Die 72. Hungerspiele

3. Kapitel

Sofort weht mir klimatisierte und parfümierte Luft entgegen, die eine willkommene Abkühlung zu der Hitze in Distrikt 12 ist. Dann beginne ich mich um zu sehen und komme aus dem Staunen fast gar nicht mehr raus. Wenn das erst der Zug war, wie prachtvoll musste dann das Kapitol sein ?

Die Wände aus Marmor, die Leuchter aus Kristall und als ich den Speiseraum betrete , der von fremdartigen Gewürzen und frischen Obst und Gebäck erfüllt ist, lies mir den Zug wie ein Paradies vorkommen. Dann bemerkte ich an den Fenstern die Landschaft gerade nur so zu vorbeizufliegen schien. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass wir losgefahren waren. Ich ging auf die Fenster zu und staunte darüber, mit welcher Geschwindigkeit der Zug fuhr.

„ 310 Meilen pro Stunde. " , sagt Effie .
„ Wir werden in weniger als einem Tag im Kapitol ankommen . "

Anscheinend konnte sie Gedanken lesen, denn gerade hatte ich mich gefragt wie schnell der Zug wohl fahren mochte.
„ Am besten bringe ich dich zu deinem Schlafabteil. Dort kannst du dich frisch machen und dich ausruhen. Ich hole dich dann zum Abendessen wieder ab. "

Gesagt, getan. Also bringt Effie mich zu meinem Schlafabteil, welches genauso schick eingerichtet war, wie der Rest des Zuges. Ich beschloss als erstes zu duschen. Ich war noch nie unter einer Dusche gestanden.
Zu Hause waschen wir uns in einem Bottich. Und wenn wir warmes Wasser haben wollen, müssen wir es mit Feuer erhitzen. Hier muss ich nur den Duschhahn hin und her drehen , sodass kennst weder warmes oder kaltes Wasser rauskommt . Ich dusche bis meine Haut schrumpelig ist .

Als ich fertig bin brauche ich meine Hand nur auf einem silbernen Kasten zu legen, der einen Luftstrom über meinen Kopf sendet und innerhalb von kürzester Zeit ist mein Haar getrocknet und gescheitelt . Wie ein glänzender Vorhang liegt es auf meinen Schultern. Ich ziehe neue Klamotten an, die in den Schränken liegen, die überall in meinem Abteil stehen. Effie hat gesagt alles stände zu meiner Verfügung . Kurz danach klopft es an meiner Tür. Es ist Effie, die mich zum Abendessen abholt.

Ich gehe mit ihr Richtung Speisesaal und ziehe eine süßlich riechende Duftwolke hinter mir her, die vom Duschen stammt . Doch mit einem Mal werde ich nervös . Gleich werde ich Haymitch treffen , meinen Mentor. Er ist der einzige der Sponsorendeals machen kann und er bestimmt auch wann mir die Geschenke in der Arena überreicht werden sollen . Er kann zwischen Leben und Tot entscheiden . Doch es stellt sich als gar nicht so schlimm heraus .

Während der Vorspeise , die aus einer leckeren Kürbissuppe besteht , antwortet er nur knapp auf Effies Fragen und trinkt irgend ein rotes Zeug , wahrscheinlich Alkohol . Danach wird die Hauptspeise aufgetragen . Nudeln in einer köstlichen Pilzsoße . Effie warnt mich nicht zu viel zu essen , denn es komme noch mehr . Aber so gut und reichlich habe ich noch nie gegessen , weshalb ich alles regelrecht in mich reinstopfe . Kann ja nicht schlecht sein , bis zur Arena etwas zuzunehmen .

Plötzlich fährt Effie , Haymitch an :
„ Nun , red doch mal mit dem Mädchen . Ihr habt noch keine Taktik für die Arena ausgemacht oder sowas ähnliches ! "
Haymitch murmelt etwas unverständliches und geht dann mit einem Drink in der Hand raus .

„ Du Arme . " , Effie schaut mich mitleidig an . „ Ich werde schon dafür sorgen , dass er dir hilft und deine Strategie bespricht . Wenn nötig mit Waffengewalt ! " Die letzten Worte spricht sie eher für sich , aber ich verstehe sie trotzdem . Dann frage ich mich warum Effie plötzlich so nett zu mir ist . Wahrscheinlich ist sie auch davon genervt das Haymitch ständig betrunken ist und seinen Tributen nicht hilft . Er hat sie schon aufgegeben . Effie anscheinend nicht .

Nach dem Dessert , Erdbeeren in Schokolade , spüre ich die Anstrengungen des Tages auf mir lasten . Die Müdigkeit überfällt mich und ich will nur noch in mein Bett . Also sage ich Effie Gute Nacht und schleppe mich halb wach halb schlafend zu meinem Abteil . Nur mit Müh und Not schaffe ich es mir die Zähne zu putzen und mir den Schlafanzug anzuziehen , dann lasse ich mich im die flauschigen Berge von Kissen und Decken fallen . Sobald mein Kopf das Kissen berührt hatte , falle ich in einen traumlosen Schlaf ...