Kapitel 1

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„Hey, Lisa, bleib endlich stehen!", schrie Ben, hatte aber damit keinen Erfolg. Lisa lachte sich schlapp und rannte einfach weiter. Das Festival war mal wieder voller Leute und man konnte sich sehr leicht verlieren. Doch sie rannte trotzdem weiter. Ihr erster Grund dafür war, dass sie unbedingt das Feuerwerk sehen wollte, und der zweite war, dass sie nicht mit Ben unterwegs sein wollte. Er war der Nachbarsjunge und sie waren einmal für 2 Jahre ein Paar gewesen, dann hatte sie bemerkt, dass sie ihn nur in ihrer Einbildung geliebt hatte und eigentlich nicht mit ihm zusammen seien sollte.
Leider hatte er es nicht ganz verstanden, als sie Schluss gemacht hatte, und war immer noch in sie verknallt. Wegen dieser Tatsache liebte sie es, ihm immer wieder Streiche zu spielen. Sie versuchte ihn dazu zu kriegen, sie nicht mehr zu lieben, was leider immer und immer wieder fehlschlug, weshalb sie sich schon als alte Oma vorstellte, die einen Mann hatte, und ihn, wie er um sie herumschlich. Sie vermied es deswegen gern, mit ihm zusammen unterwegs zu sein. Jedoch funkten da ihre Eltern andauert dazwischen. Sie versuchten nämlich die beiden wieder zu verkuppeln. Ihr Plan war gewesen, dass die beiden sich beim Festival wieder näher kamen, daher hatten sie die beiden alleine losgeschickt.
Nun schaute sich Lisa wieder nach Ben um, sie sah ihn jedoch nicht, trotzdem blieb sie im Eilschritt. Sie wusste nur zu gut, wie schnell Ben rennen konnte, daher war ihr klar, dass er sie bald eingeholt haben müsste. Doch die Erkenntnis, dass sie ihn fast abgeschüttelt hatte, ließ sie durchatmen.
Kurze Zeit später gelangte sie an die Aussichtsplattform, von der man das Feuerwerk am besten sehen konnte. Ein Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus. Jetzt musste sie sich nur noch in der riesigen Menge verstecken. Plötzlich füllte sie ein leichtes Stechen im Kopf, als hätte ihr jemand mit einer Nadel in den Kopf gestochen. Sie kniff die Augen zusammen und schüttelte den Schmerz ab. Während sie ihren Kopf schwenkte, um den Schmerz loszuwerden, entdecke sie ihre und Bens Eltern. Sie schrak zusammen. Sie durften Lisa nicht ohne die Begleitung von Ben erwischen.
Der Schmerz hatte inzwischen aufgehört, sie fluchte trotzdem leise. Warum mussten solche Zufälle immer ihr passieren? Sie drehte sich um und schaute, von der Straße aus der sie gekommen war in die Menge. Sie konnte Ben noch nicht entdecken. Sie wusste, dass ihre Eltern sie bemerken würden und sie dann ausfragen würden, wieso sie nicht mir Ben unterwegs war. Eigentlich wollte sie ja das Feuerwerk sehen. Außerdem war ihr klar, dass sie nicht die gleiche Straße zurückgehen konnte, die sie gekommen war, daher verzog sie sich leise in eine Seitengasse. Sie versuchte dabei so unauffällig wie nur irgendwie möglich zu erscheinen.
Erst als sie am Eingang der Seitengasse angekommen war, schaute sie sich in der Gasse um. Dort entdeckte sie vier Jungen, die nicht gerade freundlich aussahen. Alle waren komplett in schwarz gehüllt und wären sogar fast nicht aufgefallen in der dunklen Gasse. Das Schauspiel war auch nicht gerade einladend. Drei der Jungs drängten den Vierten an die eine Seitenwand.
Es sah für Lisa so gefährlich aus, den Jungen jetzt zu nahe zu kommen, dass sie schon fast direkt kehrtgemacht hätte, bis das Wort „Magie" fiel. Bei diesem Wort schaute sie sich in der Gasse um und suchte nach Deckung, die sie hinter einer Mülltonne fand. Mit Magie hatte sie zwar nicht allzu viel zu tun, aber wenn sich vier Jungen über etwas so Banales wie Magie unterhielten, konnte man doch nicht einfach so kehrt machen. Außerdem hatte ihre Mutter ihr schon als kleines Kind eingeflößt, dass es Magie zwar gäbe, aber sie das Gefährlichste der Welt sei.
Sie wollte von den Jungen schließlich nicht gesehen werden, weil sie sich Deckung suchte, aber ihr wurde dann klar, dass sie eigentlich kein Versteck bräuchte. Die Vier Jungen waren viel zu sehr auf sich konzentriert. Nun wollte Lisa unbedingt wissen, um was es in diesem Gespräch der Jungen ging und sie spitzte ihre Ohren.
Der Junge, der an die Wand gedrängt wurde sagte jetzt entschlossen: „Das könnten wir doch auch ganz anders klären. Das muss doch nicht sofort in einer Schlacht oder sogar in einem Krieg zwischen Ständen enden." Der mittlere Junge, der drei die ihn bedrohten erwiderte darauf etwas gereizt: „Du weißt wo sich der Prinz des Lichten Stammes aufhält, schließlich bist du sein Erzfeind. Wie du auch unserer bist. Also sage uns endlich wo wir unseren Prinzen auffinden können!"
Die drei Jungen rückten ihm dabei ziemlich auf die Pelle. Lisa konnte die Spannung spüren. Um sie herum bildete sich eine Merkwürdige weiße Aura und der rechte Junge der drei drängte: „Los, sage uns nun endlich wo unser Prinz ist, oder es wird wirklich ein Krieg ausbrechen, denn du weißt was euch erwartet." Der Junge der immer noch alleine stand erhob beschwichtigend die Hände während sich auf seinem Gesicht ein gespitztes Lächeln ausbreitete und er sagte: „Nagut, nagut. Ihm wird es sehr wahrscheinlich noch weniger gefallen als mir. Er ist auf diesem Fest und mit einem Mädchen unterwegs. Er müsste sogar fast jeden Moment an diesem Platz ankommen, aber noch eine Frage." Die drei anderen Jungen wichen etwas zurück und der Linke von ihnen fragte: „Was willst du wissen?" „Werden sie mich auch bald holen?"
Das fragte er mit solcher Ruhe, dass es einem hätte Angst machen können, doch die Drei nickten nur und liefen zum Ausgang der Gasse, was die Anspannung, die die ganze Zeit in der Gasse geherrscht hatte um einiges verringerte. Als der letzte der Drei seinen Fuß aus der Gasse setzte atmete Lisa endlich durch.
Sie lächelte gelassen während sie hinter einer Mülltonne, hinter der sie sich die ganze Zeit versteckt hatte hervorkam und sich zu dem vierten Jungen umdrehte. „Das war ja ganz schön knapp. Worum ging es denn gerade?", fragte Lisa in einem Plauderton und mit einem Lächeln auf den Lippen. Zuerst schien der Junge etwas überrascht doch dann schaute er sie mit durchdringenden Augen an.
Dann sagte er in demselben Plauderton: „Das braucht dich nicht zu interessieren. Eine bessere Frage: Was suchst du hier und warum hast du uns überhaupt belauscht? Das ist ziemlich unhöflich." Lisa kicherte leise, weil sie das Gespräch auf eine verrückte Art und Weise irgendwie lustig fand. Dann antwortete sie dem Jungen immer noch in demselben Ton: „Ach, ich bin nur auf der Flucht vor meinen Eltern, den Eltern von meinem Ex-Freund und vor meinem Ex-Freund. Dann habe ich euch gesehen und ihr ward ziemlich interessant, da bin ich einfach geblieben."
Das fand jetzt auch der Junge witzig und es entlockt ihm ein kleines Lächeln.
Danach kam er näher zu Lisa und fragte sie: „Wie heißt du eigentlich?" Lisa schaute ihn etwas misstrauisch an, doch dann lockerte sich ihre Miene etwas. Sie antworte: „Lisa und wie heißt du?" Der Junge schaute etwas verwirrt, als würde er über etwas nachdenken, doch dann antwortete er: „Mein Name ist Lukas. Du hast gesagt, dass du vor deinem Ex-Freund davonläufst. Warum das denn?" Lisas Stimmung wurde durch diese Frage etwas getrübt, doch sie antwortete gelassen: „Das ist eine etwas längere Geschichte, aber er will mir nichts antun, wenn du das jetzt dachtest. Eigentlich wolltest du mir doch gerade noch erzählen, worum es eben bei euch ging."
Lukas Gesicht überzog ein kleiner Schatten, während er sagte: „Das habe ich doch schon gesagt. Es braucht dich nicht zu interessieren, beziehungsweise, ist doch egal." „Wenn man jedoch nur die Hälfte des Gesprächs mitbekommen hat, ist die Vorstellung, was noch passiert sein könnte ziemlich fesselnd. Deswegen bin ich jetzt auch extrem neugierig." Auf Lukas Stirn bildeten sich jetzt Falten und er schien anstrengend über etwas nachzudenken. Lisa hätte schwören können sogar Zahnräder rasen zu sehen und sie spürte wie beunruhigt er war. Dann bemerkte sie, dass Lukas sie jetzt mit einem anderen Blick betrachtete und er fragte: „Moment mal, du hast uns zugehört? Ich dachte das wäre ein Scherz gewesen. D-du hast uns GEHÖRT?"
Lisa konnte seine Besorgnis fast sehen. Sie hatte andere Menschen schon immer gut einschätzen können. So in etwa als hätte sie gespürt was sie spüren, deswegen war ihr auch klar, das Ben nie aufhören würde sie zu lieben, aber jetzt gerade war es extrem schwer die Gefühle von Lukas zu ignorieren.
Sie versuchte es trotzdem und antwortete: „Ja? Na und? Ist es der Weltuntergang das ich gerne mal Menschen belausche? Ist das so unglaublich schlimm?" Lukas schaute sie Fassungslos an. In seinen Gefühlen hatte sich etwas geändert. Er schien etwas begriffen zu haben. Lisa fragte sich was es wohl war. Lukas fragte sie nun: „Won welchem Stamm stammst du ab?" Lisa schaute ihn verwirrt an.
War er völlig verrückt geworden. Sie erinnerte sich, dass er schon bei den ersten Worten irgendwas Komisches an sich gehabt hatte, aber jetzt schien er völlig durchzudrehen. Lisa beschloss nachzuhaken: „Stamm? Was meinst du damit. Ich habe bei euch zwar irgendwas mit „Magie" gehört, aber Stamm? Was ist ein Stamm?" Bei diesen Fragen schien Lukas ziemlich verwirrt zu sein. Er schien nach einem Wort zu suchen, das ihm auf der Zunge legen würde, das er aber nicht greifen könnte. Diese Gefühle brachten nicht nur Lukas durcheinander, sondern auch Lisa, die mit zwei verwirrenden Gefühlen nicht klar kommen konnte.
Lukas öffnete den Mund um etwas zu fragen, holte jedoch erst einmal Luft und fragte dann: „Du kennst keine Stämme? Wer warst du noch einmal gleich?" Lisa konnte sich das verwirrte Gesicht mit dem kleinen Grinsen nicht ganz verkneifen. „Eigentlich habe ich mich ja schon vorgestellt, aber damit es auch der dümmste versteht: Mein vollständiger Name ist Lisa Lenordato und ich bin 16 Jahre alt. Ich gehe in die zehnte Klasse und bin auf diesem Fest eigentlich mit meinem Ex-Freund Schrägstrich Nachbar. Meine Freunde nennen mich einfach nur Lis. Es ist mir eine Freude dich kennen zu lernen."
Mit diesen Worten streckte Lisa die Hand aus um die Vorstellung zu vervollständigen. Bei dieser Gelegenheit spürte sie eine unglaubliche Aura um Lukas. Das hatte sie bisher nur bei Ben erlebt und da hatte sie gedacht, dass das das Gefühl ist, wenn man verliebt ist. Ihre Mutter hatte ihr erst später erklärt, dass wenn sie jemals so ein Gefühl haben sollte, es ein schlechtes Zeichen war. Nach diesem kurzen Gefühl zog sie die Hand sofort wieder zurück. Sie schaute Lukas schockiert an, aber der hatte sich mit was anderem beschäftigt. Er schien momentan eins und eins zusammenzuzählen. Danach schaute er sie mit großen Augen an. Er schien einen großen Anschwung von Angst zu bekomme, was Lisa total aufregte. Sie wartete darauf, dass er irgendetwas sagen oder tun würde, doch als er nichts tat, wurde sie hibbelig.
„Was?", fragte sie dann etwas gereizt. Lukas brauchte noch ungefähr eine halbe Minute bis er Lisa endlich fragte: „Wo zum Teufel ist Ben?" Mit dieser Frage hatte Lisa natürlich nicht gerechnet. Sie hatte eine Entschuldigung für das Schweigen erwarteter, oder vielleicht auch nur eine Erklärung, aber das?
„Wie bitte?", fragte sie verwirrt. Lukas hatte seine Fassung wieder und dieses Mal konnte Lisa kein einziges Gefühl erkennen. Als ob er nur aus einem großen schwarzen Loch bestand. Er fragte nochmal mit fester klarer Stimme: „Wo ist Ben?" Lisa sah ihn verwirrt an und stellte statt einer Antwort eine Gegenfrage: „Du kennst meinen Ex-Freund? Du kennst Ben?" „Ben ist mein bester Freund und nun sag mir schon wo er gerade ist." Diese Aussage verwirrte Lisa nur noch mehr, als das sie sie aufklärte. „ Ihr habt eben über Ben geredet, oder? Ist er in Schwierigkeiten?"
Lukas ließ wieder ein paar Gefühle durchscheinen. Eigentlich nur ein einziges. Angst überkam ihn. Es war eine Angst die Lisa nicht entschlüsseln konnte und nun fingen auch noch die unerträglichen Kopfschmerzen wieder an, die sie auf dem Festplatz schon gehabt hatte, nur dass Lukas nun wohl auch über Kopfschmerzen plagte. Die Angst sah man nun auch in Lukas Augen und er flehte: „Das ist doch jetzt nicht so wichtig. Wo ist er?"
„Er müsste irgendwo in der Menge sein, als ich ihn vorhin allein gelassen habe war in den Padenwiesen, aber wen interessiert das schon?" Lukas schien es zu interessieren und zwar sehr, außerdem schaute er Lisa ohne Verständnis an und fragte: „Warum bist du nur immer so fies zu ihm? Die schlechte Behandlung und die ganzen Streiche. Denkst du nicht das ist zu viel des Guten?" Lisa schien die Verständnislosigkeit nicht zu verstehen was von ihr aus schon aus Prinzip ironisch klang und daher sagte sie es einfach so, wie es war: „Er ist erstens mein Ex-Freund und zweitens läuft er mir immer hinterher, was ein Ex-Freund nicht tun sollte, was dieses Wort schon aussagt. Also dann auf Wiedersehen, oder eben nicht."
Lisa drehte sich auf dem Absatz um und drehte sich in Richtung Ausgang.

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