Izzi / Kapitel 11

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Hallo Felix,
die letzten Tage waren voller Langeweile und Gespräche mit Pschychologen. Deshalb habe ich dir auch nichts geschrieben. Aber heute morgen ist endlich etwas spannendes passiert. Zwei neue Patienten wurden eingeliefert. Sie nennen sich Taddl und Ardy, doch ihre echten Namen sind Taddeus und Adrian. Irgendwie erinnert mich das an mich. Ich benutze ja auch das Pseudonym Izzi. Auf jeden Fall ist einer von beiden jetzt mein neuer Mitbewohner. Wenn ich es mir richtig gemerkt habe heißt er Adrian. Er hat rote Haare und ist generell sehr komisch. Fast ständig versucht er mir ein zu reden, dass ich Veganer werden soll. Außerdem läuft er die ganze Zeit mit einem Mundschutz rum. Ob er wohl an eine ansteckende Krankheit hat?

Das ist auch schon alles. Mehr habe ich nicht zu erzählen. Wie du schon merkst ist hier nicht viel los. Bis bald. Dein Izzi.

Wieder lag ein neuer Brief in meiner Kiste. Und wieder war mir langweilig. Im Laufe des Tages hatte ich mich ein wenig mit meinem neuen Mitbewohner unterhalten, doch viel sinnvolles war dabei nicht rumgekommen. Selbst den Grund für seine Einlieferung hielt er geheim.

Außer dem schreiben von Briefen an Felix hatte ich auch keine andere Beschäftigung. Oft starrte ich einfach mehrere Stunden lang aus dem dreckigem Fenster in den Wald, aber selbst das war heute nicht möglich, da aufgrund von Bauarbeiten eine Plane vor dem Fenster hing und den Blick nach draußen versperrte. Seufztend sah ich mich im Zimmer um, doch auf meiner Suche nach halbwegs spannenden Aktivitäten fand ich nichts. Bis auf die tristen Einrichtungsgegenstände, die sowieso in jedem Zimmer vorhanden waren, gab es nur meine Schreibutensilien und ein Buch, das allerdings Ardy gehörte. Immernoch keine Beschäftigung. Auch nachdem ich das Zimmer noch drei mal mit meinen Augen abgesucht hatte, fand ich immer noch nichts was meine Langeweile hätte lindern können. Noch nicht einmal mit Adrian konnte ich mich unterhalten, denn der war mitterweile eingeschlafen.
Nie hätte ich gedacht, das Langeweile so schrecklich sein konnte, aber jetzt wusste ich, dass sie einen zum Verzweifeln bringen konnte.

Zeit verging. Viel Zeit. Oder doch wenig ? Ich wusste es nicht. Denn Uhren waren für Patienten in der Anstalt genauso verboten wie Schmuck. Doch nachdem noch einige Zeit mehr verstrichen war, keimte in mir ein Gedanke. Statt rumzuliegen und die Decke anzustarren, konnte ich ja vielleicht noch etwas schreiben. Nicht für Felix. Nein, nicht für irgendjemanden. Einfach für mich. Eine Geschichte. Eine Fantasy Geschichte oder doch lieber ein Krimi? Oder eine Liebesromanze? Ein Gedicht wäre auch eine Idee. Wenn ich es mir genauer überlegte gab es unendlich viele Möglichkeiten. Ich könnte mir sogar ein eigenes Genre aus denken. Und dann eine Triologie schreiben. Zeit hatte ich hier ja mehr als genug und Ideen würden mit der Zeit bestimmt auch viele kommen. Ja, ich war mir sicher. Irgendetwas würde ich schreiben. Zwar wusste ich noch nicht was oder wie lang, aber ich wusste das ich etwas schreiben würde. Bestimmt wäre ich der erste geisteskranke Autor. Oder?

Wenn ich es mir so recht überlegte gab es vor mir bestimmt schon andere Geschichtenschreiber mit psychischen Problemen. Vielleicht kamen von ihnen ja auch die besten aller Bücher? Immerhin hatten sie doch eine blühende Fantasie und jede Menge Erfahrung mit Dingen von denen normale Menschen noch nicht einmal wussten das sie existierten.

Ich könnte ja auch über genau dieses Thema ein Buch schreiben. Eine Art Dokumentation und Sammlung der Gedanken von mir. Es wäre bestimmt interessant für manche Leute, was in den Köpfen der Menschen mit psychischen Störungen vor ging. Und allzu schwer würde mir das schreiben sicher nicht fallen. Immer hin schrieb ich ja auch regelmäßig an Felix. Und ich wusste auch schon einen Titel für das Buch. "Der Kampf gegen das Leben." Das klang zwar ein bisschen übertrieben, aber ich wusste genau, dass Leute so etwas mochten.

Und schon wieder kam fast einen Monat lang kein neues Kapitel. Und diesmal hab ich nicht mal ne Ausrede. Ich war einfach nur zu faul.

Heilanstalt Bergmann (Abgebrochen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt