Der Nerd und seine Prinzessin

Kapitel 3 - Schwarzer Schatten

Er ärgerte sich den ganzen Heimweg über. Wieso konnte er es nicht endlich aussprechen, ihr es einfach sagen. Es wäre so eine Erleichterung, aber andererseits würde es vielleicht auch alles kaputt machen. Er würde wohl weiterhin auf den richtigen Zeitpunkt warten. Zuhause angekommen, zog er sich bis auf die Boxershorts aus und machte sich im Bad fürs Bett fertig. Er steckte die Zahnbürste zurück in die Halterung und drücke auf den Knopf. Sofort verschwand die Halterung samt Zahnbürste in der Wand. Erst jetzt bemerkte er, wie müde er eigentlich war. Er legte sich ins Bett und checkte die Neuigkeiten auf seinem iPhone. Es war nichts Besonderes dabei, nur diese eine Nachricht.

„Hey Loki, danke für den schönen Abend. Vielleicht können wir uns ja mal wieder öfter treffen, so wie früher. :)"

Ihm huschte ein Lächeln übers Gesicht. Wie süß sie doch war. Er antwortete ihr schnell und schickte ihr noch ein Gute-Nacht-Bild von sich. Danach schaltete er noch schnell mithilfe einer App alle Lichter aus und legte sein Handy zum Laden auf die Seite.

Er wusste nicht, wie lang er schon wach lag, aber es fühlte sich an wie eine Ewigkeit. Seine Gedanken drehten sich nur um sie. Er stellte sich vor, wie es sein könnte, sie zu küssen. Es war ein wundervolles Gefühl, eine Art Bauchkribbeln. Doch die bittere Wahrheit tat umso mehr weh. Es war wie ein Stich ins Herz, als er wieder einmal realisierte, dass das alles wohl niemals so werden würde. Sie war genau das Mädchen, das er wollte, niemand anderen. In seinen Augen war sie einfach so perfekt. Sie ist immer so süß, so liebevoll, sieht auch noch verdammt gut aus und er bewundert sie einfach nur. Er hatte sich schon so oft überlegt, sich einfach eine andere zu suchen, doch er wusste, keine würde so sein wie Freya. Mit diesen Gedanken schlief er schließlich ein.

***

Der Abend mit ihm war wunderschön wie immer. Es ist immer schön mit ihm reden zu können, egal über welches Thema. Er war immer für sie da, ganz gleich was ist. Sie hatte es wahrlich nicht leicht, doch alles wusste Loki auch nicht. Sie traute sich einfach nicht ihm alles von ihrem Leben zu erzählen, einfach weil sie Angst vor seiner Reaktion hatte. Sie wusste wie gern er sie hatte und wollte ihre Freundschaft nicht riskieren. Sie hatte auch schon länger das Gefühl, dass bei ihm mehr als nur freundschaftliche Gefühle waren. Aber er hatte einfach viel mehr verdient als sie. Er hatte ein Mädchen verdient, das erfolgreich ist, eine Wohnung hat und auch in der gleichen Gesellschaftsschicht wie er war. Und sie war ganz und gar nicht erfolgreich, hatte keine Wohnung und war auch nicht in der gleichen Schicht wie er. Sie war praktisch genau das Gegenteil von dem, was er verdient hatte.

Sie bog in die dunkle Gasse ein, in der sich der Eingang zu ihrem kleinen Zimmer befand. Andere hätte hier wohl Angst alleine durch zulaufen, aber sie war es gewohnt. Sie merkte sofort, wenn sich etwas in den Schatten der Häuser bewegte. Just in diesem Moment machte sie eine Bewegung aus und kurz danach ein Miauen. Sie bückte sich und hob die kleine schwarze Katze hoch. „Erschreck mich doch nicht immer so Thor." Nuschelte sie leise ins Fell des Katers. Wie immer nahm sie ihn mit in ihre Behausung. Die Einrichtung war sehr spärlich: eine alte Matratze diente als Bett, außerdem hatte sie noch einen kleinen Tisch mit Stuhl und im Eck stand ein kleiner Kühlschrank. Sie hatte wirklich nicht viel, aber dennoch hatte sie alles, was man zum Leben braucht. Im Haus, in dem sie wohnte gab es glücklicher Weise Duschen und auch Toiletten. Sie mochte in einem Viertel wohnen, das recht heruntergekommen war, dennoch gab es auch hier elektronische Schlüssel, weshalb nicht jeder herein kommen konnte. Und das war wirklich gut, denn da draußen liefen einige Leute herum, denen man wirklich nicht begegnen wollte. Freya war schon einigen solcher Typen über den Weg gelaufen und sie war froh, dass es tagsüber war, denn sonst wäre es wohl komplett anders verlaufen.