Leider komme ich im Moment nicht dazu, das nächste Kapitel von Eisblau zu Ende zu schreiben. Daher hier schon einmal für alles Fans und Ungeduldigen das erste Kapitel von Feuerrot. Ich freue mich über Kommentare und Anregungen. Denn genau wie Eisblau ist auch diese Geschichte nicht bereits fertig (abgesehen von den ersten Kapitel).
Ich hoffe, ihr genießt das Lesen.
__________
Sie kamen bei Nacht. Niemand von uns konnte sie kommen sehen. Niemand konnte auch nur erahnen, dass sie kommen würden.
Ich erinnere mich noch genau daran, wie es war. Bevor sie kamen, ging es unserer kleinen Gemeinde gut. Wir sind nur ein kleines Dorf. Eines, in dem Magier und normale Menschen in Harmonie miteinander leben - lebten. Lasst mich ein wenig davon berichten, wie es einst war: Die Unmagischen wissen von uns und akzeptierten uns so wie wir sind. Viele versuchten sich sogar ein wenig an der Zauberei. Aber wer keine Magie in sich hat, kann nun mal nicht mehr als normale Heiltränke zu brauen. Bei meiner Großmutter im Kräuterladen haben zwei Menschen gearbeitet. Ihre Namen waren Sarina und Laire. Die beiden kannten sich besser mit Kräutern und nichtmagischen Tränken aus als manch eine Hexe. Ich habe gerne im Laden gesessen und ihnen dabei geholfen Hustensäfte oder andere natürliche Mittelchen zu brauen. Am liebsten habe ich versucht, verschiedene Teesorten zu mischen. Meistens war meine Testgruppe ganz angetan von dem, was ich da gebraut habe. Es kam nur wenige Male vor, dass meine Kreationen ungenießbar waren. Meine Mutter kann meine Begeisterung für die Magie und vor allem für die Kräuter nicht begreifen. Aber sie hat sich noch nie großartig fürs Zaubern interessiert. Irgendwann ist die Magie in ihr eingeschlafen, weil sie sie so konsequent ignoriert hat. Ich weiß nicht ob das stimmt, aber es ist das, was Oma mir gesagt hat, als ich sie eines Tages fragte, warum Mama nicht auch zaubert. Mein Papa konnte auch zaubern. Er war kein großer Magier, aber das wenige, was er mit seiner Magie zustande bringen konnte, das hat er mit Herz getan. Er war ein Beschwörer. Oftmals hat er mir einen kleinen Geist beschworen, mit dem ich spielen konnte oder der mich begleitet hat, wenn ich mal wieder in dem unser Dorf umgebenden Wald auf Kräutersuche gegangen bin. Aber wie gesagt, das war einmal. All diese Erlebnisse sind Erinnerungen. Sie gehören der Vergangenheit an - ebenso wie die Idylle unseres Dorfes.
Eines Nachts gab es eine laute Explosion. Eine, die die Erde zum Erschüttern brachte und das ganze Dorf aus den Federn riss. Ich war damals gerade sechzehn. Für einen Magier wie mich ist das kein Alter. Großmutter hat gesagt, dass ich noch älter werden könnte als sie. Zu dem Zeitpunkt war sie schon hundertdrei Jahre alt. Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie es ist so lange zu leben. Der älteste Magier, von dem sie je gehört hat, wurde dreihundert Jahre alt. Das ist eine unvorstellbar lange Zeit. Aber zurück zu meiner Erzählung. Die Explosion scheuchte also das ganze Dorf auf. Meine Eltern waren unter den Ersten, die nach draußen auf die Straße liefen. Ich habe mich damit begnügt, aus dem Fenster zu sehen. Es war Jahresbeginn und dementsprechend noch recht kühl draußen. Kurzum: Ich war einfach zu faul, mich umzuziehen. Draußen kniete mein Vater sich kurz hin und beschwor einen Erdgeist, der mein Zimmer bewachen sollte. Ich erinnere mich noch gut an seinen mahnend-liebevollen Blick, als er ein letztes Mal zu mir aufgesehen hatte. Das war das letzte Mal, dass ich ihn gesehen habe. Sie haben ihn getötet. Meine Mutter hat mir später berichtet, dass er einer der Ersten war, die sich ihnen entgegen gestellt haben. Dafür hatte er mit seinem Leben gezahlt. Für mich war er ein Held. Sie sehen das natürlich anders. Für sie war er einer jener Hirnlosen, die ihr Leben für niedere Menschen gaben. Ja, ihr habt richtig gelesen. Niedere Menschen. In ihren Augen sollten wir Magier über die Menschen herrschen. Ich finde es absurd, denn niemand ist mehr wert, nur weil er oder sie über gewisse Eigenschaften oder Talente verfügt. Doch wie gesagt, das ist meine Meinung und die zählt hier leider nicht. Irgendwie haben sie von unserem Dorf erfahren und beschlossen, dass hier der beste Ort war, ihren Welteroberungsplan in die Tat umzusetzen. Die erste große Explosion war nur eine von vielen. In jener Nacht haben sie einen Großteil der Menschen zusammengetrieben und sie in die baufälligen Häuser am Dorfrand gesperrt. Sie haben nicht alle getötet, sondern nur die, die sich ihnen in den Weg gestellt oder sie beleidigt haben. Wer klug genug war, den Mund zu halten, wurde am Leben gelassen. Mein Vater, so heldenhaft sein Tod auch war, war in der Situation weniger klug - genau wie einige andere Magier. Sie erklärten ihn zu einem Verräter. Das hatte zur Folge, dass wir ihn nicht begraben durften. Er wurde einfach in eine Grube geworfen, mit all den anderen Opfern jener Nacht.
DU LIEST GERADE
Unter Magiern: Feuerrot [Leseprobe, Entwurf]
FantasyDie Junghexe Florence fühlt sich am wohlsten, wenn sie von Kräutern und frischer Erde umgeben ist. Leider hilft ihr das wenig, um ihr Dorf aus den Fängen des Magischen Reiches zu befreien. Bis ihr das alte Trankbuch ihrer Großmutter in die Hände fäl...