Kapitel I: Veränderungen

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„So geht das nicht weiter. Die Russen meinen jetzt, unsere Kampfjets gegen den IS abschießen zu müssen!" Hayles knallte seine Kaffeetasse mit solcher Wucht auf den Tisch, dass sein Assistent mit dem Getränk bespritzt wurde. „Na ja", meinte dieser trocken, „Sie müssen sie ja auch nicht unbedingt einen Umweg über Moskau fliegen lassen, nur um Ihre Macht zu demonstrieren." Hayles tigerte nervös im Kreis. „Die Allianz der Staaten gegen den IS bröckelt. Aber damit spielen wir denen doch nur in die Karten! Cole wüsste Rat, aber nun schaut er sich die Radieschen von unten an! Mensch, wenn dieser IS nicht wäre, wäre er noch am Leben und könnte mir helfen!"
„Ohne den IS würden sie seinen Rat nicht brauchen!", sagte sein Assistent, Mr Gardener. Jetzt fasste Hayles einen Entschluss. Er stürzte seinen Rest Kaffee herunter und drückte die Tasse Mr Gardener in die Hand. „Mein bester Freund war der Pilot. Wir greifen die russische Militärbasis an! Geben Sie der Armee Bescheid!"
Gardener zuckte zusammen. „Sir, das ist eine unglaubliche Dummheit, die Sie da begehen!"
Ohne ein weiteres Wort zu verlieren verließ Hayles sein Büro und knallte die Tür zu.

In den nächsten 20 Stunden erfuhren die anderen Staaten von Hayles' Aktion. „Das kann doch nicht sein! Dieser Kerl zerstört die Allianz und provoziert einen riesigen Krieg! Warum musste Eckmann-Stade den auch vor zwei Jahren einladen!" Deutschlands neue Kanzlerin,
Martina Gerste, reagierte fassungslos. „Wenigstens stehen wir noch unter dem Französisch-Britischen Atomschirm. Und jetzt trink erstmal deinen Tee.", wollte ihre Schwester sie besänftigen, biss allerdings auf besonders harten Granit. Die Kanzlerin ergriff die ihr angebotene Tasse und warf sie gegen die Wand. Die Tasse zerschellte direkt neben der Tür. Der Tee verteilte sich auf dem Boden und färbte eine Ecke des teuren Perserteppichs vor der Tür braun. Die Kanzlerin schnappte sich ihre Jacke und ließ ihre ratlose Schwester mit den Worten „Atomschirm, du weißt doch überhaupt NICHTS von Politik! Also rede nicht von Dingen, die du nicht verstehst!" inmitten von Tee und Scherben zurück. Auf dem Flur blieb sie stehen. Der verletzte Blick ihrer Schwester, die ihr nur hatte helfen wollen, hatte sich in ihr Gehirn eingebrannt. Sie lief zurück, aber als sie ihre Schwester in ihrem Arbeitszimmer die Scherben wegfegen sah, stieg die alte Wut in ihr auf. Ihre jüngere Schwester, sie war so naiv, so dumm, aber so hilfsbereit und menschenliebend. Sie feuerte ihre Jacke auf den Gaderobenständer, der umkippte. Sie riss einen Aktenordner aus dem Regal und warf ihn ihrer Schwester vor die Füße. „DA!! Der Aktenordner über das Atomabkommen mit Frankreich und England!! Nimm ihn mit und lass mich allein!" Sie rannte eine Tür weiter ihn ihr Schlafzimmer und schlug die Tür zu. Ihre Schwester hingegen blieb vollkommen ruhig, nahm den Aktenordner und ging damit ins Wohnzimmer der Kanzlerin. Sie legte den Ordner auf den Tisch und backte einen großen Schokoladenkuchen, den liebsten der Kanzlerin. Später brachte sie das Tablett mit einem neuen Tee nach oben und stellte es auf den Nachttisch. Leise schloss sie die Tür, um die schlafende Kanzlerin nicht zu wecken. Doch diese schlief nicht wirklich. Sie wusste, dass ihre Schwester sie in Ruhe lassen würde, wenn sie glaubte, dass sie schlief. Sie stand leise auf und öffnete das Fenster. Ihr Schlafzimmer war im Erdgeschoss, also war es einfach, auf die Grünfläche unter dem Fenster zu springen. Genau das tat die Kanzlerin. Sie schlich zur Straße und ging zum örtlichen Bäcker. Nach einem großen Stück Schokoladenkuchen stellte sie fest, dass der Kuchen ihrer Schwester viel besser schmeckte. Sie aß auf, suchte noch das größte Stück Schwarzwälder-Kirschtorte für ihre Schwester aus, zahlte und verließ den Laden. Wieder angekommen war der Schreck groß. Das komplette Haus stand in Flammen. Die Feuerwehr war bereits eifrig am Löschen, aber als der Blick der Kanzlerin auf das Kuchenpaket in ihrer Hand fiel, merkte sie, dass jemand fehlte. „Wo ist meine Schwester?", fragte sie einen Feuerwehrmann.
„Die ist nochmal ins Haus gegangen, weil sie dachte, dass Sie noch in Ihrem Schlafzimmer schlafen würden." - „NEIN!"
Die Kanzlerin rannte genau auf die Hitze, auf die Flammen zu. Ein Feuerwehrmann hielt sie fest und egal, wie sehr sie sich losreißen wollte, der Feuerwehrmann ließ sie nicht los. „LASSEN SIE MICH LOS!!", brüllte sie, „Das ist ein Befehl der Kanzlerin!" Der Mann blieb hart. „Und wir haben den Befehl, Sie zu schützen!" Die Kanzlerin gab nicht auf. „Dann schützen Sie auch meine Schwester!" Er zögerte. Doch dann nickte er. Er gab zwei Männern mit Rauchmasken ein Zeichen und sie betraten das Haus. Während des Zeichengebung hatte der Mann die Kanzlerin kurz losgelassen und die Chance ließ sie nicht ungenutzt. Sie schlüpfte aus den Schuhen, um schneller zu sein. Sie rannte barfuß zum Haus, zu ihrem Schlafzimmer. Da war sie! Sie lag vor der Tür, hatte Brandnarben. „Schwesterherz! Du darfst nicht sterben!" Durch ihr Rufen wurden die Feuerwehrmänner auf sie aufmerksam. Sie packten sie und zogen sie weg, weg von ihrer Schwester, immer weiter weg. Der Rauch machte ihr zu schaffen. Plötzlich begann, alles vor ihren Augen zu verschwimmen. Als sie aufwachte, lag sie im Krankenhaus.

Der 3. WeltkriegWo Geschichten leben. Entdecke jetzt