~ Traum ~
Schreie dringen in meine Ohren. Ich will helfen, etwas tun, doch meine Muskeln hören nicht auf die Signale meines Gehirnes. Wie versteinert stehe ich also da und kann einfach nix machen. Erst als eine Person aus dem Haus geholt, auf eine Trage gelegt und mit einem weißen Tuch abgedeckt wird, reagiert mein Körper und ich falle auf meine Knie. Die Schreie, die anscheinend von mir kamen, verwandeln sich in ein schluchzen. Mit einer Tränen verschleierten Sicht sehe zu den Feuerwehrmännern, die das selbe mit einer anderen Person machen. Damit zerstörten sie einen wichtigen Teil meines unbedeutendem Leben. Ein weiterer Schluchzer verlässt meine Kehle. Mein Körper erzittert. Einer der Männer kommt auf mich zu und redet mit mir, doch bekomme ich nix mehr richtig mit. Meine Ohren sind mit Watte gefüllt. Das Letzte, was ich merke, ist, wie ich zur Seite falle und von einem schwarzen Loch verschluckt werde.
~ Traum Ende ~
Schweißgebadet und von Tränen benässten Wangen sitze ich kerzengerade im Bett. Mein ganzer Körper zittert. Meine Kehle ist zu geschnürt. Meine Lippen sind trocken. Meine Augen schmerzen schon, da ich sie aufgerissen habe. Mein Herz schlägt viel zu schnell gegen meine Brust und ich habe das Gefühl, dass es meine Lunge weg drücken und meine Rippen zerstören will. Ich starre auf einen Punkt vor mir und erzittere wieder, da ein eiskalter Schauer über meinen Rücken jagt. Warum sie?! Warum nicht ich? Warum musstest du mir die wichtigsten Menschen der Welt nehmen? Was habe ich verbrochen, dass du die zwei schönsten Menschen zu erst nimmst? Ich kann mich nicht beruhigen, nicht mal mit den Gedanken, dass sie es bei Allah besser haben. Tränen steigen mir in die Augen, ich wische sie aber nicht weg. Wieso sollte ich Tränen weg wischen, wenn sie an die Menschen gerichtet sind, die ich am meisten bei mir brauche? Ein Schluchzer will meine Kehle verlassen, doch ich halte ihn zurück, deswegen muss ich durch die Nase atmen. Wenn ich meinen Mund öffne, ist er frei. Eindeutig schneller atme ich weiterhin durch meine Nase, halte laute Schluchzer und noch lautere Schreie zurück. Meine Hände krallen sich ins Bettlaken. Ich kann mich nicht beruhigen. Nie wieder könnte ich das. Tränen fließen meine Wangen hinunter und hinterlassen eine schmerzende Spur. Da mein Gesicht so kugelig und fett ist, rollen die Tränen nicht, wie sie sollen, auf meine Schulter oder meine Beine oder sonst wohin, nein sie rollen mir in den Mund und hinterlassen dort eine salzige Spur. Meine Hände nehme ich langsam vom Bettlaken, mein Mund bleibt geschlossen. Ich sitze auf meinem Bett. Tränen fließen ununterbrochen meine Wangen hinunter und mein Herz kämpft immer noch gegen meine Lunge. Der Schmerz sitzt immer noch tief. So tief wie am ersten Tag. Es stimmt nicht, dass die Schmerzen eines Tages leichter werden. Man verdrängt sie, bis man an die Situation erinnert wird und BAM, eine neue, größere Welle von Schmerz überrollt einen. Es ist wie ein Dämon, der den schwächsten Moment von dir abwartet um danach anzugreifen. Der aber auch angreift, wenn du ansatzweise glücklich bist. Der Schmerz fängt im Herzen an und endet in der Seele. Der seelische Schmerz, der durch verschiedene Taten ausgelöst wird, kann körperlich nicht ersetzt werden. Die Wunden auf dem Körper können heilen, die Wunden auf der Seele werden immer da sein und sind immer zum zerreißen nah angespannt. Mein Körper erzittert wieder, da mich die alt bekannte Kälte umarmt. Sie hält mich in ihren Armen. Sie hilft mir kalt zu werden. Etwas, was ich nie werden wollte, aber dennoch werden musste. Die Wunden auf meiner Seele schließen sich soweit, dass sie jederzeit wieder aufplatzen können. Mit zitterndem Körper stehe ich auf und bereue es sofort, da mein Körper mein zu hohes Gewicht nicht auszuhalten scheint und mich auf meine Knie fallen lässt. Genau in die Position wie damals. Und da kommt die Welle der Schmerzen und überrollt mich. Wie lange soll ich das noch aushalten? Tränen fließen sofort wieder über meine Wangen und hinterlassen eine brennende Spur. Langsam rappele ich mich auf, ignoriere die Tatsache, dass ich weine und gehe ins Bad. Ein kurzer Blick auf die Uhr im Badezimmer, sie hängt über der Tür, verrät mir, dass ich noch über drei Stunden Zeit habe, bis ich zu meiner persönlichen Hölle muss. An das grelle Licht gewöhnen sich meine Augen schnell, da sie die ganze Zeit aufgerissen sind und ich nicht vorhabe, sie zu schließen. Ich lasse Wasser in die Wanne laufen und schalte das Wasser nicht auf warm, ich lasse es auf kalt. Mein Freund, die Kälte. Ein leichtes, gefälschtes grinsen bildet sich auf meinen Lippen und verschwindet in der selben Sekunde, in der es aufgetaucht war. Als die Wanne gefüllt war, ziehe ich mir meinen Pyjama und meine Unterwäsche vom Körper. Danach lege ich mich langsam in die Wanne und schließe meine Augen. Eiskaltes Wasser umhüllt meinen schon kühlen Körper und senken meine Körpertemperatur. Du musst dein Herz abschließen, damit keiner es wieder in Besitz nimmt und bricht. Unter meinen geschlossenen Augenlidern bilden sich Tränen und kurz bevor sie meine Wangen hinunterfließen können, spüre ich schon eine gewisse Kälte an meiner Wange. Es ist die Kälte, lass es einfach zu. Werde kalt. Niemand darf dich jemals wieder so verletzen, wie sie es getan haben.
Nach einer halben Stunde steige ich aus der Wanne und nehme mir einen Bademantel, da ich nicht riskieren will, dass mich mein Onkel sieht. Auf meinen Lippen liegt ein gefälschtes Lächeln und meine Augen strahlen genau das aus, was sie sollen: Freude. Du bist gut. Ich gehe in mein Zimmer und nehme mir aus meinem Schrank eine schwarze, lange Hose und dazu einen weiten, grauen Pullover. Der Stoff schmiegt sich an meine Haut und sollte mir dabei eigentlich Wärme spenden, spendet mir dabei aber nur noch mehr Kälte. Es war nicht mein Pullover, es war seiner. Meine Haare föhne ich, mache sie zu einem hohen Zopf und reibe mir einmal über die Augen, damit es so aussieht, als wäre ich gerade erst aufgewacht und nicht schon vor einer Stunde. Mit leisen, langsamen Schritten laufe ich die Stufen hinunter und sehe mir dabei jedes Detail des Hauses an, in dem ich schon über 10 Jahre wohne. Trotzdem fühlt es sich nicht so an, als wäre es wirklich dein Haus. Tief atme ich durch, gehe in die Küche und öffne den Kühlschrank und mir springen sofort verschiedene Leckereien vor die Augen, die ich früher in mich rein gestopft hatte. Wie gesagt, früher. Ich schüttele meinen Kopf und nehme mir ein Melonen Getränk, welches ich sofort wieder zurück lege. Es war eines ihrer Lieblingsgetränke. Ich atme tief durch und schließe den Kühlschrank wieder, der Stoff des Pullovers scheint dabei sich immer mehr an meine Haut zu schmiegen um diese auf zu fressen. Mein Atem beschleunigt sich wieder, ich nehme mir eine Eistee - und eine Wasserflasche, gehe damit hoch und stopfe sie, in meinem Zimmer angekommen, in meine Tasche. Ich schalte das Licht ein und blicke auf die Uhr, die über der Tür hängt, und sehe das ich noch lange Zeit habe. Ich schalte das Licht wieder aus, gehe zu den Rollos und rolle diese hoch.
Ich gehe die Treppen runter und direkt auf die Haustür zu. Die Zeit bis ich los musste, hatte ich mit lesen verbracht. Ich ziehe meine schwarzen Sneaker an und richte den Blick auf meine Jacke. Ich nehme die graue Jacke vom Kleiderhaken und ziehe sie mir über, nehme dann meine passend graue Tasche und schultere mir diese über. Ein Lächeln bildet sich auf meine Lippen und meine Augen fälschen das Gefühl Freude. Ich nehme meine Schlüssel und verlasse das Haus, schließe die Tür leise hinter mir und schließe sie dann noch ab. Ich stecke meine Hand, mit dem Schlüssel, wieder in meine Jackentasche und stecke die andere in meine andere Jackentaschen. Danach nehme ich mein Handy aus meiner Jackentasche, schließe meine Kopfhörer ans Handy, entsperre es und gehe auf die App, auf der ich meine Playlist habe und spiele sie ab. Während Sia's Stimme in meine Ohren dringt, laufe ich mit schnellen Schritten in die Schule. Als ich nach 10 Minuten laufen ankomme, mache ich meine Musik aus, stecke meine Kopfhörer zurück zu meinem Handy in die Jackentasche und bewege mich ins Schulgebäude. Mit schnellen Schritten führen mich meine Füße in meinen Unterrichtsraum.
Der Schultag verlief unnormal schnell und schon mache ich mich auf den Weg zu meinem Onkel. Angekommen schließe ich mit dem Schlüssel auf, streife mir die Schuhe ab, nachdem ich die Tür wieder abgeschlossen habe, und laufe in mein Zimmer. Mein Handy schalte ich auf Flugmodus, nachdem ich mit paar Leuten auf Suicide Room geschrieben hab. (Der Chat bei Louis.) Ich will mich für paar Tage von Sozialen Netzwerken fern halten und das ist der beste Weg. Ich lege mein Handy weg und setze mich auf meinen Schreibtischstuhl, während ich meine Sachen auspacke. Danach fing ich an Hausaufgaben zu machen und zum Glück haben wir nicht viel auf, weshalb man höchstens zwei Stunden an allen Aufgaben saß. Ich stehe wieder vom Stuhl auf und lege mich in mein Bett, setze mich dann wieder auf und greife nach einem Schönschrift Füller, danach rolle ich den Ärmel des Pullovers nach oben und schreibe über die Narben, die man fast nicht mehr sieht.
'A day will come, where I can stand up and say: "Today is a good day."'
Ich rolle den Ärmel wieder runter und erinnere mich an einen anderen Spruch. Ich nehme einen Zettel und schreibe ihn auf.
Perhaps our eyes need to
be washed by our tears
once in a while, so
that we can see life
with a clearer view
again.
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Suicide Room.
RandomSechs Jugendliche. Sechs verschiedene Geschichten. Sechs verschiedene Fassaden. Sie kennen sich persönlich, doch im Internet sind sie fremd. Was wenn alle gehen wollen? Was wenn sie sich treffen im "Suicide Room"?