Kapitel 6 - Schneepfote

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Auf dem Weg zum Ältestenbau sah Schneepfote an sich herunter. Er hatte wirklich keinerlei Verletzungen davongetragen, die Geisterkatzen hatten also recht. Er machte sich aber keine weiteren Gedanken darüber und folgte seinen Schwestern. Als sie im Ältestenbau ankamen, zupfte sich Lärchengeist gerade ein paar Moosfetzen aus dem Fell. Schneepfote neigte den Kopf vor den zwei Ältesten. "Ihr Jungen, was habt ihr nur wieder angestellt?", miaute sie Kopfschüttelnd. "Ihr könnt Krieger nicht einfach angreifen, nur weil sie mit euch verschiedene Dinge machen wollten", miaute Donnersee. Das verbreitet sich ja wie ein Laubfeuer. Schneepfote warf seinen Schwestern einen gelangweilten Blick zu, den sie erwiderten. "Wir müssen uns um euch kümmern. Frisches Moos für eure Nester sammeln und die alten wegbringen", zählte Tigerpfote auf. "Und wir müssen eure Zecken entfernen, an die ihr nicht herankommt", fügte Silberpfote hinzu. "Ihr könnt bei mir anfangen", bat Lärchengeist. "Ich bin nicht mehr so wendig wie damals als Kriegerin und komme an die Zecken an meinem Rücken nicht heran." Schneepfote lief zu ihr hin. "Ich helfe dir", miaute er und begann, das Fell der hellbraunen Kätzin nach Zecken abzusuchen. Tigerpfote zog die Moosnester der Ältesten nach draußen und Silberpfote kümmerte sich um Donnersee.

"Ich glaube das war die letzte", miaute Schneepfote und knackte mit den Zähnen die letzte Zecke. "Danke junger Krieger", miaute Lärchengeist träge. "Wärst du so freundlich und bringst mir etwas vom Frischbeutehaufen?" Schneepfote nickte und fragte Donnersee, ob er auch für ihn etwas mitbringen sollte. Der alte Kater nickte und Schneepfote verließ den Ältestenbau. Er lief über die Lichtung und stieß fast mit Rubinrot zusammen, die zwei Spitzmäuse auf dem Frischbeutehaufen ablegen wollte. "Pass doch auf, Rubinrot!", fuhr er sie an und bemerkte erst jetzt, dass er mit der Kriegerin sprach.
"Tut mir leid." Er nahm die zwei Spitzmäuse ins Maul und wandte sich wieder dem Ältestenbau zu. Natürlich tat es ihm nicht leid, aber er wollte nicht noch mehr Strafe bekommen, wobei er diese Arbeit hier nicht als Strafe betrachtete. Es sollte jeder Clan-Katze eine Ehre sein, sich um die Ältesten kümmern zu dürfen.

Als sie mit ihrer Arbeit fertig waren, nahmen sie sich jeder ein Stück Frischbeute und setzten sich vor den Schülerbau, der etwas weiter oben im Lager war und von vielen Büschen geschützt wurde. "Hallo, Silberpfote!", rief Feuerpfote vom Fuß des Steinwegs nach oben. Neben ihm stand sein Bruder Rindenpfote, der finster zu Schneepfote hochstarrte. Ich habe dir nie etwas getan, was hast du gegen mich? Dachte Schneepfote, beachtete Rindenpfote nicht weiter. Auch nicht, als er den Steinweg nach oben kam und sich neben Tigerpfote setzte. Aber meine Schwester mag er. So lange er nicht böse zu Tigerpfote war, blieb er Rindenpfote vom Pelz, aber so bald er ihr ein Haar krümmte, würde er Schneepfotes Krallen in seinem Fleisch spüren, wobei er bei Tigerpfote keine Bedenken hatte, dass sie sich nicht selbst verteidigen kann.
Er aß seine Amsel auf und schlüpfte danach in den Schülerbau, er war müde, heute war ein anstrengender Tag. Er und seine Schwestern hatten vom Territorium zwar noch nichts gesehen, aber das würde sich morgen ändern. Er streckte sich und lief auf seinem Moosnest ein paar mal um die eigene Achse, dann legte er sich hin und schlief sofort ein.

"Schneepfote!", rief eine Stimme. "Schneepfote!" Jetzt klang sie schrill und voller Angst. Er drehte sich um und sah eine silbern getigerte Kätzin, die verzweifelt versuchte, sich aus einem Fluss zu ziehen. Es war der Grenzfluss zum LuftClan, dass wusste er von Donnersee. Aber woher die Kätzin seinen Namen kannte, wusste er nicht. Er sprang sofort zu ihr in den Fluss und strampelte mit den Beinen, um in ihre Nähe zu kommen, dann packte er sie mit den Zähnen am Nackenfell und wurde von ihrem Gewicht sofort nach unten gezogen. Die Tigerkätzin paddelte kraftlos mit ihren Pfoten im Wasser, um Schneepfote zu helfen, doch vergeblich. Sie hörte auf ihre Beine zu bewegen und erschlaffte. Ihr Gewicht war eindeutig zu viel für Schneepfote und sie tauchten mit dem Kopf unter Wasser. Als er wieder auftauchte, holte er tief Luft, so gut es mit dem Fell im Maul ging und ruderte mit letzter Kraft ans Ufer. Erschöpft legte er die silberne Kätzin ab, die kaum noch atmete und brach selbst zusammen. Er leckte mit schwachen Zungenbewegungen über ihr Fell und über die Brust, um sie aufzuwärmen, dann schmiegte er sich eng an sie. Ein schwaches Miauen ließ ihn zusammenzucken. "Du hast mir das Leben gerettet, Schneepfote", miaute sie. "Danke." Sie öffnete schwach eines ihrer Augen, sie waren dunkelblau, wie der Fluss. Schneepfote leckte weiter ihr Brustfell und er spürte, wie ihr Herzschlag wieder regelmäßig wurde. "Wie heißt du?", fragte er. "Seelenpfote", antwortete sie immer noch etwas erschöpft. Seelenpfote, wiederholte er im Stillen.

Schneepfote erwachte keuchend. Er öffnete blinzelnd seine Augen und sah in die verwirrten Gesichter von Feuerpfote und Tigerpfote. "Alles in Ordnung, Schneepfote?", fragte Tigerpfote. Er nickte und setzte sich auf, um sein zerzaustes Fell mit der Zunge glatt zu streichen. "Du hast im Schlaf wild gestrampelt und irgendetwas gemurmelt", miaute Feuerpfote. "Es ist alles in Ordnung, mir geht es gut!", miaute er kühl. Schneepfote streckte ein Bein nach dem anderen und gähnte, dann schob er sich durch die Büsche nach draußen auf den Steinsims. Der Sims war da, damit die Schüler nicht sofort herunterfielen, wenn sie aus dem Bau kamen. Die Sonne schien warm auf Schneepfotes Pelz und er leckte sich über die Pfote. Er zog sie sich ein paar mal über die Ohren und flitzte dann den Steinweg nach unten. Dort wartete er auf Silberpfote und Tigerpfote, denn er hatte keine Lust, sich das Gemaule von Rindenpfote anzuhören. "Gut dass ihr drei wach seid, ihr geht mit auf Morgenpatrouille", miaute Ginsterpelz. "Wir werden die ErdClan-Grenze und die LuftClan-Grenze überprüfen und danach gehen wir auf die Mooslichtung", fügte Lichtfall hinzu. "Wo ist Dornenfell?", fragte Silberpfote. "Er kommt gleich, er musste noch kurz etwas mit Finsterkralle und Eisherz besprechen", antwortete Lichtfall. Wenn ein Mentor mit den Eltern seines Schülers spricht, dessen Ausbildung gerade erst begonnen hatte, dann kann das nichts gutes bedeuten. "Silberpfote, hast du etwas amgestellt?", fragte Schneepfote. "Nein", miaute sie und drehte sich wieder zu Ginsterpelz und Lichtfall, die sich zum Gehen wandten.

1030 Wörter. Hoffe es gefällt euch.

F.

WarriorCats - Stimmen der VergangenheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt