Kapitel 2 : Nachts Allein in London

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Ich liebte wenn es in London regnete, die Stadt war leer und alles schien friedlich. Die Menschen hezten nicht durch die Straßen sondern blieben daheim. Regen bedeutete auch immer weniger arbeit, was natürlich auch von Vorteil für mich war. Letzte Nacht war ich auf dem Sofa eingeschlafen, weswegen ich am morgen erst einmal aufräumen musste, bevor ich mich für die Arebit fertig machte. Zum glück war heute endlich Freitag und ich freute mich auf ein entspanntes Wochenende. Ohne Sorgen vor dem komischen Typ aus dem Café oder irgendetwas anderem.

Als ich am Laden ankam wartete Ellie schon auf mich, sie stand hinter der Theke, trank einen Kaffee und las irgendeine Klatschzeitschrift. ,,Hey du! Endlich Freitag" jubelte ich. Sie lachte und sagte: ,,Jaaa! Wie sieht's aus, hast du lust morgen mit mir und meinem Freund feiern zu gehen? ". Ich wollte irgendwie schon, aber ich war nicht die Person die für Partys gemacht war, zumindestens nicht in überfüllten, stickigen Clubs. Außerdem würde ich das dritte Rad am Wagen sein, das war mir klar. ,,Ich glaube nicht, aber falls ich meine Meinung änder, sag ich dir früh genug bescheid.", ich ging in den Mitarbeiterbereich des Cafés und zog mir meine Schürze an.

Alles in allem war der Tag tod langweilig, da wir heute wirklich keinen einzigen Kunden hatten. Der Chef würde das nicht so prickelnd finden, das wusste ich, aber ändern konnte ich es auch nicht. Ellie und ich vertrieben uns mit quatschen und irgendwelche Klatschzeitschriften lesen die Zeit. Über den Tag hatte es immer schlimmer angefangen zu regnen und ich musste nachher nach hause laufen, so schlau wie ich war hatte ich auch noch den Regenschirm vergessen. Das würde spaßig werden
Ellie konnte mich nicht mitnehmen, da sie ja zu ihrem Freund fahren würde und sie ansonsten zu viel Zeit verlor, den er wohnte irgendwo außerhalb von London.,,Ellie, ich will nicht nach Hause laufen", jammerte ich. Sie schüttelte nur den Kopf und sagte:,,Seh's doch mal positiv, dann hast du dir die Dusche heute abend gespart". Ich warf ihr einen ernsten Blick zu, aber lange konnte ich den nicht halten und wir fingen an zu lachen bis uns unsere Bäuche wehtaten.

Es war nun schon später Nachmittag als es mir auffiel:,,Hey! Unser komischer Freund war heute garnicht da!". Ich grinste vom einem bis zum anderen Ohr, da ich überglücklich war das der Typ nicht mehr aufgekreutzt war.,,Stimmt! Vielleicht hat er ja ne andere zum stalken gefunden.",grinste Ellie. Die letzten Stunden im Café waren unnötig, da heute sowieso keine Kunde mehr kommen würde.

Ich schickte Ellie etwas früher nach Hause damit sie früh zu ihrem Freund fahren konnte. Als sie gegangen war, begann ich mit dem Aufräumen, da wir Samstags geschlossen hatten. Das Café musste blitze blank sein und alles musste dahin eingeräumt werden wo es hingehörte. Dann musste ich die Kasse machen, was heute ja ausfiel. Als nächstes musste die Wochenbilanz gezogen werden, was ich wie die Pest hasste, da ich nicht gut in Mathe war. Nach gefühlten 50 Minuten hatte ich das auch geschafft. Es wurde immer später aber ich war noch nicht fertig. Ich musste noch die e-mails checken und die Bestellungen für Montag machen. Als ich endlich mit allem fertig war, zeigte die Uhr schon 22:00 Uhr an. Shit! Hatte ich wirklich so lange gebraucht? Ich hasste es so spät nach Hause zu gehen, da abends in London die komischsten Leute herrumliefen und ich mindestenm 30 Minuten nach hause laufen musste.

Ich schnappte mir meine Sachen und machte mich schnell auf den Weg da ich es nicht noch später werden lassen wollte. Als ich raustrat schüttete es wie aus Eimern und meine Laune verschlechterte sich augenblicklich bei dem Gedanken wie ich aussehen würde wenn ich zu Hause ankommen würde. Es waren nur ein paar Menschen auf der Straße. Die Läden waren geschlossen und die Straße wurde nur vom Licht der Straßenlaternen beleuchtet. In weiter ferne konnte man die Musik aus einem Club hören aber ansonsten schien die Stadt leer.

In meinen Gedanken versunken merkte ich garnicht das ich immernoch vor dem Café stand und es immer später wurde. Ich seuftze und schaute nocheinmal auf mein Handy. 22:10, habe ich gerade ernsthaft zehn Minuten vor dem Café gestanden? Das war so typisch ich, ich war ein absoluter Tagträumer und versank immer wieder in meinen Gedanken. Vor ein paar Monaten, als ich noch zur Schule ging, war das ein guter Zeitvertreib wenn der Unterricht mal wieder langweilig war, aber jetzt arbeitete ich und das war weniger gut. Natürlich hatte ich trozdem einen sehr guten Schulabschluss und war sogar Jahrgangsbeste. Jedoch musste ich mich bei der Arbeit voll und ganz konzentrieren und da war Tagträumen nicht ganz so angebracht.

Ich überlegte ob ich mir ein Taxi rufen sollte, aber so viel Geld hatte ich nicht dabei und die Taxis in London waren verdammt teuer. Die Underground würde erst in einer halben Stunde fahren und dann saßen dort Gestalten mit denen ich den Kontakt lieber mied. Es war immerhin Freitag abend ,die Leute ließen ihre Hemmungen fallen, feierten und besoffen sich. Es blieb mir also nicht anderes übrig als zu laufen und da ich nun weitere 5 Minuten damit verbracht hatte zu überlgen ob ich laufen sollte oder nicht, seuftzte ich tief und ging los.

Nach guten zehn Minuten war ich klitschnass und durchgefrohren. Warum muss es in England immer so kalt sein? Ich war schon fast auf der hälfte des Weges als mir unwohl wurde. Ich hatte das Gefühl als würde mir jemand folgen, unauffällig drehte ich mich ein bisschen um und erkannte aus dem Augenwinkel eine dunkle Gestalt. Sie war nicht so dicht hinter mir aber trozdem wurde ich leicht panisch. Ach du überreagierst mal wieder. Der will bestimmt nichts von dir. Ich verschnellerte meinen Gang trozdem ein wenig um Distanz aufzubauen aber der Mann verschnellerte seinen Gang ebenfalls. Okay jetzt wurde ich panisch, warum lief er mir hinterher? Es ist bestimmt so ein ekliger besoffener. Ich beschleunigte meinen Gang noch einmal und dachte wirklich das der Mann etwas hinter mir lag, doch dann holte er wieder auf und war dicht hinter mir. Okay scheisse! Du musst laufen. Ich begann schnell zu gehen und dann zu laufen, ich lief immer gerade aus und spürte nur den kalten nassen Regen in meinem Gesicht. Irgendwo musste ich ihn doch abhängen können. Ich sah eine kleine Gasse und lief schnell hinein. Keiner war auf den Straßen zu sehen.

Mein Atem ging schnell und mein Herz rasste noch schneller. Ich wartete gefühlte 10 Minuten bis ich vor meiner Mülltone hinter der ich mich versteckt hatte hervorkam.War er weg? Aufgeregt lauschte ich noch einen Augenblick bis ich wieder auf die Straße der kleinen Gasse trat. Wer war er und was wollte er von mir? Es konnte kein besoffener sein, das war mir nun klar. Er war mir viel zu lange hinterher gelaufen und wäre er besoffen gewesen hätte er bestimmt irgendetwas gelallt. Aber wenn er kein besoffener war, wer war er dann? Einen Augenblick dachte ich über den Jungen im Café nach. Vielleicht war er ja wirklich ein Stalker der mich jetzt vergewaltigen wollte. Verdammt Grace! Denk nicht, lauf nach Hause!

Ich wollte gerade aus der Gasse gehen als mich plötzlich jemand von hinten packte. Es war der Typ der mir hinterher gelaufen war. Scheisse ich dachte er wäre weg! Ich wollte mich aus seinem Griff wenden aber er griff härter zu. Schrei!!! Ich öffnete den Mund aber er war schneller und hielt ihn mir zu. Dann drückte er mich gegen eine Hauswand um besser zupacken zu können. Ich wehrte mich, trat, schlug und kratzte ihn aber das ließ ihn kalt. Sein Griff verstärkte sich. Was wollte er machen? Das Blut in meinen Adern gefrohr und mein Herz schlug so schnell das ich mir ernsthaft Sorgen machte. Das war das erste mal in meinem Leben das mir so etwas passierte. Ich bin immer unscheinbar und uninteressant gewesen. Wer sollte sich den für mich interessieren? Ich hatte Angst, so eine verdammte Angst. Ich war unfähig zu denken und wurde panisch und hysterisch. Der Versuch mich irgendwie aus dem Griff des Fremden zu befreien scheiterte. Langsam merkte ich das mir heiße Tränen über meine Wangen liefen. Der Mann hatte mich mittlerweile so in seinem Griff das ich mich nicht mehr winden konnte. Ich konnte ihn nicht erkennen, da er komplett in schwarz gekleidet war und seine Kapuze ihm das Gesicht verdeckte. Er nahm eine Hand von mir und griff in seine Hosentasche. Mit der Befürchtung das er eine Knarre oder ein Messer herrausnehmen und mich töten würde, verabschiedete ich mich von meinem Leben. Ich dachte nicht das mein Leben so kurz seien würde und das es so enden sollte. Doch er nahm keine Waffe, es war ein Tuch und als mir klar wurde was es war, war es schon zu spät. Er hielt es mir unter die Nase und ich konnte nicht anders als den vernebelnden Geruch einzuatmen. Der Geruch löste ein starkes stechen in meinem Kopf aus und langsam begann sich alles zu drehen. Meine Sicht wurde unklar und schwarze Punkte sammelten sich vor meinen Augen. Der letzte Gedanke den ich hatte bevor ich mein Bewusstsein verlor war : Was passiert jetzt mit mir? Dann wurde alles schwarz. Es gab kein Entkommen.

Stockholm Syndrom (ON HIATUS)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt