Shy Star

Kapitel 10 (Teil 1)

Irgendwann holt Jayden mich ab. Wie immer stellt er unheimlich viele fragen, aber ich gehe nicht darauf ein. Ich will mit Jayden nicht über Cam reden. Ich kann es ohnehin nicht.

Die nächsten zwei Tage verlaufen wie in Zeitlupe. Cam und ich bekommen keine Chance miteinander über das zu reden, was passiert ist. Ständig schwirrt Phyllis zwischen uns umher. Sienna taucht auch wieder auf und ärgert mich. Es ist einfach nur schlimm. Cam sieht mich immer wieder an, aber ich sehe sofort weg. Ich kann ihm nicht in die Augen sehen. Sienna löchert mich mit fragen. Wir proben den neuen Song "weightless" den Cam und ich zusammen geschrieben haben.

Irgendwie gehen die zwei Tage dann doch rum und schon stehe ich am Strand und warte auf Miri. Wieso sie sich gerade hier treffen will verstehe ich nicht. Sie hätte doch auch zu mir kommen können. Ich seufze und sehe auf mein Handy, als ein rotes Auto direkt neben mir hält. Miri winkt mir aus dem Fenster zu.

"Hey Tinkerbell", ruft sie und ich verdrehe die Augen und Trotte ans Auto.

Sie lässt das Fenster auf der rechten Seite runter.

"Na?", frage ich und stütze meine Arme auf das offene Fenster und spähe ins Auto. "Was hast du verrückte jetzt schon wieder vor?", will ich von ihr wissen und mustere sie.

Ihre Haare sind jetzt ziemlich Pastellrosa. Oh Gott, bestimmt muss ich ihr am Wochenende, bevor die Schule wieder anfängt, wieder helfen ihre Haare in einer neuen außergewöhnlichen Farbe zu tönen. Ich sehe es schon vor mir, dass ich wieder drei Tage lang nach dieser Aktion immer noch Farbe unter meinen Nägeln haben werde.

"Ich hab gedacht, wir gehen nochmal surfen. Bevor du ein Superstar wurdest, haben wir das voll oft gemacht."

Miri übertreibt mal wieder ein wenig. Ich bin noch kein Superstar und ich glaube auch nicht, dass ich so schnell einer werden werde. Das mit dem surfen stimmt aber, früher waren wir manchmal fast jeden Tag surfen.

"Dann los steig aus", befehle ich Miri und kann es kaum erwarten mal wieder etwas ganz normales zu tun.

Etwas, das nichts mit heißen Rockstar-Jungs zu tun hat oder mit Cam.

"Jaja", murmelt Miri und steigt aus ihrem wagen und öffnet den Kofferraum.

Sie präsentiert mir unsere zwei Surfbretter, die sie tatsächlich in ihr Auto bugsiert hat. Sie weiß gar nicht, wie froh ich über diese Aktion bin. Es ist etwas ganz normales und genau das brauche ich jetzt. Meine Welt wird täglich auf neue auf den Kopf gestellt und ich bin so verwirrt und verzweifelt, was die Sache mit Cam angeht, da ist das hier meine Rettung. Ich umarme Miri, was ich normalerweise ziemlich selten tue.

"Zerquetsch' mich nicht", beschwert sie sie sich lachend und schiebt mich von sich weg.

"Sorry", murmele ich grinsend.

Wir ziehen uns unsere Oberteile und Shorts aus. Miri hat nach wie vor die perfekte Bikinifigur. Wie ich im Bikini aussehe will ich lieber erst gar nicht wissen. Ich schnappe mir mein gelbes Brett und Miri nimmt sich ihr hellblaues.

"Wer als erster im Wasser ist", fordere ich sie heraus und renne los.

Wir sprinten los und ich fühle mich so frei und schwerelos, wie ich mir seit dem letzten Kuss mit Cam nicht mehr gefühlt habe. Ich spüre, wie sich mein Herz ein wenig zusammen zieht, aber ich erlaube es mir nicht an Cam zu denken. Miri erreicht vor mir das Wasser und legt sich auf ihr Board and paddelt auf eine Welle zu. Ich selbst mache auch die letzten paar Schritte in das kühle Wasser und setze mich dann auf mein Brett. Für diese Welle reicht es nicht mehr. Ich sehe Miri dabei zu, wie sie genau im richtigen Moment aufsteht und auf der Welle reitet, bis sie sich an Ufer zurück treiben lässt. Jetzt bin ich dran. Wir surfen eine halbe Ewigkeit, bis der Horizont sich anfängt rot zu färben und Miri verkündet, dass sie mal kurz in der Strandbar keine fünfzig Meter weiter aufs Klo muss. Ich nicke und lasse mich von der nächsten Welle ans Ufer spülen. Miri verschwindet blitzschnell und ich hebe mein Surfbrett auf und klemme es mir unter den Arm. Weit komme ich damit nicht. Ich komme nur einige Meter, bis ich mit jemand zusammenstoße.