Wahl

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"Do it or don't do it. You will regret both."

Deniz und Leon schauen sich um. Um sie herum stehen mehrere riesige Gruselgestalten. "Mir gefällt das hier nicht." Ängstlich schaut Deniz seinen besten Freund an. Doch Leon hört gar nicht hin. Er geht einfach weiter. Als er die Tür erreicht, lässt er sein Fahrrad fallen. Ohne den Blick von der Tür abzuwenden sagt er: "Komm schon. Oder hast du etwa Angst?" Das hat gesessen. Wortlos lässt auch Deniz sein Fahrrad fallen. Sie atmen noch einmal tief ein und betreten dann die Halle.

In dieser Halle ist die Hölle los. Von den Wänden hallt laute Musik und mehr als 10 Teenager fliegen mit ihren Boards von einer Halfpipe zu anderen, von denen es mehr als genug gibt. Eingeschüchtert beobachten Deniz und Leon das Geschehen. Sie sind so fasziniert von dem Ganzen, dass sie dabei sind, ihre eigentliche Aufgabe zu vergessen. Doch plötzlich verstummt die Musik und Leon und Deniz werden in die Wirklichkeit zurückgeschleudert. Die Skater halten an und wenden ihre Blicke auf die Eindringlinge. Starr vor Schreck weichen die beiden Wilden Kerle einen Schritt zurück. "Deniz!" Eine strahlende Mila löst sich aus der Menge und umarmt die Lokomotive. Der drückt sie leicht an sich bevor sie sich wieder von ihm löst. "Leon, was macht ihr hier?" Lächelnd kommt auch Vanessa auf ihre Freunde zu. "Es geht um das Training morgen." "Keine Angst, Chef, wir werden schon da sein." Mila grinst ihren Anführer an, doch der unterkühlte Blick, denn sie von ihm zurückbekommt, zieht ihre Mundwinkel wieder nach unten. "Ach ja?" Leon wendet sich wieder an Vanessa. "Ist das so?" "Na klar. Was denkst du denn?" Vanessa ist sichtlich verwirrt. "Hört zu. Wir machen es kurz. Ihr müsst euch entscheiden. Wir können keine verliebten Mädchen brauchen. Also entweder, ihr kommt jetzt mit uns mit oder ihr bleibt hier und seid absofort kein Teil der Wilden Kerle mehr." Geschockt starren sie Deniz an. Was hat er da gerade gesagt? Das können die doch unmöglich ernst meinen! "Ihr macht Witze, oder?" Mila lacht nervös. "Sehen wir etwa so aus?" Wieder begegnet die Torjägerin dem kalten Blick ihres Anführers. "Geht schon." Gonzo taucht direkt hinter den beiden Mädchen auf. "Vanessa, ich weiß, dass du die erste Frau in der Männernationalmannschaft sein willst. Ich habe dieses Leuchten in deinen Augen gesehen, als du mir vorhin davon erzählt hast. Ich wünschte, ich könnte dir helfen, dir diesen Traum zu erfüllen. Aber das kann ich nicht. Dabei kann dir nur eine Fußballmannschaft helfen." Dann stellt er sich hinter Mila, legt seine Hand auf ihre Schulter und dreht sie zu sich um. Er schaut ihr tief in die Augen. "Ich habe dir und Vanessa zugesehen, als ihr in eurem Garten Fußball gespielt habt, Mila. Ich kannte dich nicht und wusste trotzdem, dass der Fußball deine Leidenschaft ist. Und du bist auch verdammt gut darin." Er löst seinen Blick von Mila, da er merkt, dass er gerade dabei ist die Konzentration zu verlieren. "Es steht euch frei zu gehen. Wenn es nach mir gehen würde, dann müsstet ihr euch gar nicht entscheiden. So kindisch bin ich nicht." "Ich bleibe hier.", kommt es wie aus der Pistole geschossen. Vanessa ist entschlossen sich nicht von den Wilden Kerlen erpressen zu lassen. Gonzo spielt allerdings auch eine Rolle bei ihrer Entscheidung. Dass Gonzo sich schon längst in ihre Schwester verliebt hat, ahnt sie nicht mal. "Und was ist mit dir, Mila?" Traurig schaut Deniz sie an. Unentschlossen blickt sie zu Gonzo und wieder zurück zu Deniz und anschließend zu Leon. "Es tut mir leid, aber ihr solltet jetzt gehen. Ihr habt hier nichts mehr zu suchen." Ihre Stimme hört sich nicht mal halb so entschlossen an. Leon schnaubt wütend. "Okay, wie ihr wollt! Aber denkt daran: Ihr seid schuld daran, wenn wir am Samstag verlieren. Es ist eure Schuld, dass wir unser Leben in einem Bastelverein für Weihnachtsschmuck verschwenden müssen. Und, dass Markus seinen Traum aufgeben muss um Golf zu spielen. Willst du das Mila?" Doch Mila dreht sich um. Das tut weh. Sie will nicht Markus' Leben zerstören. Dafür liebt sie ihren besten Freund zu sehr. Aber sie will auch Gonzo und ihre Schwester nicht verlassen. Leise Tränen rollen über ihre rosigen Wangen. Als Gonzo das sieht, wird er richtig wütend. "Habt ihr was auf den Ohren? Ihr sollt gehen! Haut sofort ab! Ich will euch hier nie wieder sehen!" Und das tun sie auch. Verletzt und traurig machen sie sich auf den Heimweg. Aber sie sind nicht die einzigen, die verletzt und traurig sind. Den Ex-Wilde-Kerle-Spielerinnen geht es nicht anders. Sie hätten nie erwartet, dass sie einmal so außeinandergehen würden. Sie hätten nie erwartet, dass sie jemals außeinandergehen würden.

Nachdem Leon Deniz nachhause gebracht hat, kommt auch er endlich Zuhause an. Leise schleicht er in sein Zimmer. Schnell zieht er sich um und schlüpft unter seine Bettdecke. "Du hast es nicht geschafft, oder?" Marlons Kopf taucht über ihm auf. Leon schüttelt den Kopf und gibt einen Schluchzer von sich. So schnell er kann klettert der Ältere die Leiter des Hochbettes runter und legt sich zu Leon ins Bett. So machten sie es immer, wenn der andere traurig ist. Leon drückt sein Gesicht in Marlons Shirt und weint Wasserfälle. Er fühlt sich, als ob er alles verloren hat. Die zwei wichtigsten Spieler haben sich gegen die Mannschaft entschieden. Damit ist das Match am Samstag so gut wie verloren. Aber was ihm am meisten wehtut, ist der Blick, mit dem Vanessa Gonzo angesehen hat. Fürsorglich legt Marlon seinen Arm um seinen kleinen Bruder. Nach einer weiteren halben Stunde, in der Leon geweint hat, schlafen sie ein.

Die Wilden Kerle 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt