Endlich wieder Schnee - Panik Fanfiktion

Endlich wieder Schnee

Die Tage bis zur Beerdigung vergingen nahezu schlaflos. Erik konnte sich nicht ablenken, nicht einmal die Let's Plays schafften es, ihn von der Realität abzulenken. Auf seinem Kanal herrschte Funkstille und es verbreiteten sich bereits Gerüchte, dass Gronkh nun mit Youtube aufhören würde. Erik hatte keine Lust sich damit zu beschäftigen, bis auf seinen eigenen Schmerz, kümmerte ihn nichts. Er spürte stets diese Leere, diese endlose Leere und Einsamkeit. Es war nicht auszuhalten. Erik merkte, wie er nur noch funktionierte und es gerade so schaffte, sich am Leben zu halten. Um ihre Beerdigung wollte er sich eigentlich persönlich kümmern, doch Freunde und Familie waren anderer Meinung und nahmen ihm alles ab. Es mangelte ihm an der nötigen Kraft, um dagegen zu protestieren. Nur auf die Grabrede hatte er bestanden. Das war er ihr schuldig. Wenigstens das. Ungeduldig zog er seine Krawatte viel zu fest und wendete sich dann vom Spiegel ab, um im Nachttisch ein kleines Fläschchen zu suchen, welches sogleich in seiner Hosentasche verschwand. Er hatte es sich gut überlegt.

"Bist du bereit?", fragte Valentin schließlich. Erik drehte sich zu dem Blonden um, der im Türrahmen auf ihn wartete. Ganz in Schwarz gekleidet, wie es sich gehörte.

"Natürlich", antwortete er knapp und folgte dann seinem Freund bis hin zum Mustang.

Die Zeremonie war sehr schön. Der Pastor schaffte es die passenden Worte zu finden und alle aus Tatis und seinem Freundeskreis hatten es zur Beerdigung geschafft. Selbst Phunk war extra aus Berlin gekommen, um Tati die letzte Ehre zu erweisen und Erik tröstend beizustehen. Nur Tränen konnte Erik keine mehr aufbringen. Zu viel hatte er bereits geweint, weshalb seine Augen entzündet und sichtlich trocken waren. Tiefe, dunkle Augenringe schmückten ein Gesicht, das innerhalb kürzester Zeit sehr gealtert war. Am liebsten wäre er sofort eingeschlafen, doch die bevorstehende Rede hielt ihn noch wach.

Schließlich wurde Tatis Sarg in die Erde gelassen und Erik trat hervor. In einem unbeobachteten Moment leerte er das Fläschchen und zog einen Brief hervor. Er positionierte sich gut sichtbar vor dem Grabloch, sodass ihn alle auch gut zuhören konnten. Nach einem kurzen Räusperer fing er schließlich an zu reden.

"Ich möchte mich zunächst einmal bei euch allen bedanken, dass ihr gekommen seid. Tati würde es sicher sehr gefallen, so viele liebe Menschen zu sehen, die extra ihretwegen angereist sind..." Er lächelte und musste sich nun doch zusammenreißen, nicht zu weinen.

"Ihr wart ihr, ohne Ausnahme, sehr wichtig. Ich will, dass ihr das immer in Erinnerung behaltet, wenn ihr an sie denkt." Ihm floss eine Träne über das Gesicht und er merkte, wie das Gift langsam, aber sehr heftig seine Wirkung zeigt. Er musste sich beeilen.

"Sie wollte immer nur das Beste für ihre Mitmenschen. Auch für mich. Doch ist es nun einmal so, dass in meinem Leben... Sie das Beste war was mir je passiert ist. Ich möchte mich bei jedem Anwesenden entschuldigen. Ihr müsst verstehen, dass ich mir ein Leben ohne sie einfach nicht mehr...", er merkte wie seine Luft wegblieb. Er hatte sich schon kurz gefasst, doch nun blieben ihm nur noch wenige Sekunden. Langsam drehte er sich zu ihrem Sarg um. Die Gesichter der Gäste verrieten sowohl eine große Verwirrung, als auch eine gewisse Sorge. Erik nahm mit letzter Kraft eine handvoll Sand und ließ ihn auf ihren Sarg rieseln. Als er schließlich in die Grube fiel, konnte man noch ein leises "Bis gleich" von seinen Lippen ablesen.

Das Geschrei der Anwesenden schallte hoch in den Himmel, niemand konnte Erik mehr helfen.

Noch bevor die Sirenen des Rettungswagens ertönten, fielen dicke, weiße Flocken auf Eriks Anzug und begruben für kurze Zeit sowohl ihn, als auch den Sarg, mit einer Schicht aus leuchtend weißen Schneeflocken.