume, die ich jemals geträumt hatte. Wie kann ich das, was passiert ist, nur irgendwie rückgängig machen?
Einige Tage später saß ich in der Küche und aß mein Müsli. Niall kam auch in die Küche und schenkte mir sein freudiges Lächeln. Ich erwiderte es nur kurz. Er holte sich selbst eine Müslischüssel und machte sich sein Frühstück zurecht. Niall wollte mir einen Kuss auf die Backe geben, doch ich wich ungewohnt zurück.
Seine Miene änderte sich schlagartig. "Was ist los mit dir? Seit Tagen gehst du mir aus dem Weg. Und wenn ich versuche dich zu küssen oder irgendetwas in der Weise, dann bist du mir so abweisend gegenüber. Habe ich was falsch gemacht? Liegt es an mir?" Nein Niall, es liegt nicht an dir. Wenn du die Wahrheit wüsstest, dann wärst du jetzt nicht mehr hier bei mir. Du hast überhaupt nichts falsch gemacht. Ich bin diejenige, die unsere Ehe geschadet hat. Ich suchte nach der richtigen Antwort. Doch noch bevor ich etwas sagen konnte, hörte ich wie Niall seine Schüssel wütend auf den Tisch abstellte. Von dem unerwarteten Geräusch zuckte ich zusammen. Ich sah ihm in die Augen. Darin lag Wut, Trauer, Schmerz, Verzweiflung, aber auch Liebe. Abrupt verließ er das Zimmer und ich hörte nur noch, wie die Tür laut ins Schloss fiel. Soll ich ihm die Wahrheit sagen? Wird er die Wahrheit verkraften?
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Das war's mal wieder.
Ich hoffe es hat euch gefallen und seid gespannt, wie es weiter geht. :D
Love ya.