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Tagebuch Lily Luna Potter, 5.9.2021

Oh, wie ich dieses angeberische, wichtigtuerische Arschloch nur hasse! Du fragst dich wen? Nun, mein liebes Tagebuch, die Rede ist von Scorpius Hyperion Malfoy, dem größten Arschloch der gesamten weiten Welt. Ich bin sicher sogar in der Muggelwelt gibt es niemanden, der schlimmer ist als dieser Slytherin! Du fragst dich jetzt sicher warum ich ihn hasse oder? Nagut, wahrscheinlich eher nicht, da ich dich bereits seit Beginn meines ersten Jahres (Nächstes Jahr ist das fünfjährige Jubiläum, sollte ich da eine Jubiläumsfeier veranstalten?) mit ihm nerve, aber du musst da jetzt nochmal durch, denn ich muss das unbedingt irgendwo ablassen und ich kann es nicht schon wieder riskieren, dass Dome mein Gejammer analysiert und komische Schlüsse daraus zieht. Also, Zuerst mal der Name. Ich meine, da kann er einem ja schon ein bisschen Leid tun. Der ist ja sogar schlimmer als der von Al. Wie willst du das denn deinen Eltern erzählen? 'Ach ja, Mama, Papa, das hier ist mein Freund Scorpius Hyperion.' Was denken sich denn die Eltern dabei, ihrem Kind einen solchen Namen zu geben? Dann wäre da noch sein Benehmen. Du dachtest schon James wäre schlimm? Dann hast du dich aber gewaltig getäuscht! Gut, ich bin auch kein Unschuldslamm und hatte schon ein paar Freunde auf der Liste, aber man kann es ja auch schon übertreiben...


"Lily, jetzt warte doch mal! Darf ich dich wenigstens zum Abschied umarmen?", James Potters Rufen drang über den wie immer von Hexen und Zauberern überfüllten Bahnhof vom Gleis 9 3/4 und seine kleine Schwester drehte sich genervt zu ihm um.

"Warum brauchst du denn dieses Jahr ne Umarmung? Die hast du doch sonst auch nicht gebraucht." "Ja, aber sonst hab ich dich auch immer gesehen. Ich bin durch mit der Schule, schon vergessen?"

Augenverdrehend erfüllte die Rothaarige ihrem Bruder seinen Wunsch und gab ihm sogar noch einen Kuss auf die Wange.

"Naaww, Lily und James Potter. Währt ihr nicht Geschwister, wäre das genauso Jily-mäßig süß, wie in den Geschichten über eure Großeltern", lachend kam Dominique Weasley, Cousine der Beiden und Lilys beste Freundin, auf sie zu und sofort löste sich Lily von ihrem Bruder und schloss stattdessen die Halbfranzösin in ihre Arme.

Dominique war recht klein, war ebenso wie Lily im sechsten Jahr und ihre hellblonden Haare waren von bunten Strähnen durchzogen wie ein Feuerwerk à la Fred und George Weasley. Ihre Ohren waren so mit Ohrringen behangen, dass zum Stechen von weiteren Ohrlöchern eigentlich gar kein Platz mehr war. Fleur war ja strickt dagegen gewesen, doch Charlie hatte seinen Bruder Bill und Fleur davon überzeugen können, dass das genau das richtige für seine Nichte war.

Während die Beiden nach einer langen dramatischen Abschiedsszene mit James ein Abteil suchten, tauschten sie sich über ihre Ferienerlebnisse aus.

Dominique war mal wieder in Frankreich gewesen und Lily, deren Eltern sehr reiselustig waren, hatte die Vereinigten Staaten zu Gesicht bekommen oder immerhin einen Teil davon. Da Harry bei Muggeln aufgewachsen war und Ginny, ähnlich wie ihr Vater, sehr muggelinteressiert war, war Lily auch das erste Mal mit einem Muggelflugzeug geflogen.

"..und dann waren wir über den Wolken und stell dir vor, unten hat es geregnet und bei uns oben schien die Sonne und..", die Rothaarige konnte manchmal reden wie ein Wasserfall und so merkte sie auch nicht, wie sie in jemanden reinlief. Erst als sie auf dem Boden lag, kam ihr der Gedanke, dass auf den Weg achten manchmal nicht das schlechteste war.

"Zu dumm zum geradeauslaufen oder was? Ich frage mich immer noch, wie diese Gene es geschafft haben, den mächtigsten Zauberer aller Zeiten zu besiegen!", Scorpius Hyperion Malfoy blickte verachtend auf sie herunter oder eher gesagt gerade zu ihr, denn ihn hatte sie gerade von den Beinen gerissen.

Scorpius Hyperion Malfoy, Mädchenschwarm, Badboy, Slytherin, der einzige Typ, der einen bescheuerteren Namen hatte als ihr anderer Bruder und natürlich auch genau dessen bester Freund. Die beiden passten nicht nur vom Namen zusammen, sondern auch in Sachen Slytherin und Mädchenschwarm waren sie ziemlich identisch.

"Tja, ersten: anscheinend waren diese Gene irgendwie doch die Besten, was heißen muss, dass deine noch schlechter sind und zweitens: dein herablassender Blick kommt nicht so gut, wenn du unter der Person liegst, der du ihn schickst", natürlich hatte Dominique, so wie immer eigentlich, die richtige Antwort auf Lager und scheute auch nicht davor, sie zu sagen, während sie ihrer Cousine auf die Beine half.

Nachdem die Beiden endlich ein Abteil gefunden hatten und auch noch Lysander und seine Freundin Molly zu ihnen gestoßen waren, war das große Begrüßen und Umarmen angesagt. Lily erzählte noch kurz was über ihre Urlaubserlebnisse und erntete vor allem von Molly neidische Blicke. Lysander war mit seiner Familie schon oft woanders gewesen, hauptsächlich in den Tropen, wo seine Eltern ihrer Arbeit als Forscher nachgingen, und Dominique fuhr fast jede Ferien zu ihren Großeltern nach Frankreich, aber Molly hatte noch nie was anderes gesehen, als London und das Cottage ihrer Eltern in Schottland.

Keine viertel Stunde später war das Gesprächsthema über Quidditch und die anstehenden Prüfungen gewandert und Lily hatte sich langsam ausgeklinkt. Flüchtig warf sie einen Blick auf ihre Uhr. Shit, so spät schon?! Ihre Augen weiteten sich kurz, bevor sie den anderen ein entschuldigendes Lächeln zuwarf und dann meinte, sie müsse mal dringend zur Toilette.

Sie zog die Abteiltür zu und atmete erleichtert aus. Keiner hatte Verdacht geschöpft. Damit das auch so blieb, setzte sie sich in Bewegung und ging betont entspannt den Gang entlang.

Sie öffnete die Tür zur Toilette und setzte sich auf einen der Klodeckel, die Beine angezogen, so, dass niemand denken würde, in dieser Kabine wäre jemand. Sie hatten Glück, dass es keine Mädchen/Jungs-Trennung bei den Zugtoiletten gab. Es waren einfach drei Kabinen plus Waschbecken da.

Sie wartete auf die Uhr starrend die fünf Unauffälligkeitsminuten ab, wie sie sie getauft hatten und genau pünktlich, als der Sekundenzeiger auf ihrer Uhr über die zwölf glitt, öffnete sich die Tür ein zweites Mal.

Er trat herein, schloss die Tür, murmelte leise 'Muffliato' und drückte dann seine Lippen auf ihre. Sie hatte es so sehr vermisst! Ihre Finger fuhren durch sein blondes Haar und er drückte sie an ihrer Taille so fest es ging an ihn.

Als ihnen beiden die Luft ausging, lösten sie sich voneinander. Sie legte ihre Stirn an seine und blickte in die Augen von intensivem Eisblau. "Ich hab dich so vermisst Lily", sagte er mit leiser, rauer Stimme. "Ich dich auch Scorp."

Ein paar Minuten lang starrten sie einander einfach nur an, bis Lily meinte: "Wir müssen es den anderen erzählen. Zumindest Dome und Al. Ich kann die Beiden doch nicht länger belügen!" Er seufzte.

"Mir fällt es genauso schwer, aber du weißt, was unsere Familien von einander denken. Ich würde nur deinen Family-Clan auseinander und dich in Gefahr bringen. Ich bezweifle, dass mein Großvater die Idee mit uns beiden so toll findet."

"Al ist mein Bruder und dein bester Freund! Er wird einen auf Beschützer machen und gut ist. Und Dome ist die Allerletzte, die mit sowas zu James oder unseren Eltern rennen würde. Sie würde uns eher noch schützen. Hast du eine Ahnung, wie gut das Mädchen lügen kann?"

"Nagut", er küsste sie nochmal kurz auf die rosigen Lippen und wickelte sich dann eine ihrer roten Locken um den Finger. Lily hatte zwar das Weasleyrot ihrer Mutter, aber auch die Pottersche Unbezähmbarkeit geerbt und hatte dadurch eine sehr wilde rote Löwenmähne, die sehr gut zu ihrem Haus passte.

"Aber nur den Beiden und wir suchen uns innerhalb der nächsten Woche einen passenden Moment aus. Ich muss dann auch, Schulsprechertreffen. Ich hoffe, meine Partnerin ist nicht so überkorrekt", er verzog kurz das Gesicht, bevor Lily ihm noch einen innigen Abschiedskuss gab. "Wir sehen uns im Schloss", flüsterte sie ihm noch ins Ohr. "Natürlich Love!"

Don't let them know! (Scorpius x Lily||HP Next Generation)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt