Zeitreise

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Ein Sonnenstrahl fiel in den Gemeinschaftsraum der Gryffindors, der am Tag des Schulbeginns so leer war wie noch nie. Harry Potter saß als einziger Schüler seines Hauses vor dem Kamin und starrte wartend in die Flammen. Sein bester Freund Ron Weasley hatte ihm versprochen ihn jeden Morgen durch den Kamin zu besuchen und Neuigkeiten vom Fuchsbau zu überbringen.

Nach dem Krieg war Harry bei den Weasleys eingezogen. Er hätte sich zwar eine eigene Wohnung, wahrscheinlich sogar ein eigenes Haus kaufen können, aber Mrs Weasley hatte darauf bestanden dass er bei ihnen wohnte, wenigstens bis er seine Ausbildung abgeschlossen hatte und eigenes Geld verdienen würde.

Natürlich waren Harry und seine Freunde mittlerweile volljährig und hatten bereits zahlreiche Jobangebote durch ihr Mitwirken im Kampf gegen Voldemort bekommen, aber Hogwarts hatte ihnen die Chance gegeben ihren Abschluss nachzuholen. Während Hermine erleichtert war nun doch eine richtige Abschlussprüfung zu schreiben und Ron glücklich seiner Familie und der Arbeitswelt für ein weiteres Jahr zu entkommen, war Harry einfach nur froh, den Ort, der solange sein Zuhause gewesen war, nochmals wiederzusehen.

Harry hatte während des Wiederaufbaus im letzten Jahr ein gutes Verhältnis zu den Bewohnern des Schlosses aufgebaut, sodass es ihn nicht weiter wunderte, als der neue Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste, Professor Myers, ihn einlud sein Büro mitzugestalten. Daher war Harry eine Woche früher als seine Klassenkameraden nach Hogwarts gezogen und wohnte die letzte Ferienwoche alleine im Gemeinschaftsraum.

Professor Myers hatte in der letzten Woche gezeigt, dass er sehr viel Wert auf Harry's Meinung legte. Er schien sehr bedacht darauf sich von seiner besten Seite zu zeigen und versicherte dem jungen Zauberer durchgehend, einen niveaugerechten und interessanten Unterricht zu gestalten. Bis jetzt glaubte ihm Harry das auch, Baldwin Myers machte auf ihn den Eindruck eines engagierten, motivierten Mannes.

Eine halbe Stunde war vergangen und Ron's Kopf war immer noch nicht in den Flammen erschienen. Wahrscheinlich hatten sie Harry in dem ganzen Schulanfangs-Stress vergessen.  Egal, er würde heute Abend noch genug Zeit haben mit seinen Freunden zu reden. Was sollte er bis dahin machen? Professor Myers war auf seine Hilfe nicht weiter angewiesen.

Harry beschloss Dumbledores Portrait einen Besuch abzustatten, dafür hatte er während dem Wiederaufbau noch keine Zeit gehabt. Danach würde er nachsehen gehen, ob er Hagrid bei etwas helfen konnte.

Als Harry den Raum betrat, war niemand zu sehen. Das Büro sah noch genauso aus wie zu Dumbledores Zeiten. Es war während der Schlacht unversehrt geblieben und Professor McGonagall, die neue Schulleiterin, hatte beschlossen es ihrem Vorgänger zu Ehren in seinem Zustand zu belassen. Sogar die Geräte und Erfindungen Dumbledores standen noch herum.

Harry musste schmunzeln als er daran dachte, wie er sie einst alle demoliert hatte. Damals hatte er gar nicht die Gelegenheit gehabt sie genauer zu betrachten. Mit einem Blick auf die Portraits, die alle noch schliefen, trat er an den Tisch und untersuchte die summenden Gerätschaften.

Eines davon weckte seine Neugier.  Es war nicht besonders ungewöhnlich dennoch faszinierte es ihn. Von der Form her ähnelte es dem Denkarium, aber anstatt der silbrigen Substanz, aus der Erinnerungen bestanden, wirbelte eine nebelige, grau weiße Flüssigkeit durch das Becken. Ob es sich dabei um ganz alte Gedanken handelte?

Neugierig geworden beugte sich Harry über das Becken. Er erinnerte sich daran, wie er damals mit Dumbledore an seiner Seite in das Denkarium getaucht war.  Er zückte seinen Zauberstab und tippte in die Substanz, die sich kräuselte als sich die Oberfläche veränderte. Anders als beim Denkarium sah er nicht die Erinnerung, sondern einen langen Tunnel. Verwundert beugte er sich weiter nach vorne, um die Szene am Ende des Tunnels zu erkennen.

Harry bemerkte nicht, wie er den Boden unter den Füßen verlor und kippte vorneüber. Ein ähnliches Gefühl wie beim Reisen mit Portschlüsseln erfasste ihn. Doch anders als dort, drückte ihn eine unsichtbare Kraft rückwärts. Immer schneller raßte er auf das Ende des Tunnels zu. Harry hatte Schwierigkeiten seine Brille festzuhalten und dabei nicht seinen Zauberstab zu verlieren. Er hatte jegliches Zeitgefühl verloren, als er plötzlich auf dem Boden aufkam.

Harry blickte sich verwundert um. Er war zwar immer noch im Schulleiter-Büro, und es war auch immer noch Morgen. Aber er war nicht mehr alleine.

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To Marauder's Times *Unter Bearbeitung*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt