Kapitel 47

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Nervös betrat ich das Haus von Claire. Ich hatte dieses Gespräch gewollt und nun hatte ich Angst davor. Ich hatte Angst vor der Wahrheit.
"Hallo Schatz!"
Claire begrüßte mich so fröhlich, als hätte sie nicht den Hauch einer Ahnung, wieso ich hier sein könnte. Wahrscheinlich dachte sie sogar, ich würde zu ihr zurückkommen.
"Hallo Claire."
Bei dem düsteren Ton meiner Stimme wich ihr jedoch das Lächeln aus dem Gesicht.
Wir setzten uns zu dritt in das Wohnzimmer.
"Also, du hast mich angelogen. Ich bin hier, um die Wahrheit zu wissen."
"Angelogen? Ich habe dich nicht-"
Sofort unterbrach ich ihre weiteren Lügen.
"Ich weiß, dass ich eine Schwester hatte, und ich weiß, dass du nicht meine Mutter bist."
Betreten wanderte Claires Blick auf ihre Hände. Jedoch schien sie mir noch immer nicht die Wahrheit sagen wollen.
"Claire, verdammt, jetzt sag mir die beschissene Wahrheit! Ich kann nicht mehr! Raus mit der Sprache!"
"Verdammt, meine Tochter ist tot!
Du hattest eine Schwester, richtig, eine Halbschwester. Ich bin nicht deine Mutter, ihr hattet nur den selben Vater. Bis vor zwei Jahren hast du bei deiner Mutter gelebt und warst nur an jedem zweiten Wochenende bei deinem Vater. Ich habe es so eingerichtet, dass Marry immer dort war, wenn du nicht dort warst. Du hattest einen schlechten Einfluss auf sie, hast ihr Flausen in den Kopf gesetzt.
Dann ist deine Mutter gestorben und du bist zu deinem Vater gezogen. Ab da hast du Marry immer öfter gesehen. Ihr wurdet Freunde und dadurch hast du auch Jenny kennengelernt.
Als du dann durch Jenny Zac getroffen hast, ging alles bergab. Ihr habt zu dritt, also du, Zac und Marry, immer mehr schwachsinniges Zeug angestellt.
Als ihr dann abgehauen seit, dachten dein Vater und ich, dass wir euch nie wieder sehen würden. Dann habe ich von dem Unfall erfahren. Ich bin hierher gezogen und habe deinem Vater gesagt, dass ihr beide bei dem Unfall gestorben seit. Er denkt, du wärst tot. Versteh mich, du lagst im Koma und niemand hat damit gerechnet, dass du je wieder aufwachst. Als ich dann den Anruf bekam, dass du wieder wach bist, sponn sich diese Idee in meinem Kopf zusammen.
Ich wollte dir sagen, dein Vater sei tot und dich dann endlich vernünftig erziehen, damit du keine anderen Kinder mehr verderben kannst.
Aber dann habe ich erfahren, dass du dich an dein altes Leben gar nicht mehr erinnern kannst. Also habe ich mich als deine Mutter ausgegeben. Ich wollte dich zur perfekten Tochter machen, zu meiner Tochter. Ich wollte, dass du tot und Marry lebendig ist."
Ein krankhaftes, angsteinflößendes Lachen drang aus ihrer Kehle.
"Beinahe hätte es sogar geklappt. Aber du bist immer noch das gleiche sture Miststück wie früher."
Weiteres Lachen.
Ängstlich wich ich zurück, bis ich im Flur ankam. Danny folgte mir.
Gemeinsam flohen wir aus dem Haus, aus dem Haus dieser verrückten Frau.

Lost MemoriesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt