Langsam kam ich mit pochenden Kopfschmerzen wieder zu Bewusstsein. Vorsichtig versuchte ich meine Augen zu öffnen, kniff sie allerdings sofort wieder zusammen. Der Raum in dem ich lag war hell erleuchtet. Neben dem Bett in dem ich lag stand eine Art Tisch auf diesem befand sich eine weiße Tablette und ein Glas Wasser, auch Brot und Fleisch waren bereitgelegt. Zuerst nahm ich die Tablette und legte sie in meinen Mund um sie anschließend mit Wasser herunter zu spülen. Ich tippte darauf, dass es eine Schmerztablette war, denn schon nach kurzem waren meine Kopfschmerzen leichter zu ertragen. Als nächstes nahm ich das Tablett, ich setzte mich auf und lies es auf meinem Schoss nieder. Sofort nahm ich die Scheibe Brot, sie war noch warm und weich von der Wärme des Ofens, noch nie hatte ich so ein Frisches Brot essen dürfen. Langsam spürte ich wie sich mein Magen füllte und meine Energie zurückkam, ich weiß nicht wie lange es schon her ist, dass ich etwas gegessen habe. Das Fleisch war so zart, vielleicht war es Hänchen oder Pute? Ich hatte das Gefühl, dass es mir im Mund zergeht. Viel zu schnell hatte ich alles aufgegessen.
Doch nun bemerkte ich vor der Tür Stimmen. „Was sollen wir mit ihr machen? Beseitigen?", fragte eine kalte, männliche, emotionslose Stimme. „Nein. Das ist es nicht Wert, wir haben schon zu viel Zeit und Medizinische Hilfe in sie investiert!", diese Stimme klang ebenfalls männlich und Stark.
Ich hörte Schritte und danach ein Klopfen. „Ja?", fragte ich. Die Türe wurde geöffnet, ich erhaschte den Blick eines schwarzen Mannes, der mich ansah, als wäre ich sein größter Feind. Zum Glück blieb er vor der Tür stehen, jedoch trat ein anderer Mann ein, er war groß, fast zwei Meter. Seine Haut war blass, sah aber nicht Krank aus. Seine Sturmgrauen Augen stachen aus seinem, von schwarzen Strähnen umrahmten Gesicht. Leichte Falten zeichneten sich in seinem Gesicht ab, es sah nicht so aus, als wäre er von der Zeit gekennzeichnet, sondern viel eher von einem harten Leben. Der Drei-Tage-Bart kaschierte, dies zwar ein wenig, dennoch fiel es auf. Er trat vor das Bett in dem ich lag und schaute mich neutral an. „Wo bin ich hier? Und wer seid ihr?", der Mann schaute mich überrascht an und hob fragend die rechte Augenbraue. Ein Seufzen entwich seinem Mund, ehe er anfing zu Sprechen. „Mein Name ist Damien und ich bin der Anführer der Rebellen. Du musst keine Angst haben. Wir haben nicht vor dich zu töten oder ähnliches. Wie lautet dein Name und was hattest du im Wald zu suchen?", in seiner Stimme klangen keinerlei Emotionen mit lediglich eine eisige härte.
Mit zusammen gekniffenen Augen betrachtete ich ihn skeptisch. Dann begann ich: „Ich bin Aylin und versuche schon einige Zeit im Wald zu überleben. Ich bin von zuhause abgehauen." Er nickte und lief zur Tür, als sie einen Spalt weit geöffnet war, hielt er noch einmal innen und sagte ohne sich umzudrehen: „Wir werden dich hierbehalten, du wirst dich mit den anderen Frauen um die Kinder und den Haushalt kümmern!" „Was?!", lachte ich humorlos auf. „Ich bin nicht von zuhause abgehauen und hab versucht im Wald zu überleben, nur um dann eine einfache Hausfrau und Mutter zu sein?!", schnauzte ich ihn wütend an. Er drehte sich zu mir, und schaute mich unbeeindruckt an. „Ach ja? Und was hast du dir vorgestellt?", nun war er es der lachte, mich auslachte. Er schloss die Tür wieder und ging ein paar wenige Schritte in meine Richtung.
Ich stand von meinem Bett auf. Ich wollte und konnte nicht mehr das kleine Hilflose Mädchen sein. Ich bin mehr als NUR eine Frau.
So selbstsicher wie möglich ging ich auf ihn zu. „Hören sie, ich bin bestimmt genauso gut, wie jeder einzelne Mann hier, wenn sie mir nur die Chance geben es zu beweisen!", während ich sprach sah ich ihm eindringlich und bittend in die Augen.
„Tut mir leid Kleine aber wir brauchen Soldaten, keine Puppen!", diese Worte sprach er voller Verachtung aus.
Wütend stieß ich die angehaltene Luft aus, Damien machte sich erneut auf den Weg zur Tür. Ich werde nicht aufgeben und ich werde auch nicht Brav Hausfrau spielen, auch wenn ich mein Leben lang so erzogen wurde.
Männer arbeiten, ernähren die Familie und ziehen in den Krieg. Frauen hingegen sitzen zu Hause Waschen Wäsche, hüten die Kinder und warten artig auf ihre Männer. In reicheren Familien, aus den oberen Kasten, mussten sie auch noch repräsentieren. Ich habe diese Rollenverteilung schon immer gehasst.
„Halt! Ich werde das nicht so auf mir sitzen lassen! Ich bin keine Puppe! Ich bin ein Mensch und mindestens genauso viel Wert wie jeder andere auch!", in unserer Gesellschaft zählen Frauen nichts und gelten als austauschbar, weswegen solche Worte, eine Frechheit sind.
Wütend schaute er mich an, seine Augen sprachen Bände. Er versuchte nicht einmal seine Verachtung und sein Hass für mich zu verstecken. Er wollte mich klein kriegen, wenn nicht mit Worten dann mit Blicken. Doch er unterschätzt mich, ich hatte mindestens genau so viel Hass und Verachtung für ihn übrig, wie er für mich. Deshalb starrte ich standfest zurück.
Jedoch wechselte die Situation schneller als gewollt, bedrohlich schritt er auf mich zu, ich wehrte mich gegen den Drang zurück zu gehen. Nein! Ich werde nicht ausgerechnet jetzt Schwäche zeigen und weichen.
Er stand direkt vor mir, kein Blatt hätte mehr zwischen uns gepasst und dennoch, legte er seine Hände gewaltsam auf meine viel zu dünnen Oberarme, ehe er mich zur Wand schob. Meine Arme schmerzten und langsam bekam ich Angst aber... Nein! Ich darf nicht aufgeben, ich darf mich seinem Willen nicht beugen!
Er legte eine Hand an meinen Hals, drückt jedoch nicht zu, allerding hatte diese Geste trotzdem etwas Bedrohliches. Ich schaute ihm immer noch standhaft in die Augen. Ich hatte keine Ahnung wo all dies Kraft herkommt, deshalb schob ich es einfach auf Jugendlichen Trotz.
Nach einer Weile in der keiner von uns den Hasserfüllten Augenkontakt unterbrochen hatte, begann er zu lächeln. „Du bist sehr Jung und Hübsch, es gibt einige Männer die viel für dich zahlen würden...", er ließ den Satz in der Lufthängen. Ich schluckte. Ich will mir gar nicht erst ausmalen, was besagte Männer mit mir machen würden, ich wurde schon einmal verkauft.
„Drohungen bringen dich nicht weiter, ich habe keine Angst.", Lüge.
Er lachte bitter auf. „Mag sein das Drohungen allein nicht helfen aber weißt du, die wenigsten Männer hier haben jemals eine so schöne Frau gesehen, Blaue Augen und blasse Haut sind selten geworden in unserer Welt. Sie würden sich bestimmt freuen mehr davon zu sehen..." Ein Kopf Kino spielte sich in meinem Gehirn ab. Ich hatte Angst, das man mir meine Angst und Verzweiflung ansah.
Sein lächeln wurde breiter „Er sieht es!", schoss es mir durch den Kopf. Eine Hand lag immer noch an meinem Hals, die andere an meinem Arm und ich stand mit dem Rücken zur Wand, es war eine beschissene Situation, jedoch nicht gänzlich ausweglos.
Ich hob meinen rechten Arm und drehte meinen Oberkörper nach links, während ich in die Knie ging und mein Ellenbogen in seine Armbeuge rammte.
Dann nahm ich das Handgelenk, von dem Arm, der mein Oberarm, nach wie vor, fest umklammerte und drehte es ihm auf den Rücken, ehe ich die Rollen vertauschte und ihn mit dem Gesicht voran gegen die Wand presste, nun war es wieder an mir zu lachen.
Wie sagt man gleich so schön: Wer zuletzt lacht, Lacht am besten!
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Blutige Tränen
Science FictionWie wird die Zukunft sein? Wie viel Einfluss hat die IS wirklich? Was wäre, wenn sie ihr Ziel erreichen würden und die ganze Welt nach ihren Ansichten gestalten? Wer würde aufstehen und sich wehren und wer nicht? All das, sind Fragen die wir uns in...