Kapitel 4 (Palle PoV)

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Eilig verließ ich mein Zimmer und machte mich auf den Weg zum Frühstückssaal wo bereits fast alle schon da saßen. Ich nahm mir ein paar Brötchen und Jogurt und setzte mich dann mit meinem Tablet neben Kedos der ganz alleine rumsaß. "Guten Morgen Patrick. Hast du verschlafen oder warum bist du so spät dran." "Mein Wecker ist kaputt. Zum Glück bin ich von Natur aus Frühaufsteher. Sonst würde ich wahrscheinlich jetzt noch im Bett liegen." "Da hast du es gut."lachte Kedos, "ich muss mich jeden Morgen erneut aus dem Bett quälen." "Du armer. Was steht denn bei dir heute so auf dem Plan?"fragte ich und nahm einen Schluck kalten Kaffee. "Ich werde wohl bis Nachmittag die Praktikanten weiter einführen und dann gibt's noch jede Menge Bürokram weil irgendjemand gegen uns klagen will." Verwundert sah ich ihn an. "Warum will uns denn jemand verklagen?" "Nun. Angeblich ist ein Verwandter kurz nach einem Aufenthalt bei uns von einer Brücke gesprungen und hat sich damit das Leben genommen." "Ouh. Das hört sich ja nicht so gut an. Kenne ich den Mann?" "Ich weiß nicht. Sagt dir der Name Boris Torini etwas?" Ich dachte angestrengt nach doch konnte mich nicht an eine Person mit diesem Namen erinnern. "Ne." "Na dann warst du zu der Zeit noch nicht da. Ist auch besser so. Jeder hier war froh als er wieder gegangen ist. Aber den Tod hätte ich ihm nicht gewünscht." Danach widmeten wir uns beide wieder unserem Frühstück.

Wenig später ging ich wieder in mein Zimmer, putzte mir die Zähne und war dann auch schon unterwegs zu meinem erstem Patienten für heute. Er war gestern neu angekommen. Ich wusste nur das er unter Aggresionsproblemen litt und Sebastian hieß. Ein bisschen nervös war ich zwar schon, aber im Notfall konnte ich ja immer noch über den Notfallknopf Hilfe rufen. Sein Zimmer befand sich ganz am Ende des Gangs, so dass ich eine Weile laufen musste. Aus den anderen Zimmern hörte man leise Gespräche und ab und zu auch mal ein Schreien. So wie jeden Tag. Als ich an der Zimmertür ankam klopfte ich an. Ich erhielt sogar ein "Herrein."als Antwort. Dann öffnete ich mit meinem Schlüssel die Tür und betrat das sehr chaotische Zimmer. Überall auf dem Fußboden waren Klamotten und Verpackungsreste verteilt. Ordnung war anscheinend auch nicht die Stärke meines Patienten.

"Du bist Rewi oder?"fragte ich und erhielt ein Nicken als Antwort. "Gut. Ich bin Patrick Luten. Und ab heute für dich zuständig." Bis jetzt verhielt der Typ sich erstaunlich ruhig. "Erzähl mir doch ein bisschen was über dich." fordete ich ihn auf. "Also, ähm. Ich bin Sebastian und ich bin 23. Ich spiele gern Fußball und Computerspiele und bin hier weil ich Aggresionsproblemen habe." sagte er mit einem leicht wütenden Unterton in der Stimme. Ich versuchte aber mich davon nicht stören zu lassen und fragte weiter. "Wann bekommst du den meistens diese Probleme? Oder ist das immer unterschiedlich?" "Meistens wenn ich mit dummen, nervenden Menschen wie dir gerade rede."sagte er drohend doch ich zwang mich ruhig zu bleiben. "Dann arbeiten wir in deiner Zeit hier am besten daran das du lernst dich in solchen Situationen ein bisschen zu beruhigen."

Ich atmete tief durch. Jetzt würde der schwierige Teil kommen. "Dazu stellen wir am besten so eine Situation nach. Gucken wie du reagierst und dann überlegen wir gemeinsam was wir anders machen können." "Von mir aus."sagte er gleichgültig und ich stand auf. "Also stell dir vor du stehst hier auf dem Fußweg. Und ich komme vorbei und rempel dich an ok?" Er stellte sich hin und ich lief Richtung Tür. Dann drehte ich mich wieder um und kam auf ihn zu. Ich rempelte ihn an der Schulter an und drehte mich zu ihm. "Ey! Sag mal kannst du nicht aufpassen." brüllte ich ihn an. "Alter? Bist du dumm. Du hast mich doch gegen mich gelaufen."sagte wütend und schubste mich gegen die Wand. "So. Jetzt..." wollte ich weiter reden und die Übung beenden doch in diesem Moment trat er mir gegen das Schienbein und ich zuckte zusammen. "So. Ich glaube das reicht jetzt." sagte ich beschwichtigend, doch er ignorierte mich einfach und schubste mich zu Boden. So war das eigentlich nicht geplant gewesen. Ich wollte mich wehren und wieder aufstehen, doch er hatte seinen Fuß auf meinen Brustkorb gestellt.

Gerade als er zutreten wollte wurde die Tür aufgerissen und zwei Sicherheitskräfte kamen herein. Erleichtert aber auch schockiert sah ich zu wie sie ihn festhielten, während er wild um sich schlug. Ein weitere Mann kam durch die Tür und ihm wurde eine Zwangsjacke angelegt. Ich war bei unserem erstem Treffen wohl etwas zu weit gegangen. Dabei hatte er am Anfang doch noch ganz ruhig gewirkt. Naja. Jetzt hatte ich gelernt das man solche Leute nie unterschätzen sollte.

Heilanstalt Bergmann (Abgebrochen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt