Prolog

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Belgravia, London

15.9.1912

"Er ist so wunderschön", flüsterte er und lächelte wehmütig.
"Natürlich", meinte Lady Tilney unverblümt. "Genau wie eure Tochter." Das junge Mädchen seufzte glücklich, aber es schwang auch eine Spur Trauer in ihrer Stimme mit. "Wie sollen wir den Kleinen denn nennen, Paul?", fragte sie liebevoll. Dieser zuckte nur mit den Schultern. "Such du aus, Prinzessin", meinte er leichthin. Empört blickte Lucy ihn an. "Wie kann dir der Name unseres Neugeborenen so egal sein?", fragte sie schockiert. "Ist es nicht, Luce", wehrte Paul ab. "Es ist nur so, dass ich deinem Urteil vertraue." Nach einer kurzen Pause fügte er hinzu. "Und außerdem werde ich es dir schon sagen, wenn der Name mir nicht gefällt." Lucy rollte mit den Augen. "Super", fauchte sie ironisch. "Da hast du dich ja fein herausgeredet!" 
Lady Tilney lächelte die beiden verbindlich an und sagte. "Kommt, ich mache uns eine Tasse Tee mit heißen Zitronen." Paul nickte und reichte Lucy seine Hand. Diese seufzte und ließ sich von ihm hochziehen. Sie beugte sich nur noch einmal kurz hinunter zu dem Kleinen, der zugedeckt auf dem Bett lag und drückte ihm vorsichtig einen Kuss auf die Stirn. Dann wurde sie von Paul zum Tisch geführt.
Der Butler, Millhouse reichte ihnen ein silbernes Tablett auf dem Plätzchen und eine Kanne Tee standen. Lucy dankte ihm und nahm sich einige Kekse und biss hinein, Paul unterdessen, nahm einen Schluck vom Tee. Beide fühlten sich danach sofort besser.  "Paul?", fragte Lucy und schluckte die letzen Krümel hinunter. "Lass uns noch einmal über den Namen reden." Paul verdrehte die Augen, doch er nickte bereitwillig. "Wie gesagt, schlag du etwas vor", meinte er hartnäckig. Ein Grinsen erhellte sein Gesicht. "Solange wir ihn nicht Gideon nennen!" Lucy legte den Kopf schief. "Warum denn eigentlich nicht? Ich wollte den Namen gerade vorschlagen!" Dann prustete sie los. "Schau doch nicht so geschockt, Paul! Das war nur ein Scherz...obwohl es wirklich ein sehr schöner Name ist."
Paul warf ihr einen finsteren Blick zu. Er konnte Gideon de Villiers nicht sonderlich gut leiden, auch wenn ihr Verhältnis eindeutig besser war, als bei ihrer ersten Begegnung. Er stellte seine Tasse ab. "Wie wäre es mit Walter, Wilhelm, Friedrich oder Gerhard? Diese Namen sind jetzt gerade im Jahr 1912 sehr beliebt." Lucy schaute ihn gequält an. "Die Menschen in dieser Zeit haben einfach keinen guten Geschmack." "Nicht?", die scharfe Stimme von Margret Tilney ließ sie zusammen zucken, aber als sie die ältere Frau anblickte, sah sie sie schmunzeln. "Das war natürlich nicht persönlich gemeint", sagte Lucy und seufzte.

"Wie wäre es denn mit Lucas oder George? Von diesen Namen erzählt ihr immer so viel Gutes", sagte Lady Tilney auf einmal. Lucy schaute zu ihr hoch und auch Paul drehte den Kopf zu der älteren Dame. "Das sind beides sehr schöne Namen", meinte Lucy und musste lächeln, Paul stimmte ihr nickend zu und bemerkte: "George wird mich zwar immer an Mr. George erinnern, aber das ist ja nicht schlimm! Gwendolyn sagt, er wäre immer nett zu ihnen und helfe ihnen. Ich kann mich auch noch sehr positiv an ihn erinnern." "Ja", Lucys Augen glänzten traurig, aber sie lächelte. "Und Grandpa Lucas hat uns immer unterstützt." Sie musste grinsen. "Auch wenn er hier noch gar nicht geboren ist." "Also", meinte Paul zufrieden und ging um den Tisch herum zu Lucy. "Dann ist es ja fast geklärt! Wollen wir ihn Lucas George de Villiers nennen?" Als Lucy nickte drückte er ihr einen Kuss auf das Haar. "Wie lautet eigentlich Gwendolyns Nachname nun, wo sie die Wahrheit kennen? Theoretisch ist sie doch gar nicht Grace Shepherds Tochter und müsste also de Villiers heißen!" Lucy seufzte. "Ist doch egal, Paul."

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