Kapitel 22

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Gwen lief nervös in der winzigen Toilette auf und ab, die den einzigen separaten Bereich in ihrem Zimmer darstellte. Sie konnte da nie wieder hinausgehen. Was hatte sie sich nur dabei gedacht? Ich will dich zum Kommen bringen. Hatte sie das denn wirklich gesagt? Wo war die wilde Begierde denn plötzlich hergekommen, die sie alle ihre moralischen Bedenken vergessen ließ. Hart ließ sie den Kopf gegen die Tür knallen und schloss die Augen. Verdammt, war das peinlich. Sie konnte ihm nie wieder unter die Augen treten. Er hatte es bemerkt, das wusste sie. Ganz bestimmt hatte er gesehen, wie sehr sie ihn wollte und dabei hatte sie sich solche Mühe gegeben, sich körperlich von ihm fernzuhalten. Gut, er war vielleicht nicht länger ihr Boss, aber er war immer noch Marc. Ihr einziger Freund. Der, der ihr mehr als einmal gesagt hatte, dass er sie so akzeptierte wie sie war. Noch nie zuvor hatte sie so einen Menschen kennengelernt. Bisher hatten sie alle vorverurteilt. Aufgrund ihres Aussehens, naja das hatte sie ja jetzt geändert, aber auch aufgrund ihrer Intelligenz oder ihres Berufes. Keiner mochte sie bislang wirklich. Abgesehen von Mary, ihrer Internetfreundin, aber die hatte ebenfalls einen IQ von über 150 und somit hatten sie gemeinsame Themen, über die sie sprechen konnten.

Mit Marc war immer alles so einfach gewesen, weil sie die Akzeptanz, die er ihr entgegenbrachte in seinen Augen sehen konnte. Bei ihm hatte sie sich niemals wie ein Außenseiter gefühlt, aber jetzt hatte sie ihn doch tatsächlich darum gebeten in ihrer Hand zu ejakulieren. Was würde er jetzt wohl von ihr denken? Sie hatte sich mittlerweile den Bademantel übergestreift und darunter eine Shorts und ein Shirt an, weil sie komplett darauf vergessen hatte einen Badeanzug einzupacken.

Leise klopfte es an der Tür: „Gwen, kommst du? Sonst kommen wir zu spät."

„Mir geht es nicht gut, ich will nicht mitkommen", rief sie.

„Was ist los, brauchst du irgendetwas? Hast du etwas Falsches gegessen?", fragte Marc und seine Stimme klang besorgt. Erst jetzt bemerkte Gwen welchen Eindruck es wohl machen musste, wenn sie sich so lange auf der Toilette verkroch und schon wieder wäre sie am liebsten im Erdboden versunken. Da sie sich im Moment nicht sicher war, welcher Gedanke ihr peinlicher war, öffnete sie kapitulierend die Tür.

Fragend blickte sie Marc an: „Geht es dir wieder besser?" Beschämt blickte sie zu Boden und Marc öffnete den Mund um etwas zu sagen, schloss in aber sofort wieder. Danach versuchte er offensichtlich in ihrem Gesicht Antworten zu finden. Seine Miene war beinahe qualvoll. Fest zog er sie an sich: „Oh mein Gott, Gwen, das tut mir leid. Das war zu viel für dich, hab ich recht? Ich hätte nicht so über dich herfallen sollen. Glaube mir, für das nächste Mal werde ich es mir ganz bestimmt merken." Traurig blickte er sie an, bevor er flüsterte: „Ich bin so ein Vollidiot."

Entsetzt sah Gwen vom Boden hoch. „Was redest du da?" Er wirkte vollkommen irritiert. „Du hast nichts Falsches gemacht, Marc." Damit senkte sie ihren Blick wieder. „Ich bin einfach so verdammt peinlich. Mir tut es leid. Ich weiß nicht, warum ich dich angebettelt habe, mich ... das ... das tun zu lassen."

Marc lachte: „Du schämst dich, weil du mich zum Kommen bringen wolltest?" Mit hochroten Wangen nickte sie: „Und ganz besonders, weil ich es einfach so ausgesprochen habe, keine Ahnung woher diese Worte gekommen sind. Eigentlich ... Eigentlich habe ich solche Bedürfnisse gar nicht."

Er zog sie noch ein bisschen fester an sich und schob sie so Richtung der Zimmertür. „Jeder Mensch hat solche Bedürfnisse, Gwen. Und dass du mich darum gebeten hast, mir einen herunterholen zu dürfen, war das Heißeste, das du jemals zu mir gesagt hast. Du musst dich für nichts schämen."

Wieder blickte sie verlegen weg, aber er drückte sie mittlerweile so fest an sich, dass sie sich beinahe nicht mehr bewegen konnte.

„Nein, Gwen. Diese Dusche war dafür gedacht, dass wir uns nicht mehr voreinander schämen. Du kannst mir alles erzählen, deine geheimsten Sehnsüchte und erotischsten Träume. Ich werde dich niemals für irgendetwas auslachen oder gar verurteilen."

A Genius Under the Covers (Jennings Inc. Band 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt