>>Kapitel 3<<

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Mein Wecker klingelte pünktlich um sechs. Es war wieder mal ein Montag, dass Wochenende ging zu schnell rum. Die meiste Zeit lag ich im Bett, lernte für die Biologieklausur und schrieb wieder ein paar Texte. Es war halt wieder einer dieser Wochenenden, wo im Jugendtreff nichts los war und ich somit nichts Besseres zu tun hatte. Als ich aus meinem Bett teilweise gesprungen bin, zog ich meinen Haar Zopf fest und ging ins Bad. Zuerst hörte ich mit dem Ohr an der Tür ob jemand drin ist und zur Sicherheit klopfte ich. Keine Antwort hieß, ich war endlich mal vor meinen Eltern und Grace im Bad. Grace, meine jüngere Schwester brauchte doppelt so lang wie ich im Bad. Es nervte einfach immer warten zu müssen auf jemanden, der mit Zeitteilung nichts zu tun hat. Früh am Morgen herrscht bei mir immer eine Routine, die aber meistens durch Grace ihre Trödeleien unterbrochen oder nicht ausführbar ist. Ich schloss die Badtür hinter mir zu und stellte mir vor den großen Spiegel über dem Waschbecken. Wir hatten ein tiefgelegtes Becken und der Spiegel ging vom Becken bis zu Decke. Ich mochte ihn mehr, als den Spiegel an meiner Kleiderschranktür. Er ist viel breiter und hatte Verzierungen an den Ecken. Aus dem Zopf machte ich einen Dutt, damit mir die Haare nicht ins Gesicht fallen. Ich drehte den Wasserhahn auf, beugte mich vor und wusch mein Gesicht. Mit geschlossenen Augen griff ich hektisch nach dem Handtusch, was neben dem Waschbecken hang. Es war klein und dunkelrot, ich nahm es immer für mein Gesicht. Ich führte meine Badroutine weiter und entspannt durch und als ich heraus kam, stand Grace mit verschlossenen Armen schon davor. „Na, diesmal nicht die erste?" Ihr Blick wurde sichtbar wütender „Weißt du was, du kannst mich mal Florence. Ich hab es auch eilig, mich fährt Mum nicht immer zur Schule." Ich drängte mich an ihr vorbei und stoß sie mit meiner Schulter ein Stück zurück. Sie schob sie dagegen, aber war zu schwach und machte einen Schritt zurück. Meine Zimmertür war neben dem Bad und als ich sie öffnete sagte ich noch spöttisch zu ihr: „ Egal wie lange du im Bad brauchst, du siehst danach eh nicht besser aus." Ich schloss die Tür hinter mir und hörte noch leise, wie sie sich über meinen Spruch aufregte. Ihre Schule ist fünf Minuten zu Fuß entfernt, meine hingegen ist in einem anderen Stadtteil. Sie soll sich nicht immer so haben, ihr Getue geht mir schon so lange auf die Nerven. Seid sie diese neuen Freunde hat, die sich für etwas Besseres halten als der Rest, ist sie total verändert. Ihr Aussehen ist ihr wichtiger geworden, als das was sie im Kopf hat. Ich freue mich schon auf die Zeugnisse, wenn Mum sieht was aus ihr geworden ist. Mit ihren jetzigen Noten bekommt sie nie einen Job in Lakewood, nicht einmal als Putzfrau. Aber das ist ja nicht meine Sache, ich gehe danach auf ein College wo ich sie nicht mehr sehen muss. Heute werde ich mal etwas anderes zur Schule anziehen, als sonst immer. Eine schwarze Rippedjeans, einen dunkelroten Kapuzenpulli und meine geliebten weißen Converse. Ich hoffe, meine Mum sagt nicht. Zur Schule soll ich mich immer angemessen und in hellen Farben anziehen. Ich mein, auf einer Privatschule wo solche reichen Schnösel sind, gibt es eine Art Dresscode. Das war mir aber heute egal, dass am Freitag im Jugentreff an der Klappsmühle hat mir schon gereicht. Es kann ja sein, dass mich irgendwann jemand nochmal mit diesen Klamotten sieht und denkt ich spiel nur etwas vor. Ich weiß selbst, dass ich dieses Mädchenhafte nicht bin. Meinen gepackten Rucksack werfe ich über meine Schulter und meine Jacke häng ich mir über meinen Unterarm. Ich verlasse mein Zimmer und in demselben Moment kommt Grace aus dem Bad. Sie beäugt mich von oben bis unten und fragt mich spöttisch:" Bist du sicher das Mum die so in die Schule lässt? Ich mein für deine Assifreunde ist es ok." Ich ignoriere ihre Frage und schlängle mich an ihr vorbei die Treppe runter. Denn Rucksack und die Jacke leg ich an der Garderobe ab und betrete die Küche. Meine Mum steht an der Küchenzeile und schmiert für Grace Sandwichs. Sie dreht sich um und reißt ihre müden Augen auf. „Im Kühlschrank steht alles, was du brauchst. Frühstück ist auf dem Tisch." Mich wundert es, dass sie nichts wegen meinen Anziehsachen gesagt hat. Ich machte die Kühlschranktür auf und musterte Fach für Fach. Schließlich entschloss ich mich, mir Obst und Gemüse zur Schule mitzunehmen. Ich legte es auf das Holzbrett, was meine Mum schon hingelegt hat und fing an alles aufzuschneiden und in Tuberdosen zu füllen. Als ich fertig war, nahm ich die Dosen und steckte sie in meinem Rucksack, der im Flur stand. Ich setzte mich an den Frühstückstisch und überlegte erst, auf was ich überhaupt Appetit hätte. Toast? Nein. Obst? Nein. Müsli? Neee. Mein Blick streifte weiter über den Tisch und meine Mum kam mit einer Pfanne zum Esstisch. „Magst du vielleicht etwas Rührei habe?" Ich nickte und reichte ihr meinen Teller. Sie machte reichlich von dem Rührei drauf und stellte ihn auf meinen Platz.

Nachdem wir fertig waren mit Frühstück, zog ich meine Jacke an und setzte meinen Rucksack auf meine eine Schulter. Grace kam auch zu Garderobe und zog sich ebenfalls an. Meine Mum kam etwas hektisch aus der Küche und während sie ihre Schuhe anzog er mahnte sie mich:" Florence, jetzt aber Beeilung. Wir müssen los." Ich schaut sie verwirrt an, schließlich war ich diejenige die fertig war und wartete. Mit geschränkten Armen fragte Grace sie: „ Mum, willst du Florence wirklich so raus gehen lassen?" Genervte Blicke wurden von allen ausgetauscht „Mensch Grace, kümmere dich um dein Zeug und deine Noten. Florence ist Klassenbeste, da kann sie sich anziehen wie es ihr gefällt. Schließlich muss sie keinen guten Eindruck mehr schinden, das machen ihre Noten von selbst." Sie gab trotz allem Grace einen Kuss auf die Wange und drängelte sich mit mir an ihr vorbei zu Tür. Wir liefen zum Auto und als ich einstieg, grinste ich hämisch Grace nochmal an. Ihre Mimik verzog sich sofort ins bösartige und ich wusste, ich habe ihr mal wieder erfolgreich den Morgen versaut. Auf der Fahrt war es still, diesmal hörte ich keine Musik. „Florence, ich kann dich heute nicht von der Schule abholen. Wir haben bis abends eine Firmenbesprechung, bei der es um die neuen Projekte geht." „Ist okay, ich hab die zwanzig Euro von gestern noch, ich hol mir einfach ein U-Bahn Ticket." Einerseits war ich auch froh, dass sie mich nicht abholt. Auf dem Weg Nachhause würde ich endlich mal an dem neuen Vintageladen vorbei schauen, zu dem ich schon so lange wollte. Es ging bis jetzt noch nicht, weil er ganz komische Öffnungszeiten hat als wie die anderen Läden. Mein Handy summte und ich beugte mich zum Fenster, um es aus meiner Hosentasche zu ziehen. „Na, von wem war die? Hast du wieder Freunde gefunden in der Schule", fragte meine Mum neugierig. Ehe ich ihr antworten konnte auf ihre Frage, musste ich erst einmal selbst auf das Handy schauen, um zu schauen von wem die Nachricht war. Sie war von Chris. Ich hatte ihm am Samstagabend das erste Mal geschrieben und seit dem hegen wir SMS-Kontakt. Seine Nachricht setzte mir sofort ein lächeln ins Gesicht, was am frühen Morgen auf dem Weg zu Schule sehr neu war. Er schrieb: Guten Morgen, Florence. Ich hoffe du hast gut geschlafen. Viel Spaß in der Schule, gehe ab heute auch in meine neue. Kuss Chris.

KUSS Chris. Das mit "Kuss" hatte er zum ersten Mal geschrieben. Es war süß, aber verwirrte mich etwas. Ich mein, wir kannten uns erst seit Freitagabend. Egal. Meine Mum hielt etwas weiter weg von der Schule an und schaut mich nur fordernd an. „Es war der Junge, der mich am Freitag nachhause gebracht hat." „Was?" „Na die SMS." „Ach so. Schönen Tag dir noch." Sie hat mir einen Kuss und ein Lächeln verzierte ihr Gesicht. Das war untypisch für sie, dass sie bei einem Jungen so reagiert. Ich stieg aus dem Auto und schloss die Tür vorsichtig, was ich sonst nie machte. Die Schüler, die an mir vorbei liefen musterten mich von oben bis unten. Es war mir etwas unangenehm, aber ich war es auch schon teilweise gewohnt. Ich lief zum Eingang der Schule und ignorierte die Blicke der Menschen, die ich nicht mochte.

Ich betrat das Klassenzimmer ohne mich umzuschauen. Der einzige Blick ging zum Lehrerpult, an dem Miss Adam saß. Sie musterte mich ebenfalls, wie es heute jeder tat. Ich setzte mich auf meinen Platz in der ersten Reihe. Meinen Rucksack stellte ich an den Tisch und packte meine Bücher aus für Englisch. Eines der zwei Bücher blätterte ich durch, da ich dort letzte Stunde einen Zettel reingesteckt habe. Ich habe eine gefüllte Ewigkeit in dem Buch gesucht, bis ich ihn endlich gefunden habe. Da klingelte es aber schon zur Stunde und vor Schreck machte ich eine Handbewegung, sodass der Zettel runterfiel. Ich wollte ihn gerade aufheben, da nahm ihn schon ein Anderer. Es war jemand, der hinter mir saß. Aber der Platz war eigentlich immer frei. Ich richtete mich auf uns sah der Person ins Gesicht, schließlich wollte ich wissen wer mir den Zettel aufgehoben hat. Das würde ja sonst niemand aus meiner Klasse machen. Für einige Millisekunden blieb mein Herz stehen. Es war Chris. Der Chris von Freitagabend. Der Chris bei dem meine Mum keine Angst hatte sondern lächelte. Der Chris, der mir ein "Kuss" in der letzten SMS schickte. Ich glaube man hat mir angesehen, dass ich für einen kurzen Moment in der Schockstarre war. Er lächelte mich an und reichte mir den Zettel, denn ich völlig entgeistert annahm. Ich glaube, ich habe einen guten Freund an meiner Schule gefunden..

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⏰ Letzte Aktualisierung: May 25, 2016 ⏰

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