Einst lebte ein kleiner Junge namens Shiro zusammen mit seinen Eltern in einem Haus, nahe eines großen Sees. Es war mitten im Wald gelegen, Stunden entfernt von jeglicher Zivilisation. Einen langen Fußmarsch entfernt lag ein kleines Dorf, was aber nur das nötigste hatte. Es bestand aus wenigen Häusern und hatte dementsprechend wenig Einwohner. Andere Kinder fand man beinahe keine.
Der Junge wurde mit der Zeit sehr einsam und sehnte sich danach einen Spielgefährten zu haben, doch wie sehr er sich das auch wünschte, er blieb alleine.
Er setzte sich täglich an das Ufer des großen Sees und beobachtete den Sonnenuntergang. Dabei sang er ein wunderschönes Lied, welches all seine Trauer und seine Einsamkeit ausdrückte. Die Tage vergingen und Shiro begann sich zu fragen warum er dies überhaupt tat. Niemand hörte sein Lied, keiner würde seinen Gesang vermissen. Deshalb brach er irgendwann während des Liedes ab und sang es nicht zu Ende. An diesem Tag ging die Sonne in aller Stille unter.
Am nächsten Tag wusste er nicht so recht ob er sich ans Ufer des Sees setzen sollte, um die Sonne zu betrachten. Keiner wäre bei ihm, mit dem er diesen Anblick teilen konnte und niemand wäre da um seinem Lied zu lauschen.
Nach langem Zögern entschied er sich doch dafür, es war wohl die Gewohnheit die ihn an das Seeufer führte. Er setzte sich ins Licht der untergehenden Sonne, winkelte seine Beine an und umarmte seine eigenen Knie. Gedankenverloren betrachtete er den schönen Anblick der sich ihm erbot, so wie er es jeden Abend tat. Nach einer langen Stille, summte er leise sein Lied vor sich hin, bis er lauter wurde und er schließlich mit viel Gefühl anfing zu singen.
In seinen Gedanken versunken, bemerkte er gar nicht dass er nicht mehr alleine war. Er wurde von einem kleinen Wesen beobachtet, welches ihn mit angewinkelten Flügeln und gehobenen Kopf interessiert musterte. Die Haut des kleinen Tieres war mit schimmernd blauen Schuppen verziert, die in der untergehenden Sonne wunderschön glänzten. Es hatte saphirblaue Augen, mit denen es den Jungen fixierte. Zwei Hörner waren darüber zu sehen, die allerdings noch sehr klein waren. Das Wesen selbst war auch nicht sehr groß, gerade mal 50 Zentimeter vom Boden.
Als Shiro mit dem Lied geendet hatte, gab das Tier ein leises Knurren von sich. Er schrak auf und sah schnell hinter sich. Im ersten Moment brachte er kein Wort heraus, solch ein Tier hatte er noch nie gesehen.
»Was bist du? «, flüsterte er, noch leicht erschrocken. Er betrachtete es von oben bis unten, wenn er es nicht besser wüsste, würde er sagen es sei eine Art Drache. Der Größe nach zu urteilen ein sehr junger.
In seiner kindlichen Naivität rückte der Junge näher an das Tier heran.
»Was machst du hier so alleine? «, fragte er vorsichtig. Es kam natürlich keine Antwort, der Drache legte nur seinen Kopf leicht schief als hätte er nicht verstanden was Shiro gesagt hatte.
Das Tier ging näher an den Jungen heran. Es setzte sich direkt neben ihn und knurrte ihn leise an.
»Was willst du denn von mir? «
Hatte der Drache ihn nicht auch angeknurrt, als er aufgehört hatte zu singen? Der Gedanke kam ihm zwar etwas seltsam vor, jedoch beschloss er es zu versuchen. Es wirkte tatsächlich. Sobald Shiro sein Lied sang, beruhigte sich der kleine Drache und lauschte vertieft. Ein Lächeln bildete sich auf den Lippen des Jungen.
Als er schließlich verstummte, war wieder ein enttäuschtes Knurren zu hören.
Shiro zögerte zuerst, legte aber dann eine Hand auf den Kopf des kleinen Tieres.
»Lass uns Freunde sein, ich singe so oft für dich wie du willst. «
Auch wenn der Drache nicht sprechen konnte, sah man deutlich die Zufriedenheit in seinem Blick.
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~Melodie der Freundschaft~
FantasyEin kleiner Junge droht sich in der Einsamkeit selbst zu verlieren. Eines Tages macht er eine Entdeckung die sein Leben für immer verändert. Eine tiefe Freundschaft entsteht, die nicht nur Freude in das Leben des Jungen bringt, sondern auch viele Ge...