"Geht es euch gut?" Die weißen Spitzen streiften meine Haut. Es fühlte sich weich an. Wie die Haare eines unbenutzten Pinsels, mit dem wunderschöne Bilder gezaubert werden konnten. Bilder, wie sie meine Mum gemalt hatte. Ich streute einige Körner auf das hölzerne Fensterbrett und beobachtete, wie sie schnell von kleinen Schnabelspitzen aufgepickt wurden. Ich strich einer der sechs Tauben über die weißen Federn. Es war nicht gewöhnlich für Vögel, sich von Menschen streicheln zu lassen, doch diese Geschöpfe vor meinen Augen hatten eine Geschichte. "Jetzt komm endlich!", rief eine Mädchenstimme von unten. "Es gibt Essen!" Meine Schwester war nicht sehr geduldig, doch das wusste ich schon immer. Seufzend stieg ich die staubigen Stufen hinab und setzte mich an den Esstisch. Die beiden Teller hatten genauso viel Platz, wie sie brauchten - Für mehr als Besteck und zwei Gläser blieb nicht mehr viel Fläche übrig. Langsam spießte ich ein kleines Stück der Bratkartoffeln auf und schob es mir in den Mund. Ich schluckte und machte mich ans nächste Stückchen. "Du warst noch nie besonders schnell", meinte Claire lächelnd. "Und du schon immer. " Ich grinste. Dann wurde mein Gesichtsausdruck wieder neutral. "Musst du heute Abend wieder weg?" "Ja, leider. Ich verspreche dir aber, dass ich übermorgen wieder da bin, Ely. Du weißt ja, was zu tun ist?" "Ja." Sie umarmte mich kurz , schnappte sich ihren Rucksack und verließ die breite Haustür.
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Federflüstern
General FictionEly verliert seine Mutter, als sie wegen Verrats von dem Verband abgeführt wird. Als seine Schwester verschwindet, führen ihn Spuren zu einem dunklen Geheimnis hinter der Organisation, der er einmal angehörte. Die Tauben, die seine Mutter ihm hinte...