Amnesie?

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Die beiden starrten mich so entgeistert an, als hätte ich ihnen gerade verkündet, dass die Welt in einer Minute untergehen würde. Aber wer weiß, vielleicht tat sie dass ja auch. Ich hatte jedenfalls keine Ahnung mehr. Obwohl... Hermione... das war mein Name und ich war anscheinend gut mit den Beiden befreundet, dass wusste ich jetzt. "Tut mir wirklich leid!", räusperte ich mich, "Aber ich habe wirklich keine Ahnung, wer Sie sind." Die beiden wichen langsam zurück. "Das ist äußerst unpraktisch.", schluckte der Große. "Harry? Was sollen wir denn jetzt tun?", fügte er panisch hinzu. Die Tür öffnete sich erneut und eine schlanke junge Frau im Arztkittel kam herein: "Was ist denn los?" "Meine... ähm unsere Freundin Hermione hat fürchte ich, das Gedächtnis verloren!", hektisch gestikulierend schrie der Rotschopf panisch umher. "Oje. Das hatten wir befürchtet. Bei Gehirnerschütterungen passiert es häufig, dass eine Amnesie ensteht.", die Frau trat näher und nahm schließlich meine Hand. "Weißt du deinen vollständigen Namen?", fragte sie. "Hermione"... ich zögerte und überlegte fieberhaft, dann machte es irgendwo 'Klick' "Hermione Jane Granger!", beantwortete ich erleichtert, dass ich wenigstens noch meinen Namen wusste, die Frage. Die Ärztin drehte sich um: "Stimmt das?" Die jungen Männer nickten schnell. "Gut!", sie kritzelte auf einem Zettel rum und sagte ruhig: "Das ist schon mal sehr gut. Und kannst du mir sagen, welcher Wochentag heute ist?" Ich schüttelte den Kopf, ebenso als sie mich nach meinem Geburtsort und meinem Geburtstag fragte. "Hören Sie! Das wird nichts bringen!", mischte sich der schwarzhaarige ein, "Sie verwirren sie doch nur noch mehr!" "Mister Harry Potter!", seufzte die Frau gereizt, "Ich verstehe ja ihre Sorgen, aber Sie sind kein Arzt." Harry Potter... Nein dieser Name sagte mir nichts. "Also gut!", sie wandte sich wieder an mich, "Eine Frage noch... weißt du, dass du eine Hexe bist und zaubern kannst?" Ich sah sie fragend an, doch als Harry mir einen Zauberstab reichte, mit den Worten: "Hier, der gehört dir!", nickte ich schließlich und fuhr mit den Fingern über die leichten Einkerbungen des Holzes. Ja, ich konnte zaubern. Aber wieso, war ich mir nicht sicher. "Schön. Anscheinend hat ihre Freundin ihr prozedurales Gedächtnis behalten, aber ihre Erinnerungen an ihr Leben verloren. Das bedeutet, sie erinnert sich an grundlegende Dinge, wie Schuhe binden, lesen, rechnen und zaubern, aber nicht an ihr Leben." "Ja schon klar!", seufzte Ron, "Aber, kommt ihr Gedächtnis denn wieder?" Die Ärztin nickte erschöpft: "Ja, aber bei ihrer Freundin wird es eine Weile dauern, genau kann man nichts sagen. Aber es würde ihr helfen, wenn man ihr Gedächtnis trainiert, wenn man ihr beispielsweise Begriffe nennt oder sie an Orte bringt, die ihr vertraut sind."

Ich lehnte mich erschöpft zurück, ehrlich gesagt, wollte ich im Moment bloß schlafen und alleine sein. Und in Gedanken dankte ich der Ärztin, als sie sagte: "Aber nun braucht Miss Granger vor allem Ruhe. Morgen Nachmittag können Sie sie wieder besuchen!" Damit scheuchte sie die Jungen durch den Raum.

Ich erwachte am nächsten Morgen schon früh, da ich zur Toilette musste. Vorsichtig stand ich auf und musste erstmal einige Sekunden ruhig stehen bleiben, bevor ich geradeaus gehen konnte. Trotzdem ging ich langsam und vorsichtig voran. Nachdem ich fertig war, wusch ich mir die Hände und schaute schließlich in den Spiegel. Ich musterte das Gesicht, welches mir entgegen blickte. Mein eigenes Gesicht erschien mir fremd und ich fuhr mit den Fingern über meine Wange. Meine braunen Locken waren leicht zerzaust und meine mandelfarbigen Augen blickten mir matt entgegen. Warum musste das gerade mir passieren? Nach einigen Minuten schüttelte ich meinen Kopf und trat schließlich zurück.

Den restlichen Tag verbrachte ich zum größten Teil im Bett, ich aß Frühstück, las viel und lief dann sogar etwas im Zimmer herum. Am Abend klopfte es mehrmals an meine Tür. "Herein.", sagte ich lauter als gewollt. Dann kam eine riesige Masse Menschen in mein Zimmer. Zuerst die beiden jungen Männer, dann ein rothaariges Mädchen, eine etwas stämmigere rothaarige Frau, ein blondes seltsam gekleidetes Mädchen und ein lächelnder Junge. "Ähm... hallo", stotterte ich und versuchte mich an eines der Gesichter zu erinnern, doch ich fühlte nichts Vertrautes. Sie brachten alle Blumen und kleine Geschenke und Harry erklärte mir, dass dies Schulfreunde und gute Bekannte von mir waren: Ginny, Molly, Luna, Nevill und der Rotschopf hieß Ron. Während ich schüchtern lächelnd zuhörte, musterte ich erneut die Leute. Wie ich nun weiterhin wusste, hatte ich viele Freunde und Bekannte.

Nach einiger Zeit verabschiedete sich der Großteil und nachdem ich von jedem um die 10 Mal erdrückt wurde, war nur noch der rothaarige junge Mann im Zimmer. Er erzählte mir von Hogwarts, der Zaubererschule, auf der wie alle waren und die aufregendsten Abenteuer erlebt hatten. Schließlich räusperte er sich nervös: "Ach ja, da wäre noch was. Das wird jetzt wahrscheinlich schwer zu verstehen sein, aber wir zwei... sind mehr als nur Freunde." Ich riss überrascht die Augen auf: "A... Also willst du damit sagen, dass wir zwei ein Paar sind? So richtig" Er nickte und kaute auf seiner Unterlippe herum. Ich atmete einmal tief durch und sagte: "Hör Mal, Robert" "Ron!", verbesserte er schnell. "Ja natürlich, Ron. Du wirkst ja wirklich sehr nett. Aber du musst verstehen, in meiner jetzigen Situation, können wir im Moment...", ich suchte nach passenden Worten. "Kein Paar mehr sein! Schon in Ordnung. Ich bin sicher, wir helfen deinem Gedächtnis schon bald wieder auf die Sprünge !" Er lächelte leicht und sagte dann schnell: "Ach ja und die Ärztin hat gesagt, dass du morgen hier raus kannst, solange du dich nicht überanstrengst und deinem Gedächtnis Zeit lässt." Ich strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht und murmelte: "So ein Mist, dass man mein Gedächtnis nicht mit einem einfachen Zauberspruch wiederherstellen kann." "Tja, da kann man wohl nichts machen!", seufzte er. Ich räusperte mich nervös: "Ach da fällt mir noch was ein... ihr seit ja meine besten Freunde, nicht wahr? Aber was ist mit meiner Familie?"

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