Entscheidung (Teil 2)

74 5 2
                                    

 „Offenbar haben sie noch größere Schwierigkeiten mit der lantianischen Technologie, als ich dachte. Vermutlich hätte selbst ich die Verriegelungen schneller außer Kraft setzten können." Todd war ganz schön vorlaut, aber wenigstens redete er überhaupt mit ihr. „Oder, es ist wirklich etwas passiert. Rodney meinte die Stadt würde wie bei einer Quarantäne reagieren, was ist wenn tatsächlich eine Krankheit ausgebrochen ist?" „Dann können sie genauso wenig tun, als wäre es nur ein defektes System. Oder kennen sie einen Weg aus diesem Raum, der nicht verschlossen ist?" „Nein... kenne ich nicht." Etwas demotiviert stand Jennifer auf und begann hin und her zu laufen, nur um sich irgendwie zu beschäftigen. Mit jeder Minute die verging wurde sie nervöser und beschleunigte ihre Schritte, bis man es schon fast als joggen bezeichnen konnte. Sie saß mit einem Wraith in einem Isolationsraum fest, vermutlich war eine Seuche oder ähnliches ausgebrochen und sie hatte keine Ahnung, was sie dagegen tun konnte. Wenigstens konnte dieser Tag nicht noch schlimmer werden. „Was ist denn los? Ich dachte sie haben so großes Vertrauen in ihre Freunde." „Es ist nicht so, dass ich Rodney oder den Anderen nicht vertraue, ich mache mir nur Sorgen." „Und was ist da der Unterschied? Sie denken, dass ihre Freunde versagt haben, anstatt darauf zu vertrauen, dass sie es noch schaffen." „Wenn sie das sagen hört sich das so negativ an." Er lachte wieder, an diesen Anblick würde sie sich wohl nie gewöhnen. Ein lachender Wraith, da waren ihr die, die sich an ihr nähren wollten, schon fast lieber. „Vielleicht, weil es das auch ist. Sorge um andere ist, mit ihrem Mitgefühl, die größte Schwäche der Menschen. Das macht sie verletzlich, angreifbar." „Das glauben sie wirklich, nicht wahr? Sie glauben wirklich, dass es uns schwach macht. Aber das stimmt nicht. Im Gegenteil, für andere, die uns wichtig sind, riskieren wir meist weit mehr, als für uns selbst. Wenn Doktor Wier sich damals nicht so viele Sorgen um Colonel Sheppard und sein Team gemacht hätte, als sie einen Satteliten der Antiker untersucht haben, dann wäre er schon längst tot und er wäre auch nie von den Genii gefangen genommen worden. Anders gesagt, ohne diese 'menschliche Schwäche' wären sie nie aus diesem Genii-Gefängnis ausgebrochen." Todd schwieg eine ganze Weile, offenbar dachte er darüber nach. „Und gerade eben haben sie noch gesagt, dass wir uns so ähnlich wären. Wir unterscheiden uns nicht nur in der Art unserer Technologie, sondern auch in unserer Kultur und unserem Denken." „So unterschiedlich denken wir nicht, aber ja, ihre Technologie ist so ziemlich das Gegenteil von unserer und das finde ich ehrlich gesagt sogar ganz gut so. Allein bei der Vorstellung, dass unsere Raumschiffe wie überdimensionale Pflanzen wachsen würden wird mir schon schlecht." Er sah sie mit etwas skeptischem Blick an, anscheinend hatte er nicht mit dieser Antwort gerechnet. „Woher wissen sie das? Seit vielen Jahrtausenden haben wir keine neuen Schiffe mehr erschaffen." „In Michaels Labor sind wir auf ein paar Reagenzgläser gestoßen, die zerbrachen, als wir versehentlich die Selbstzerstörung auslösten. Einige unserer Leute, und auch ich, haben sich infiziert..." „Soll das heißen sie konnten den Prozess stoppen?" Er klang ziemlich überrascht, anscheinend war es nicht üblich, dass das möglich war. „Ja, zumindest bei mir. Bei den Anderen ist erst gar nichts passiert." „Wie weit war die Verwandlung fortgeschritten?" „Naja, also das Ding hat die Kontrolle über meinen Körper übernommen und hätte Ronon fast erwürgt, als er mir das Gegenmittel verabreichen wollte." Ihr schauderte bei dem Gedanken an diese Erfahrung, manchmal hatte sie noch immer Albträume davon. „Es hatte ein eigenes Bewusstsein?" Jetzt wirkte er wirklich überrascht, sehr sogar. „Ja, ich nehme an das ist in der Regel nicht so?" „Nein, normalerweise verändert das Virus nur die DNS seines Wirtes und mit genügend Energie versorgt entsteht daraus ein Basisschiff. Vermutlich hat Michael etwas an dem Virus verändert, von selbst wäre es wohl kaum mutiert. Das hat wohl auch zu einigen Schwächen geführt, wie der Tatsache, dass sie es aufhalten konnten." „Zum Glück, ich hätte mich nur ungern in ein Basisschiff verwandelt." Jennifer warf ganz nebenbei einen Blick auf ihre Uhr und bekam einen kleinen Schock. Es waren seit dem letzten Funkkontakt schon ganze drei Stunden vergangen. Jetzt war sie sich sicher, dass etwas nicht stimmte, sie musste hier raus und herausfinden, was dort draußen vor sich ging. Sie drehte sich entschlossen um und machte einige Schritte auf die Tür zu, es musste doch irgendeinen Weg geben, hier weg zu kommen. Rodney hätte bestimmt einen gefunden, da war sie sich sicher, er kannte die Technik dieser Stadt viel besser, als jeder andere. Sie hatte die Tür erreicht und als sie jetzt davor stand, schien es ihr immer mehr wie eine unlösbare Aufgabe. Was würde Rodney jetzt tun... als Erstes würde er nach einer Stelle suchen, von der aus man Zugriff auf die Leitungen hatte, aber in einem Isolationsraum würde sie eine solche Stelle vermutlich nicht finden. Was gäbe es noch für Möglichkeiten? „Sie denken noch immer darüber nach, wie sie hier weg kommen, nicht wahr?" „Ja, da draußen ist irgendetwas los." „Woher wollen sie das wissen?" „Rodney braucht keine drei Stunden, um eine Quarantäneverriegelung aufzuheben, da ist definitiv etwas los." „Und wie wollen sie nach da draußen gelangen? Etwa die Tür aufsprengen?" Mit etwas C4 wäre das zwar leicht, aber sie hatte ja leider keinen Sprengstoff zur Verfügung. Oder vielleicht doch? „Gar keine so schlechte Idee, das könnte sogar funktionieren." „Und wie? Mit ihren Medikamenten?" Er lachte wieder ein bisschen, aber Jennifer ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. „Ob sie's glauben oder nicht, ja das habe ich vor." Sie holte aus ihrem Medizin-Koffer ein paar Fläschchen hervor, einige mit Pulver oder Tabletten gefüllt und andere mit Flüssigkeit. Die alle breitete sie auf dem Boden aus und fand auch noch eine leere Schale, in der sie einige der Medikamente füllte. „Reichert man zum Beispiel Chlorate mit Zucker, Stärke, Kohle und ähnlichem an und gibt auch noch eine Schwefelverbindung hinzu, erhält man ein leicht explosives Gemisch. Diese Stoffe sind zum Teil in diesen Medikamenten enthalten, also kann ich die Tür tatsächlich aufsprengen." Todd sah sie einfach nur verwirrt an, anscheinend verstand er nicht ganz so viel von Chemie. Unbeirrt mischte sie eine der Flüssigkeiten mit einigen, verschiedenen Pulvern und hoffte, dass sie diesen Raum bald verlassen könnte.

„So, dann wollen wir mal hoffen, dass es funktioniert." Jennifer hatte den selbsthergestellten Sprengstoff so gut es nur ging vor der Tür verteilt, mit etwas Glück würde es ausreichen um sie zu öffnen. Sie nahm ein Stück von einem Verband, den sie ebenfalls in ihrem Koffer gehabt hatte, und zündete ihn mit ihrem Feuerzeug, das sie sich angewöhnt hatte immer bei sich zu tragen, an. Es war wie eine Zündschnurr, die ihr genug Zeit gab um in sichere Entfernung auszuweichen. Todd sah sie etwas skeptisch an, offenbar war er von ihrem Plan nicht ganz so überzeugt, aber immerhin reichte allein die Möglichkeit, dass es funktionieren könnte, aus, damit er es für Sinnvoll erachtete, einen gewissen Sicherheitsabstand einzuhalten. Die Zündschnurr brannte immer weiter ab, in ein bis zwei Sekunden war es soweit. Nun hatte das Feuer das zähflüssige Gemisch erreicht, aber es passierte rein gar nichts. Todd sah sie schon triumphierend an und wollte vermutlich gerade eine abfällige Bemerkung über ihren Versuch machen, aber dann war ein kurzer, Ohrenbetäubender Knall zu hören, es hatte funktioniert. Nur war dieser Erfolg nicht ohne Nebenwirkungen, ein nerviger Piep-Ton bereitete ihr innerhalb von Sekunden Kopfschmerzen und sonstige Geräusche, falls da welche waren, konnte sie mit Sicherheit nicht mehr wahrnehmen. Jennifer machte einige Schritte auf die Tür zu und betrachtete die von der Explosion schwarzgefärbten Stellen. Vorsichtig legte sie ihre Hände an die Tür und versuchte, sie auseinander zu schieben. Zuerst bewegte sich die orangesilberne Barriere, die sie von der Welt dort draußen abschnitt, nur sehr langsam und es kostete sie sehr viel Kraft, aber nach wenigen Sekunden war der Widerstand fast verschwunden. Mit einem Ruck und einem metallischen, quietschenden Geräusch war der Weg frei. Im Korridor lagen zwei Marines, sie hatten keine äußeren Verletzungen, soweit sie das beurteilen konnte, aber waren dennoch bewusstlos. Jennifer beugte sich über einen von ihnen und prüfte seinen Puls, völlig normal. Ohne groß darüber nachzudenken griff sie nach der M9, die an seinem Gürtel befestigt war, und holte auch noch das Ersatzmagazin aus seiner Jackentasche hervor. Was auch immer hier vor sich ging, sie musste vorsichtig sein.

Du hast das Ende der veröffentlichten Teile erreicht.

⏰ Letzte Aktualisierung: May 27, 2016 ⏰

Füge diese Geschichte zu deiner Bibliothek hinzu, um über neue Kapitel informiert zu werden!

Stargate Atlantis - Die andere Seite der GalaxieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt