Kapitel 5

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Noah war bereits verschwunden, was ich nicht grade toll fand, denn ich wusste, dass ich ihn vor zwei Uhr nicht wiedersehen werde. In Anbetracht der vielen, halbnackten Mädchen, die hier rumliefen war das sogar sehr wahrscheinlich. Toll.

Ich quetschte mich durch das Partyvolk in das volle Wohnzimmer, wo mir jemand einen roten Becher in die Hand drückte, bevor ich auch nur auch nur mit einem freundlichen "Nein, danke" ablehnen konnte.

Bevor ihr fragt. Ich stand, wie von meinem besten Freund befohlen um acht Uhr vor unserer Haustür und habe auf ihn gewartet. Meine Eltern haben mich sozusagen rausgeschmissen. Ich konnte geradeso noch meine Tasche packen, etwas Kleingeld mitnehmen und mein Handy vom Flurtischchen mitgehen lassen. Ehe ich mich versah stand ich dann auch schon draußen. Achso, umziehen durfte ich mich dann gnädigerweise auch noch.

Hose, Top und Converse. Dazu einen einfachen Zopf. Zu mehr hatte die Zeit nicht gereicht.

Es waren mittlerweile kurz nach ein und ich suchte seit geschlagenen vier Stunden meine Freundinnen. So langsam hatte ich das Gefühl, dass sie mich verarschten. Oder sie haben mich angelogen und sind gar nicht erst gekommen.

Ich ging in die Küche und besorgte mir noch einen Drink. Wenn dieser blöde Typ, der meiner Schwester den Zettel gegeben hat, nicht auftaucht, muss ich mitch halt eben alleine beschwipsen.


"'N Jack un' Daniels bidde." hicks

Ups...hicks

Ich glaube ich sollte mich mal aufn' Heimweg machen...
Wo wohnt Noah nochmal? Egal, Google hilft in kritischen Situationen imma.

Ich schaffte es irgendwie meinen Drink auf einen Schluck zu leeren und wankte auf den Ausgang zu. Die Tür sah komisch verschwommen aus. Oh warte, es waren sogar zwei.

Die kühle Nachtluft traf mich wie ein Schlag und ich blieb kurz stehen. Langsam setzte ich einen Fuß vor den anderen. Vier Füße sahen schon witzig aus, und augenblicklich musste ich kichern.

Ich drehte mich im Kreis und fiel fast in einen Brombeerstrauch am Straßenrand. In der nächtlichen Stille hörte ich einen Hund bellen und von weit her trug der Wind ein Hupen bis zu mir.

So, jetzt schnell Handy raus und Noahs' Haus suchen. Hoffentlich war die Adresse eingespeichert. Puh, drin. 'Route wird berechnet', tönte es aus meinem Handy und irgendwie fand ich es beruhigend, die Navi-Frau bei mir zu haben.

Ich ging los. Unendlich lang kam mir der Weg vor. Ich stolperte öfter als nötig über eine Erhebung auf dem Bürgersteig und meine Füße taten höllisch weh.

Ich war fast da, als sich mir zwei Gestalten näherten. Ich umklammerte mein Handy und bat die Navi-Frau inständig nichts zu sagen, damit sie mich vielleicht nicht sehen würden. Aber genau in diesem Moment musste sie mich darauf hinweisen, dass ich eine Kreuzung verschlafen hatte und mich bitte wieder drehen sollte.

Die zwei Männer, ich schätzte einen Mitte 40 und den anderen Anfang 20, schauten mich an und kamen auf mich zu.

Jetzt bloß keine Panik schieben, Marry. Du kannst kung fu und du hast einen Selbstverteidigungskurs besucht, zwar in der 7., aber das spielt keine Rolle. Gelernt ist gelernt.

"Na süße, Lust noch einen trinken zu gehen?", einer stellte sich vor mich und grinste mich an. Igitt, seine Zähne waren ekelhaft gelb verfärbt und er stank nach Zigaretten.

"Nein, ich gehe nach hause." Ich drehte mich um und wollte gehen, als ich gegen eine Mauer lief. Oh, keine Mauer, sondern den zweiten Typ. Vorsichtig schaute ich zu ihm hoch.

Alles, was bleibtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt