Shy Star

Kapitel 11 (Teil 1)

Am nächsten Morgen holt Jayden mich schon ganz früh ab und wir fahren nochmals zum Aufnahmestudio. Dort angekommen tragen Cam und Parker schon Zeug umher und Phyllis sieht mich sofort finster an.

"Was hat sie denn?", will Jayden wissen, der hinter mir ins Studio tritt und auf Phyllis deutet.

Ich zucke nur mit den Schultern, auch wenn ich mir denken kann, dass Phyllis mich immer noch hasst, wegen der Sache mit Cam. Heute sitzt ein anderen jüngerer Mann an den ganzen Computern und ist gerade beschäftigt.

"Helft den beiden, wir haben heute noch mehr vor", meint Phyllis im vorbei gehen und lässt sich neben dem jungen Mann auf einem Stuhl nieder.

Da ich die Managerin nicht noch mehr gegen mich aufbringen will, folge ich Jayden nach draußen und wir machen uns daran seinen Jeep auszuräumen. Ich trage hauptsächlich Kabel herum, weil die Verstärker und Instrumente zu schwer sind. Plötzlich hält Cam mich am Arm fest und mir fällt ein Mikrofon auf den Boden. Schnell hebe ich es auf und sehe dann Cam an. Wie immer lächelt er unbeschwert.

"Tut mir leid, wegen gestern, aber wenn ich eine Idee für einen Song habe, dann kann ich manchmal an nichts anderes mehr denken", sagt er leise und sieht sich immer wieder um.

"Schon okay", ich lächele und tue so, als wäre das hier ein ganz normales Gespräch.

"Naja, ich wollte nur, dass du es weißt", sagt Cam und drückt kurz meine Hand.

Sofort rast mein Herz und ich will ihn küssen. Ich nicke einfach und mache, dass ich rein komme. Ich sehe auf den Boden, weil ich nicht will, dass jemand sieht, wie rot ich geworden bin und wäre fast in Phyllis gerannt.

"Tut mir leid", entschuldige ich mich schnell und husche dann an ihr vorbei.

Nach zwanzig Minuten haben wir alles aufgebaut und nehmen "weighless" auf. Phyllis sieht alles andere als begeistert über den Song aus, was einzig und allein daran liegt, dass sie weiß das mehr zwischen Cam und mir ist. Aber im Moment kann sie rein gar nichts dagegen tun. Sie hat keinerlei Beweise. Es dauert nicht lange, da haben wir den Song aufgenommen und ich frage mich, was jetzt noch kommen soll. Diesmal dürfen wir uns den Song nicht anhören, weil Phyllis es total eilig hat zurück in Cams Garage zu kommen. 

Phyllis zwingt mich in ihrem Auto mit zu fahren und wirft mir die ganze Zeit vernichtende Blick zu während sie mit den Zähnen knirscht. Ich verstehe nicht was ihr Problem ist. Was zwischen Cam und mir ist geht sie nichts an. Leider ist Phyllis da anderer Meinung. Sie streicht sich eine braune Haarsträhne hinters Ohr und sieht mich dann an, als wäre ich ein widerliches Alien.

"Ich weiß was du mit diesem Song bezwecken willst, aber vergiss es gleich mal wieder", spuckt sie mir die Worte entgegen.

Da sonst niemand außer uns in dem Auto ist, muss sie erst gar nicht versuchen nett zu sein. Sie kann so gemein sein, wie sie will und niemand wird je davon erfahren.

"Du wirst dich nicht zwischen die Jungs stellen und die Band kaputt machen. Dein kleiner Song ist vielleicht nicht schlecht, aber er wird nicht die Single des Albums werden", spricht sie weiter.

In ihrer Stimme schwingt solch eine Verachtung mit, dass ich auf meinem Sitz weiter ans Fenster rutsche. Wieso denkt sie so? Ich mag Cam doch bloß und zufälligerweise mag er mich auch. Ich habe gar keine bösen Absichten. Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Es wäre ohnehin egal, weil Phyllis mir das Wort im Mund umdrehen würde.

"Denk ja nicht, dass ich nicht weiß, dass Cam dich immer besucht und dieser andere Kram. Also sage ich es jetzt noch ein letztes mal: Halt. Dich. Von. Cameron. Fern!"

Ihre Stimme wird lauter und einen Augenblick lang zucke vor Schreck zusammen.

"Was ist wenn ich nicht will?", frage ich leise und bereue es sofort.