Kapitel 1

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Eine vom Herbst gezeichnete Waldlandschaft zieht am Zugfenster hinüber, kleine Blätter tanzen im Zugwind und ein leichter Nebel bildet sich um die gefärbten Bäume.

Seufzend drehe ich mein Gesicht vom Fenster weg, schließe ich die Augen und lasse mich in meinen weniger bequemen Sitz fallen. Ich ziehe meinen Strickpulli über meine Hände, verschränke die Arme und versuche hoffnungslos zu schlafen. Jetzt schlaf endlich ein wenig, du wirst die Energie brauchen.

Als ich nach zwei Stunden immer noch wach bin, gestehe ich mir ein das Sclaf unter diesen Umständen unmöglich sei und öffne wieder meine Augen. Tausend Gedanken schießen durch meinen Kopf und schwirren umher wie ein großer Bienenschwarm, sie geben einfach keine Ruhe. Schreckliche Kopfschmerzen klagen mich un die schmerzlichen Erinnerungen nagen an mir.

>Ist alles okay Mädchen?<, fragt mich ein älterer Herr der schräg gegenüber von mir sitzt.

Verwirrt schaue ich ihn an und fühle wie mir etwas Feuchtes auf die Hand tropft.

>Oh<, murmle ich und wische quer durch mein verheultes Gesicht.

Der grauhaarige Mann reicht mir ein sauberes Taschentuch, was ich lächelnd entgegen nehme

>Danke..<

Er nickt kurz und wendet seinen Blick wieder zum Fenster.

Vorsichtig falte ich das Taschentuch auseinander und probiere mir die Tränen so gut wie möglich aus dem Gesicht zu reiben. Jedoch war es schwieriger als gedacht, da es immer mehr wurden.

Die Erinnerungen kriechen mir immer mehr in mein Bewusstsein, obwohl ich so gut wie mögliche probiere sie zu verdrängen.

Jetzt hab dich nicht so London wird wunderbar sein.

Natürlich wird London wunderbar sein so groß und voll. Und trotzdem werde ich ich einsam fühlen.

-Flaschback-

Die Sonne knallt auf das gereifte Maisfeld, einzelnde Halme sind schon abgebrochen und liegen mit dem goldenen Mais auf dem Boden zerstreut.

Behutsam hebe ich sie auf und pflücke auch den Mais links und rechts von mir und tue sie in den handgflochtenen Beutel.

Der seichte Wind flattert umher und weht mir meine mahagoniefarbenden Haare in mein blasses Gesicht, das mit ein paar störenden Sommersprossen befleckt ist. Ich mache mir eigentlich nicht viel um mein Aussehen, schließlich ist das auf dem Land mitten in Texas nicht wirklich wichtig, jedoch hat meine Schwester mich früher damit immer geneckt.

Früher.

Letzten Monat verstarb sie die Ursache konnten unsere Landärzte nicht feststellen, es geschah einfach.

Einfach so.

Seitdem verabscheut meine Mutter mich zutiefst. Eigentlich sollten wir genau in solchen Zeiten zusammenhalten doch meine eigene Mutter kann mir nicht einmal mehr in die Augen schauen, so sehr ähnelte ich meiner Schwester.

Als der Sack prall gefüllt ist ist trotte ich widerwillig in Richtung zu Hause.

Meine Mutter sitzt auf dem hölzerndem Stuhl als ich unsere kleine Hütte betrete.

>Hi Mum<, murmle ich kaum hörbar.

Sie beachtet mich nicht und starrt weiterhin Löcher in die Luft.

Mit gesenktem Kopf mache ich mich daran den Mais abzuwaschen und heißes Wasser aufzusetzten. Meine Mutter hingegen tut das was sie am Besten kann: Gar nichts.

Als der Mais im Topf schmorrt, beginne ich nach sauberem Geschirr zu suchen und werde schließlich in der untersten Schublade fündig, es hat zwar einige Gebrauchsspruren aber immerhin ist es noch benutzbar.

Das Klicken der Eieruhr deutet mir das es Zeit ist die Kolben rauszunehmen, ich bestrich sie noch mit etwas Butter und Salz und stelle den einen Teller zur Seite damit ich den anderen meiner Mutter überreichen kann.

>Hier Mum du sollest was Essen<, sag ich zu ihr und schaue ihr dabei in die glasigen Augen.

Für einen Moment lang geschieht überhaupt nichts bis sie plötzlich aufspringt und mir fast an die Gurgel geht

> Megan verdammt hör auf so zu tun als sei alles gut, hör auf so perfekt zu sein! DU kannst SIE niemals ersetzten, hörst du Niemals! Es wird nicht mehr so sein wie früh sieh es endlich ein und ich kann es einfach nciht mehr ertragen SIE jeden Tag erneut in deinen Gesichtszügen zu erkennen! Megan es reicht verschwinde einfach aus meinem Leben!<

Scherben liegen verteilt auf den Fußboden und werden von meinen Tränen getränkt mein geschocktes Gesicht schaut in ihr wutendbrandes und auf einmal Frage ich mich wie ich diese Person je lieben konnte.

Ohne auch nur einen weiteren Blick an sie zu verschwenden renne ich in mein Zimmer und packe meine sieben Sachen und mein Gespartes zusammen.

Mit zittrigen Beinen stakse ich wortlos an ihr vorbei und begebe mich so weit wie nur möglich weg von ihr

-Flashback Ende-

Ein pfeifendes Geräusch ertönt und ich sehe einen kleinen Flughafen auf den der Zug zurollt, bis er schließlich stoppt und die Türen geöffnet werden.

Ich atme tief durch und stehe langsam auf.

Der Rucksack lastet auf meinen Schultern als ich den Bordstein betrete und auf den Flughafen zulaufe.

Ich krame mein Geld zusammen und steuere auf den Ticketschalter zu, ein Glück war es früh am Morgen und alles ist wie leergefegt.

>Hätten sie noch einen Platz für mich, für den Flug nach London<, frage ich die dicke Frau hinter dem Tresen.

Nachdem sie mich prüfend ansah und eine weiter Kaugummiblase zerplatzen lies, wendet sie sich zum Computer.

>Soso, nach London soll's also gehen, Liebes.. Da hätten wir noch ein Platz in der hinteren Reihe frei<

Das reicht mir schon.

>Den nehm ich<, sage ich mit fester Stimme.

>So ganz allein unterwegs was? < nuschelte sie vor sich hin als sie irgendwas auf ein Stück Papier kritzelte.

Stur schaue ich an ihr vorbei, auf Smalltalk habe ich nun wirklich keine Lust.

> Ist schon gut Schätzchen< sie lächelt mir zu und reicht mir ein Ticket > Den Weg findest du hoffentlich allein.<

Ich nicke ihr dankbar zu und begebe mich planlos in Richtung Gate B.

Mach dir keine Sorgen, alles wird sich irgenwann bessern..irgendwann.

If I see youre smile // Niall Horan ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt