Kapitel 5 - Tigerpfote

39 3 2
                                    

Tigerpfote saß mit Schneepfote und Silberpfote noch immer auf der moosbedeckten Lichtung vor ihren Mentoren, die sich fassungslos über das Verhalten der Schüler unterhielten. "Wir haben eine Entscheidung getroffen", miaute Lichtfall. "Ihr werdet nicht mit zur nächsten großen Versammlung mitkommen. Wenn wir ins Lager zurückkehren, begebt ihr euch sofort zu den Ältesten, kümmert euch um die Zecken und Flöhe, an die sie nicht herankommen und sorgt für frisches Moos für die Nester. Tigerpfote warf ihren Geschwistern einen gelangweilten Blick zu, diese hatten den gleichen Ausdruck in den Augen. "Wenn es nicht mehr zu tun gibt, dann ist das für uns in Ordnung", miaute Tigerpfote kühl und drehte sich um. Sie gab Silberpfote und Schneepfote ein Zeichen, ihr zu folgen und liefen dann zu dritt durch den Wald. "Ihr kennt den Weg nicht!", rief Ginsterpelz ihnen hinterher. Tigerpfote blieb stehen, fuhr herum und fauchte: "Wir haben einen ausgezeichneten Geruchssinn, wir finden schon zurück!"
"Wir werden euer Verhalten Krallenstern berichten", miaute Dornenfell. "Hättet ihr uns nicht getrennt, hätten wir uns anders verhalten", miaute Schneepfote gelassen. "Wenn euer Geruchssinn so wunderbar ausgeprägt ist, dann sagt uns doch alle drei, was ihr riechen könnt", forderte Dornenfell. Tigerpfote hob ihre Nase in die Luft, ihre Geschwister taten es ihr gleich. Sie antwortete als erste. "Dort drüben", miaute sie und zeigte mit dem Schwanz in die entsprechende Richtung, "ist die ErdClan-Grenze. Ich erkenne sie an ihrem erdigen, feuchten Geruch. Lärchengeist hat uns erzählt, wie die Clans riechen. Bei ihnen im Territorium stehen grundsätzlich große, dunkle Fichtenbäume." Trotz der Wut auf ihre Schüler, konnte Tigerpfote sehen, dass ihre Mentoren sehr beeindruckt von ihrem Wissen waren. Noch mehr Überraschung breitete sich auf ihren Gesichtern aus, als Schneepfote und Silberpfote erklärten, was ihnen ihre Nasen preisgegeben haben. "Etwas weiter dort oben", miaute Silberpfote und deutete mit den Ohren geradeaus, "ist die LuftClan-Grenze. Man kann die Krieger an ihrem Moorgeruch erkennen. In ihrem Territorium stehen fast keine Bäume, nur ein kleines Waldstückchen aus wenigen Eichenbäumen."
"Die WasserClan-Grenze ist nicht weit von hier entfernt. Dies hier ist die Mooslichtung und wenn man diesen Weg dort drüben entlang geht", er deutete mit dem Schwanz in die Richtung, "dann gelangt man zur Schattenlichtung. Von den Ältesten erfährt man nicht nur tolle Geschichten. Ein paar Schwanzlängen von der Schattenlichtung entfernt ist die WasserClan-Grenze. Der Wind weht in meine Richtung, deshalb kann ich ihren kräftigen Fischgeruch deutlich wahrnehmen." Die Wut von Lichtfall, Dornenfell und Ginsterpelz löste sich auf und wurde von Anerkennung und Überraschung ersetzt. Doch plötzlich hob Lichtfall erneut die Nase und ihre Augen weiteten sich entsetzt. "Schneepfote, der Geruch des WasserClans ist nicht wegen des Windes so kräftig", jaulte sie. "Er ist so stark, weil eine Patrouille sich nähert!" Tigerpfote war Stolz, doch dieser verwandelte sich in pure Kampfbereitschaft. Sie hatte keine Ahnung, wie man gegen einen erfahrenen Krieger kämpft, da sie noch kein Kampftraining erhalten hatte. Sie war doch erst heute Schülerin geworden! Ihre Geschwister teilten ihre Sorge, fuhren aber gemeinsam mit ihr ihre dornenscharfen Krallen aus. Als die Patrouille aus dem Unterholz stürzte, erkannte Tigerpfote die zwei schwarzen Kater wieder. Hinter ihnen erschien eine langbeinige dunkelgraue Kätzin, eine weis-graue Kätzin und eine kleinere, sandfarbene Kätzin. Vermutlich eine Schülerin. Die Patrouille blieb stehen und einer der schwarzen Kater trat vor. "Die Schattenlichtung gehört dem WasserClan und dieses Mal werdet ihr nicht siegen!", knurrte er. Ginsterpelz machte einen Schritt auf ihn zu, blieb aber trotz des bedrohlichen Tons des Katers ruhig. "Sei gegrüßt, Dunkelklaue. Wir können diese Angelegenheit auch friedlich klären. Ohne Kampf. Die Schattenlichtung gehört dem FeuerClan, so ist es schon immer gewesen. Ich bitte euch, unser Gebiet zu verlassen, tut ihr dies nicht, müssen wir wohl doch kämpfen." Tigerpfote staunte. Wie konnte ihr Mentor nur so gelassen bleiben? "Ginsterpelz, ich glaube nicht dass sie...", doch sie wurde unterbrochen, als die kleine sandfarbene Kätzin sich auf sie stürzte und sie zu Boden riss. Tigerpfote schlug ihr sofort ihre Zähne in die Schulter und bohrte ihre Krallen tief in ihr Fleisch. Sie kratzte ihr mit den Hinterläufen den Bauch auf und stieß sie anschließend keuchend von sich. "Falkenpfote, was sollte das denn? Hat Dunkelklaue das Signal zum Angriff gegeben?", fuhr die weiß-graue Kätzin sie an. "Nein, Rattenfell", miaute Falkenpfote kleinlaut. "Ich entschuldige mich für meine Schülerin", miaute Rattenfell beschämt und scheuchte diese an das Ende der Gruppe. "Windpelz, begleitest du Falkenpfote bitte zurück zum Lager?", miaute Rattenfell an den anderen schwarzen Kater gewandt. Dieser nickte und sprang mit der sich schämenden Schülerin davon.
"Da Falkenpfote den Gehorsam verlernt hat, kommt ihr ein weiteres Mal davon", miaute Dunkelklaue und verschwand mit seiner Patrouille im Unterholz. "Tigerpfote, geht es dir gut?", fragte Ginsterpelz. Sie nickte und leckte sich die blutenden Wunden sauber. "Geh zu Seeherz", miaute Lichfall. "Und danach direkt in den Ältestenbau zu deinen Geschwistern", fügte sie hinzu. Tigerpfote erwiderte nichts und verschwand mit ihren Geschwistern in die Richtung des Lagers. Sie schickte ihre Sinne aus und musste sich ein amüsiertes Schnurren verkneifen, als sie sah, wie zwei LuftClan-Schüler verärgert einer Amsel hinterherblickten, die ihnen in dem kleinen Waldstück entkommen war. "Wir sind wohl nicht dafür geboren, im Wald zu jagen", miaute die blaugraue Kätzin. Doch plötzlich musste Tigerpfote doch losprusten, als das Schnurren tief in ihrer Kehle aufstieg und in ihrem Hals ein Kitzeln verursachte. Silberpfote und Schneepfote drehten sich verwirrt um, als sie Tigerpfotes misslungenes Schnurren hörten. "Ist alles in Ordnung?", fragte Schneepfote. "Ja", antwortete Tigerpfote. "Wenn ihr sehen könntet, wie sich die LuftClan-Schüler bei der Waldjagd anstellen, dann würdet ihr an eurem amüsanten Schnurren ersticken." Silberpfote und Schneepfote warfen sich gegenseitig einen verwirrten Blick zu, erinnerten sich aber wieder, wie so oft, an die Worte der Geisterkatzen. Tigerpfote und ihre Geschwister vergaßen des Öfteren, was der SternenClan ihnen für Gaben geschenkt hatte. Sie waren fast am Lager angekommen, als Tigerpfote an der Grenze zum ErdClan eine Taube sah, die auf einem Baum ihr Lied gurrte. Unten am Fuß des Baumes saß eine Maus und knabberte an einem Samenkorn, etwas weiter hinten im Gebüsch saß ein Kaninchen und schnupperte an ein paar Ringelblumen. "Zeigen wir unseren Mentoren, was uns die Geisterkrieger beigebracht haben", zischte Tigerpfote ihren Geschwistern zu. Sie deutete in Richtung ErdClan-Grenze und erklärte ihnen, was sie entdeckt hatte. Die Geister der vergangenen Krieger hatten ihnen beigebracht, zu jagen, Kampftricks hatten sie ihnen allerdings verschwiegen. Tigerpfote lief zu der Grenze, tappte dann auf leisen Pfoten auf das Gebüsch hinter dem Baum zu. Sie ging in die Kauerstellung, schlich lautlos voran und sprang ab. Das Kaninchen bemerkte sie zu spät und sie tötete es mit einem schnellen Biss ins Genick. Sie hörte kurz darauf einen erstickten Alarmruf und ein Quieken. Ihre Geschwister kamen mit ihrer Beute im Maul an. Schneepfote hatte die Taube gefangen und Silberjunges die Maus. Mit stolz gerekten Köpfen liefen sie zurück zum Lager. Ihre Mentoren staunten über den Fang, doch ihre Strafe milderte dies nicht. Sie hatten Kampfstern ihr Verhalten berichtet und so machten sich Tigerpfote, Silberpfote und Schneepfote auf zum Ältestenbau.

1163 Wörter ohne das hier.

F.

WarriorCats - Stimmen der VergangenheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt