Kapitel 1 - Immer diese Haare

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Wie gewohnt griff er in seine Jackentasche, nur um dann ernüchternd feststellen zu müssen, dass sich dort keine Kippen befanden. Er hatte vor ein paar Tagen aufgehört zu rauchen, konnte sich aber bis jetzt noch nicht an die neue Situation so richtig gewöhnen. Er musste zugeben, dass es ihm echt gut tat, so ohne Zigaretten, aber in manchen Situationen vermisste er sie irgendwie doch. Trotzdem wollte er es durchziehen, schon allein wegen ihr. Für sie würde er so gut wie alles tun, auch wenn es wohl nie mehr als Freundschaft sein wird.

Mittlerweile fing es an zu tröpfeln, bis es schließlich große, dicke Regentropfen waren, die vom Himmel fielen. Er zog seine Kapuze tief ins Gesicht und fing an immer schneller zu laufen, um nicht allzu nass zu werden. Völlig durchweicht, da der Regen immer stärker geworden war, stand er endlich vor seiner Haustür. Jetzt musste er nur noch seine Hand auf den Sensor legen und die Tür schwang auf. Noch bevor die elektronische Türe ins Schloss gefallen war, stand er schon im Bad. Schnell war die nasse Kleidung abgestreift und lag verstreut auf dem Fußboden. Um sich wieder etwas aufzuwärmen, drücke er auf den Knopf und schon floss warmes, perfekt temperiertes Wasser in die Wanne.

Erst, als er sich mit dem Handtuch abtrocknete, fiel ihm auf, wie durchgefroren er eigentlich gewesen war. Glücklicher Weise, hatte er damals an alles gedacht und auch eine Fußbodenheizung einbauen lassen. Eine seiner besten Ideen, zwar nichts Besonderes, aber einfach nur genial, denn so konnte er sogar nackt vor dem Spiegel stehen und sich um seine Haare kümmern, ohne frieren zu müssen. Oft hatte er schon zu hören bekommen, dass er in dieser Sache schlimmer sei, als Frauen. Vielleicht stimmte das auch, aber das war ihm egal, seine Haare mussten einfach perfekt sitzen. Während er mit seinen Haaren beschäftigt war, überlegte er sich, was er für sein Date heute Abend anziehen sollte. Na gut, vielleicht war es kein richtiges Date, doch er traf sich mit ihr zum Essen, da er sie eingeladen hatte. Als er mit dem Stylen seiner Haare endlich fertig war, hatte er sich immer noch nicht entschieden. Dann sollte es später einfach eine spontane Entscheidung werden, wobei das auch eine schwere Sache ist, denn er stand schon oft vor seinem ziemlich gut gefüllten Kleiderschrank und fand dennoch nichts, was passend wäre. Und wenn schon, dann würde er eben schnell seinen kleinen elektronischen Helfer losschicken. Heutzutage war das nämlich alles zum Glück kein Problem mehr. Er musste einfach nur an seinem MacBook die gewünschten Anschaffungen auswählen und seinen kleinen Roboter losschicken, um sie abzuholen. Fast jeder hatte mittlerweile diese modernen Techniken im Haus. Natürlich waren das alles nur die Kleinigkeiten. In seinem Haus hatte Loki noch viel mehr „schlaue" Elektronik, vom TV-Gerät bis hin zu seinem Bett.

Wenn man Loki hört, denk man sofort an den nordischen Gott des Feuers, der auch zugleich der Urheber des Bösen ist. Aber mit diesem Gott hatte Loki überhaupt keine Ähnlichkeit, er war keines Wegs böse, nein er war eigentlich genau das Gegenteil. Er konnte Gewalt und all die anderen „bösen" Sachen nicht leiden und verfluchte die Stadt, in der er lebte, für das, was sie geworden war. Früher war alles ruhig und schön, doch seit es immer mehr Banden gab und auch die verschiedenen Gesellschaftsschichten immer weiter auseinander wachsen, wurde es immer unruhiger. Nachts konnte man mittlerweile in gewissen Teile der Stadt nicht mehr alleine durch die Straßen gehen, da es einfach zu gefährlich war. Loki war froh, dass er zu der oberen Schicht gehörte und deswegen auch in einer sicheren Gegend wohnen konnte. In der heutigen Zeit war es auch so, dass man eigentlich nur mit Menschen zu tun hatte, die in derselben Gesellschaftsschicht wie man selbst war.




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