Ich stehe auf und werfe einen Blick in den Ofen. Die Kekse waren jetzt schön braun, deshalb nehme ich sie aus dem Ofen raus und serviere sie gleich meiner Enkelin. Dabei warne ich sie, weil die Teile noch heiß sind und ich nicht will, dass sie sich die Zunge verbrennt. Sie bedankt sich und ich für meinen Teil, entscheide mich dazu, die Taschentücher weg zu lassen und mich diesmal zusammen zu reißen. Ich lasse mich wieder auf den Stuhl fallen und grübel darüber, wie ich anfangen, oder besser gesagt wo ich anfangen soll.
Sollte ich ihr alles erzählen? Vielleicht interessiert sie ja nicht, wie wir uns kennengelernt haben, vielleicht will sie nur wissen, wie unsere Freundschaft war?
Ich starre sie nachdenklich an und hoffe innerlich darauf, dass sie anfängt Fragen zu stellen, die ich dann ganz einfach beantworte.
Als hätte sie meine Gebete gehört, sie setzt sich auf und räuspert sich kurz. Bevor sie ihren Mund öffnet, sieht sie mir kurz in die Augen, dabei habe ich das Gefühl, sie würde in meine Seele starren.
„Also Oma... Ich will alles wissen" sie lächelt und entzieht ihre Hand, die unter meiner lag, um sie über meine zu legen. „Wie habt ihr euch kennengelernt?"
Ich lächele kurz, als ich mich an meine makellose Kindheit erinnere. „Nun ja Liebes, es fing an, als ich mit meinen Eltern von meiner geliebten Stadt Philadelphia nach Roseville gezogen bin. Hört sich an wie der Anfang eines Klischees." sie lacht auf, jedoch vergeht ihr das Lachen ziemlich schnell, da sie, wie ich schon erahnt hatte, sich die Zunge verbrannte.
„Oh verdammt!" schreit sie auf und rennt zur Spüle, um ihre Zunge unter laufendem Wasser zu halten.
„Addylin, ich habe dir gesagt, dass sie noch heiß sind" tadele ich über ihre Sturheit. Sie hingegen sieht mich mit zusammengekniffenen Augen an und fängt an zu lachen, um den Schmerz zu überspielen. Genau so wie ihre Oma es auch immer gemacht hat.
Sie kommt wieder zurück und erklärt mir, dass ich weiter reden kann.
„Wo war ich stehen geblieben?" Ich versuche mich zu erinnern, leider ist mein Erinnerungsvermögen nicht mehr so zuverlässig, wie es einmal war.
„Du wolltest mir erzählen, wie ihr euch kennengelernt habt" sagt sie, während sie die dampfenden Kekse mustert. Sie hat ihre Lektion anscheinend immer noch nicht gelernt.
„Ach ja, wir hatten uns kennengelernt, als ich mit meiner Familie nach Roseville gezogen bin. Ich war damals gerade vier Jahre alt. Ich hatte den Kindergarten geliebt und als mein Dad mir mitteilte, dass wir wegen seiner Arbeit umziehen müssen, hatte ich nicht geahnt, dass ich auch mein geliebten Kindergarten verlassen müsse. Naja wie dem auch sei, zurück zu den wichtigen Sachen. Wir zogen in ein großes Haus und die Gegend war auch wunderschön, daran kann ich mich noch zu gut erinnern. Jack lebte mit seiner Familie direkt neben uns und so kam es dann dazu, dass wir uns anfreundeten." Addylin hatte mich die ganze Zeit lang neugierig angesehen und nicht einmal unterbrochen.
„Kannst du dich noch an eure erste Begegnung erinnern? Das erste Mal, an dem ihr miteinander gesprochen habt?"
„Natürlich kann ich das" ich lächele sie wieder an „Soll ich es dir erzählen?"
Sie nickt heftig, was mich zum kichern bringt.
„Nun ja..."
23. Mai 1947
„Schatz, zieh dir die Schuhe an, wir wollen los" sagt mein Vater, als er ein letztes Mal im Spiegel checkte, ob sein Kragen auch richtig sitzt.
Die Monterrosos haben uns heute zum Essen eingeladen, damit wir uns mal kennenlernen, immerhin waren wir ganz neu und könnten ein paar Freunde gebrauchen. Das zumindest war die Meinung meines Vaters.
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My (dead) best friend. - Francisco Lachowski
Teen FictionWer würde nicht gerne eine Person im Leben haben, die dich vor alles und jeden beschützt? Die dich auf Händen trägt und alles für dich tun würde? Die ihr Leben in Gefahr bringen würde, nur um deins zu beschützen? Eine Person, die ihr Leben opfern...