"Wenn du mit dir am Ende bist und du einfach nicht weiter willst, weil du dich nur noch fragst warum und wozu und was dein Leben noch bringen soll.."
Heute ist es also so weit. Heute ist der Tag gekommen, vor dem ich mich so lange gefürchtet habe. Heute werd ich alle wieder sehen, wirklich jeden einzelnen aus meiner Familie. Ich hätte mir einen fröhlicheren Anlass gewünscht. Vielleicht fragt ihr euch was heute für ein Tag ist? Heute ist der 12.05.2013. Für viele ein normaler Tag, nur für mich nicht. Warum? Heute ist die Beerdigung meiner Mutter. Ja, sie ist tot. Weshalb? Einem behinderten 21 jährigen dichten Jungen. Er hat sie einfach angefahren und sie starb. Das ist jetzt schon 1 Woche her und ich hatte seit dem mit niemandem geredet. Meine Oma, Opa, Tante, beste Freundin jeder hat es probiert, ich wollte wirklich mein Mund öffnen und ihnen meine Schmerzen erzählen, doch ich kann nicht.
Jetzt lieg ich hier in meinem Bett und es ist erst 7.00 Uhr und ich hab diese Nacht eine ganze Stunde geschlafen was echt ein Fortschritt ist. In der letzten Woche hab ich jede Nacht maximal 30 Minuten geschlafen, was auch seine Folgen mit sich bringt. Meine Augenränder waren unnormal und ich war so müde wie noch nie, doch immer wenn ich meine Augen schließe, kommen wieder die Bilder in mein Kopf und ich fang wieder an zu weinen, so dass ich nicht schlafen kann. Über die Bilder kann ich jetzt lieder noch nicht mit euch reden, weil ich das nicht verarbeiten könnte, aber das kommt noch.
Ich weiß nicht wie lange ich jetzt schon an die Decke starte. Es wurde in dieser Woche zu meiner Lieblingsbeschäftigung. In der Dunkelheit liegen an die Decke starren und im Selbstmitleid und Trauer versinken.
"Komm Schatz, wir gehen heute mal wieder shoppen okay? Nur du und ich, Tochter und Mutter Ausflug was hälst du davon? Freudig nickte ich und sprang auf um meine Schuhe anzuziehen. Glücklich schlenderten wir durch London, nur wir beide. Es war ein wünderschöner Herbsttag. Nachdem wir durch fast ganz London gelaufen waren und folglich auch ziemlich viele Einkaufstüten hatten, machten wir uns auf den Weg nach Hause, als meine Mama mich plötzlich traurig ansah. "Was ist los?" sie antwortete mir nicht, sie lief auf diesen Laden zu ohne sich umzudrehen. Schnell folgte ich ihr. Jetzt standen wir vor dem Laden, wobei ich mich korrigieren muss, es war kein Laden es war ein Restaurant. Pizzeria Aldente. Ich fragte meine Mutter erneut was mit ihr los sei, als sie mich mit Tränen in den Augen ansah. "Ich hatte die ganze Zeit versucht diesen Ort zu meiden, ich wollte nie mehr hier her kommen, doch jetzt ist es so weit".. sie fing an mit schluchzen und ich nahm sie in meinen Arm. "Psscht, pssscht, was ist mit diesem Ort? Was ist los? Mama rede mit mir!" Sie löste sich aus meinen Armen und es kam ein leises "hier hab ich ihn das erste Mal getroffen." aus ihr heraus. Ich wusste sofort wer mit ihm gemeint ist. Mein Vater. Ich nahm sie an der Hand und zog sie hinter mir her, ich lief zurück zu unserem Auto und das einzigste was ich hörte war das Schluchzen meiner Mutter. Es machte mich fertig! Wir stiegen ein und bevor wir losfuhren drehte sich meine Mutter in Richtung Beifahrersitz, in Richtung meine Richtung."Können wir ihn besuchen?" fragte sie aufgelöst. Ich nickte nur und sie fuhr los.
Wie lange ich hier schon nicht mehr war, ich hasste diesen Ort, hier kommt immer alles hoch. Ich lies meine Mama zu meinem Vater vorlaufen und sie kniete sich vor sein Grab nieder und fing an zu reden. Ihr Körper bebte vor Weinen, es war ein schrecklicher Anblick. Ich spührte wie mir die Tränen in die Augen stiegen. Nein! Nein! Nicht jetzt, du musst jetzt stark bleiben für sie! Schimpfte ich mit mir selber und langsam ging ich auf meine Eltern zu..
Immer wieder fallen mir so Flashbacks ein. Damals als wenigstens meine Mama noch da war. Ich spürte wie ich wieder weinte. Dass es überhaupt noch Tränen in meine Körper gibt?